MoR 05 - Rubikon
überrascht.
»Ich habe noch keinen Mann für sie.«
»Tja, du hast auf ihren Vetter Brutus gehofft... «
»Er kommt Ende des Monats aus Kilikien zurück.«
»Willst du ihn noch einmal fragen? Er braucht Appius Claudius nicht, also kann er sich von Claudia scheiden lassen.«
Wieder ließ Cato sein wieherndes Lachen hören. »Ich frage ihn nicht! Brutus hatte seine Chance gehabt. Er hat Claudia geheiratet, jetzt soll er auch bei ihr bleiben.«
»Und Ahenobarbus’ Sohn?«
Der Krug neigte sich erneut, und der rote Wein floß in den Becher. Catos stets gerötete Augen sahen Bibulus über den Becherrand an. »Und du, alter Freund?«
Bibulus fuhr zusammen. »Ich?«
»Warum nicht? Domitia ist schließlich tot.«
»Ich... ich... ich hätte nie gedacht. . . Bei den Göttern, Cato! Ich? «
»Willst du sie nicht? Zugegeben, Porcia hat keine Mitgift von hundert Talenten, aber arm ist sie auch nicht. Sie ist wohlgeboren und sehr gebildet, und ich kann mich für ihre Treue verbürgen.« Er trank. »Schade nur, daß sie ein Mädchen ist und kein Junge — sie ist tausendmal mehr wert.«
Mit tränenerfülltem Blick streckte Bibulus die Hand über den Tisch. »Natürlich nehme ich sie, Marcus. Es ist mir eine Ehre.«
Aber Cato beachtete die Hand nicht. »Gut«, sagte er nur und trank, bis der Becher leer war.
Am siebzehnten Tag jenes Januar machte Publius Clodius sich zum Ausreiten fertig, schnallte das Schwert an den Gürtel und suchte seine Frau in ihrem Zimmer auf. Fulvia lag lustlos auf einem Sofa; sie fühlte sich nicht wohl. Ihre Haare waren ungekämmt, ihr wunderbarer Körper noch mit einem dünnen, safrangelben Nachthemd bekleidet. Als sie Clodius sah, setzte sie sich auf.
»Was ist los, Clodius?«
Er zog eine Grimasse, setzte sich auf den Rand des Sofas und küßte sie auf die Stirn. »Cyrus liegt im Sterben, Liebste.«
»Nein!« Fulvia vergrub das Gesicht in Clodius’ Leinenhemd, das einem Unterkleid für einen Brustpanzer ähnelte, nur daß es nicht gepolstert war. Dann hob sie den Kopf und starrte ihn verwirrt an. »Aber deinen Kleidern nach zu schließen, verläßt du Rom. Warum? Ist Cyrus nicht in der Stadt?«
»Doch, schon.« Der Gedanke an Cyrus’ nahen Tod setzte Clodius aufrichtig zu, aber nicht deshalb, weil er dann die Dienste von Roms bestem Architekten verlieren würde, sondern weil er ihn mochte. »Deshalb muß ich ja zur Baustelle raus. Cyrus glaubt, daß er in seinen Berechnungen einen Fehler gemacht hat, und er traut keinem anderen als mir zu, das zu überprüfen. Ich bin morgen wieder da.«
»Laß mich nicht allein zurück, Clodius!«
»Ich muß«, sagte Clodius unglücklich. »Du fühlst dich nicht wohl, und ich habe es schrecklich eilig. Die Ärzte sagen, Cyrus wird höchstens noch zwei oder drei Tage leben, und er soll in Ruhe sterben können.« Er küßte sie auf den Mund und stand auf.
»Paß auf dich auf!« rief Fulvia.
Clodius grinste. »Tue ich doch immer, das weißt du doch. Schola, Pomponius und mein Freigelassener Gaius Clodius begleiten mich, außerdem eine Eskorte von dreißig bewaffneten Sklaven.«
Die Pferde, gute Pferde, waren von den Ställen in der Vallis Camenarum außerhalb der Servianischen Mauer in die Stadt gebracht worden. Sie hatten in der engen Gasse, an der Clodius’ Haus stand, bereits eine Menge Schaulustiger angezogen, denn so viele Pferde innerhalb Roms waren ungewöhnlich. Doch gingen prominente Männer in jenen unruhigen Zeiten normalerweise nur mit einer Leibwache aus Sklaven oder einer gekauften Schlägertruppe aus dem Haus, und Clodius war da keine Ausnahme.
Er hatte den Ausritt kurzfristig geplant und wollte zurück sein, bevor seine Abwesenheit überhaupt bemerkt wurde. Die Sklaven waren jung und im Umgang mit dem Schwert geübt, das an ihrer Hüfte hing. Brustpanzer oder Helm trugen sie nicht.
»Wohin reitest du, Soldatenfreund?« rief ein Mann aus der Menge und grinste breit.
Clodius blieb stehen. »Tigranocerta? Lucullus?«
»Lucullus. Nisibis.«
»Das waren Zeiten, wie?«
»Fast zwanzig Jahre her, Soldatenfreund! Aber keiner von uns, die damals dabei waren, hat Publius Clodius vergessen.«
»Der alt und zahm geworden ist, Soldat.«
»Wohin reitest du?« wiederholte der Mann seine Frage.
Clodius schwang sich in den Sattel und gab Schola einen Wink, der bereits aufgesessen war. »In die Albaner Berge, aber nur für eine Nacht. Morgen bin ich wieder zurück.« Er wendete sein Pferd und ritt die Gasse in Richtung Clivus Palatinus
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