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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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hindern«, entgegnete Clodius.
    Plancus Bursa, ein wortkarger Sonderling, der erst vor kurzem sein Amt als Volkstribun angetreten hatte, sagte in seiner leidenschaftslosen Art: »Du spielst mit dem Feuer, Clodius.«
    »Die gesamte Erste Klasse wird sich gegen dich verbünden«, fügte Pompeius Rufus düster hinzu, ebenfalls ein Volkstribun.
    »Aber du willst es trotzdem tun«, stellte Decimus Brutus fest.
    »Natürlich. Ich wäre ein Narr, wenn ich es nicht tun würde.«
    »Und mein kleiner Bruder ist kein Narr«, murmelte Clodia und lutschte lasziv an ihren Fingern, während sie Antonius sehnsüchtig anblickte.
    Antonius kratzte sich zwischen den Lenden, schob deren eindrucksvollen Inhalt mit der Hand auf die andere Seite und warf Clodia eine Kußhand zu; sie waren alte Bettgenossen. »Wenn du das durchbringst, gehören dir alle Freigelassenen Roms, Clodius«, sagte er nachdenklich. »Sie würden für alles stimmen, was du von ihnen verlangst. Allerdings hast du damit noch nicht die Konsuln, die in den Zenturiatswahlen gewählt werden.«
    »Konsuln? Wer braucht denn Konsuln?« fragte Clodius hochmütig. »Ich brauche lediglich zehn Volkstribunen, und das jedes Jahr. Wenn die zehn Volkstribunen tun, was ich sage, dann sind die Konsuln so überflüssig wie ein Kröpf. Prätoren werden nur noch Richter sein, sie werden keine gesetzgeberische Gewalt mehr haben. Der Senat und die Erste Klasse bilden sich ein, Rom gehöre ihnen — in Wirklichkeit kann jeder Rom besitzen, solange er es wie Sulla richtig anstellt. Oder wie ich, Antonius.«
    Curio starrte Clodius an, als hätte er ihn noch nie gesehen. »Ich habe immer schon gewußt, daß du nicht ganz richtig im Kopf bist, Clodius. Aber was du jetzt vorhast, ist der reinste Wahnsinn!«
    Die Frauen, die vor Curios Meinung hohen Respekt hatten, wurden auf der Liege, die sie sich teilten, ganz klein, und Fulvias schöne, braune Haut wurde zusehends blasser. Sie schluckte und versuchte zu kichern, dann reckte sie kampflustig das Kinn vor.
    »Clodius weiß, was er tut!« sagte sie. »Er hat alles genau überlegt!«
    Curio zuckte mit den Achseln. »Mach was du willst, Clodius! Für mich bist du jedenfalls verrückt. Aber ich warne dich: Ich werde gegen dich sein.«
    In Clodius kam auf einmal wieder der schrecklich verzogene Junge zum Vorschein, der er früher gewesen war. Er sah Curio verächtlich an, rümpfte spöttisch die Nase, rutschte von der Liege, die er mit Decimus geteilt hatte, und rauschte hinaus, Fulvia in wehenden Gewändern hinter ihm her.
    »Sie haben ihre Schuhe vergessen«, sagte Pompeius Rufus, dessen Intelligenz in etwa der seiner Schwester entsprach.
    »Ich kümmere mich um ihn«, sagte Plancus Bursa und wandte sich zum Gehen.
    »Nimm wenigstens du deine Schuhe mit, Bursa!« rief Pompeius Rufus.
    Curio, Antonius und Decimus Brutus fanden das außerordentlich komisch. Sie fielen auf ihre Liegen und brachen in schallendes Gelächter aus.
    »Du darfst Publius nicht so ärgern«, sagte Clodilla zu Curio. »Jetzt schmollt er wieder tagelang.«
    »Mir wäre lieber, er würde nachdenken!« brummte Decimus Brutus.
    Clodia, die zwar nicht mehr jung, aber immer noch äußerst attraktiv war, sah die drei Männer mit ihren dunklen, weit geöffneten Augen an und sagte: »Ich weiß, daß ihr ihn alle mögt! Und daß ihr nur Angst um ihn habt! Aber das braucht ihr nicht — er hat sein Leben lang nur verrückte Sachen angestellt, und irgendwie gewinnt er immer.«
    »Diesmal nicht!« seufzte Curio.
    »Er ist wahnsinnig!« sagte Decimus Brutus.
    Antonius hatte genug von diesem Thema. »Mir ist egal, ob er verrückt ist!« knurrte er. »Ich will Quästor werden! Ich kratze jeden Sesterz zusammen, den ich auftreiben kann, und werde trotzdem immer ärmer!«
    »Hast du Fadias Geld etwa schon durchgebracht?« fragte Clodilla.
    »Fadia ist seit vier Jahren tot!« erwiderte Antonius beleidigt.
    »Aber Marcus!« rief Clodia und lutschte an ihren Fingern. »Rom ist voll von häßlichen Töchtern reicher Väter, die sich gesellschaftlich verbessern wollen.«
    »So wie es jetzt aussieht, nehme ich wahrscheinlich meine Cousine Antonia Hybrida.«
    Die anderen setzten sich auf und starrten ihn an, auch Pompeius Rufus.
    »Geld hat sie!« Curio legte den Kopf schief.
    »Deshalb werde ich sie ja wahrscheinlich heiraten. Onkel Hybrida kann mich zwar nicht leiden, aber es ist ihm lieber, Antonia heiratet mich als irgendeinen Waschlappen.« Er sah nachdenklich vor sich hin. »Angeblich quält

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