Morag und der magische Kristall
werde dies hier selbst zu Ende bringen müssen! Wie gewöhnlich!«
Und während die Freunde zusahen, drehte sich die alte Hexe – denn eine Hexe war sie – zu ihnen um. Den Blick auf ihre Peiniger geheftet, angelte sie eine Flasche mit etwas Grünem, Zischendem aus ihrer Schürzentasche, hob sie hoch in die Luft und begann, uralte und schreckliche magische Worte zu singen. Erschrocken blickte Shona zu Bertie und Aldiss hinüber. Sie kannte einige dieser Worte und wusste, dass sie nichts Gutes zu bedeuten hatten.
»Lauft!«, warnte sie ihre Freunde. »Versteckt euch!«
Der Dodo und die Ratte rannten los, um in Deckung zu gehen. Da sie klein waren, fiel es ihnen leicht, in den Schränken der Küche Verstecke zu finden, aber für einen Drachen war es nicht so einfach, selbst für einen Pygmäendrachen wie Shona. Sie sah sich verzweifelt um, aber ihre Suche war vergeblich.
Die alte Frau kicherte boshaft. Über ihrem Kopf, festgehalten von ihren klauenähnlichen Händen, begann der Trank in der Flasche zu kreiseln, und während sie weitersang, warf die Flüssigkeit Blasen und zischte noch mehr.
Shonas Augen weiteten sich.
Sobald der Trank über den Flaschenhals zu brodeln drohte, grinste die alte Frau hämisch und schleuderte die Flasche quer durch den Raum nach der Drachin. Für den Bruchteil einer Sekunde wusste Shona nicht, was sie tun sollte, dann erwachte ihr Überlebensinstinkt. Sie sah etwas Großes, Leuchtendes in Reichweite – ein riesiges Metalltablett. Hastig griff sie danach und hielt es sich vor die Brust, um die Flasche abzuwehren.
Funken explodierten, die Drachenfrau wurde quer durch den Raum geschleudert, prallte gegen die Wand und fiel zu Boden. Bevor alles schwarz wurde, war sie davon überzeugt, Schreie zu hören.
»Shona! Shona! Wach auf!« In Berties Stimme lag ein dringlicher Tonfall.
»Bitte, wach auf!«, rief Aldiss. »Wir können nicht hierbleiben, es ist zu gefährlich!«
Shonas gelbe Augen öffneten sich flackernd und sie erblickte über sich das besorgte Gesicht des Dodos. Unverzüglich wirkte Bertie erleichtert.
»Oh, Gott sei Dank«, sagte er. »Ich dachte, es wäre um dich geschehen. Steh auf, wir müssen hier weg, bevor irgendjemand kommt.« Er und Aldiss nahmen ihre ganze Kraft zusammen, griffen nach Shonas Vorderbein und versuchten, sie hochzuziehen.
Die Drachin richtete sich auf und stöhnte. Ihr ganzer Körper schmerzte. Sie fühlte sich, als hätte eine Dampfwalze sie überrollt. Schließlich rieb sie sich den Rücken und den Kopf, aber nichts half.
»Ooooh, was ist passiert?«, ächzte sie. Sie erhob sich unsicher und sah sich um, um sich zu orientieren. Sie befanden sich noch immer in der Küche des Restaurants. Fragend sah Shona Bertie und Aldiss an.
»Erinnerst du dich denn nicht?«, erkundigte Bertie sich und half ihr, auf die Füße zu kommen, während sie von einer Seite zur anderen schwankte.
»Nein – ich – was ist hier passiert?« Shona schaute sich erstaunt um, denn überall um sie herum herrschten Zerstörung und Chaos. Die Tische und Regale waren verbrannt und die Wände geschwärzt von Ruß. Schüsseln und Tassen, die neben der Spüle auf den Abwasch gewartet hatten, übersäten jetzt in kleinsten Scherben den Boden, und in der Luft hing der würgende, beißende Geruch von Rauch.
Auf dem Boden lag die alte Hexe – tot. Ihr lebloser Körper war von der Explosion ganz schwarz. Neben ihr lag ihre Enkeltochter, bewusstlos und ohne sich zu regen. Jetzt erinnerte Shona sich an den Trank, den die Alte nach ihr geschleudert hatte, sie erinnerte sich auch daran, ihn mit dem großen Metalltablett abgewehrt zu haben, bevor die Wucht der Explosion sie von den Füßen gerissen hatte.
»Habe ich das getan?«, fragte sie ihre Freunde. Die nickten.
»Ich habe alles mit angesehen«, sagte Aldiss. »Die Flasche ist vom Tablett abgeprallt. Die alte Hexe hat noch versucht, sich davor in Sicherheit zu bringen, aber sie war zu langsam. Ihr eigener Zaubertrank hat sie mit voller Wucht getroffen und sie getötet.«
»Was ist mit ihrer Enkelin?«, fragte Shona. Sie fühlte sich schrecklich, weil sie jemanden getötet hatte, auch wenn es jemand war, der sie alle betäubt und ihre Freundin verkauft hatte. Trotz ihrer Drohungen hätte Shona niemals mit Absicht eine lebende Seele töten können. »Ist sie auch tot?«
»Nein, sie ist nur bewusstlos«, antwortete Aldiss. »Wir haben nachgesehen.«
»Was der Grund ist, warum wir sofort aufbrechen müssen!«, fiel Bertie
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