Morag und der magische Kristall
sichere Stelle ein, an der wir an Land gehen könnten«, antwortete sie. »Es sei denn …«, murmelte sie. Gab es da nicht noch eine Bucht?, dachte sie. Sie zermarterte sich das Hirn und versuchte, sich an die Küstenlinie der Insel zu erinnern.
Schließlich tippte sie sich mit einer großen, gebogenen Kralle an die Stirn und verfiel in konzentriertes Schweigen. Sie versuchte, an ihre Drachenkindheit zurückzudenken. Gab es da nicht eine Stelle, an der sie und ihre Schwestern immer gespielt hatten? Irgendwo im Norden der Insel? War dieser Ort weit genug von Burg Murst entfernt, um nicht gesehen zu werden?
»Ich denke, es könnte eine Möglichkeit geben«, sagte sie schließlich.
»Ja?« Bertie und Aldiss sogen aufgeregt die Luft ein.
»Es gibt da eine Stelle im Norden«, fuhr sie fort. »Es wäre zu gefährlich, das Boot dort festzumachen. Es gibt dort keinen Bootssteg, keinen Strand, nur Klippen. Aber es ist unsere einzige Chance, ungesehen auf die Insel zu kommen. Es ist sehr riskant, und ich bin mir nicht sicher, ob wir das tun sollten. Wir müssten steile Klippen hinaufklettern, und falls wir es bis nach oben schaffen sollten, müssten wir noch gut zehn Kilometer gehen, bevor wir den Großen Wald erreichen. Dort haben wir das Problem, dass der Wald voller gefährlicher Geschöpfe ist, und selbst wenn wir ihnen entgehen könnten, müssten wir aufpassen, uns nicht zu verirren.
Bevor wir in die Nähe der Burg kommen, müssen wir den großen Murstlan mit seinen unberechenbaren Strömungen überqueren. Das wäre ungemein gefährlich, und ich bin mir nicht sicher, ob wir es schaffen können.«
»Aber es ist unsere einzige Chance!«, beharrte Bertie. »Wir haben keine andere Wahl!«
»Vielleicht doch!«, rief Kyle der Fischer, der hinter Shonas massigem Leib stand. Die Drachenfrau drehte sich überrascht um.
»Was hast du im Sinn?«, fragte sie.
»Mach mir ein wenig Platz, dann werde ich es euch erzählen«, sagte er.
Oben auf Deck kroch der immer noch seekranke Tanktop aus seinem Versteck. Er schlich sich so nah an die Kajüte heran, wie er es wagte, und stellte sich vor ein offenes Bullauge, um aufmerksam zu lauschen.
In der Kajüte nickte Bertie, während Kyle sprach. Der Plan des Menschen war ziemlich klug, fand der Dodo. Er war einfach und nicht ohne Risiken, aber zumindest würden sie weder durch reißende Strömung schwimmen noch trügerische Klippen erklimmen oder sich gegen gefährliche Wesen verteidigen müssen. Als Kyle zum Ende kam, drehte Bertie sich zu Aldiss und Shona um.
»Nun? Was denkt ihr?«
Die Ratte und der Drache blickten ernst drein, dann ergriff Aldiss das Wort.
»Ich denke, es könnte vielleicht funktionieren«, sagte er.
»Dasselbe denke ich«, bekräftigte Bertie. »Shona?«
Die Drachenfrau nickte. »Ich bin dabei«, antwortete sie.
Bertie lächelte. »Dann sind wir uns also einig. Lasst uns zusehen, dass wir alle ein wenig Ruhe bekommen. Wir haben noch immer eine hübsche Strecke vor uns und wir werden nicht vor Einbruch der Nacht in Murst ankommen. Nun, ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe großen Hunger. Wollen wir alle etwas essen?«, fragte er.
Kyle blickte beunruhigt drein.
»Ich habe nicht viel zu essen auf diesem Boot«, erklärte er hastig. »Aber wenn ihr mir zwei Stunden Zeit gebt, kann ich bestimmt ein paar Fische fangen.«
»Oh, zerbrich dir darüber nicht den Kopf«, meinte Bertie lächelnd und klopfte auf seinen Tornister. »Ich kann ganz schnell alles hervorzaubern, was du willst. Du brauchst bloß danach zu fragen.«
Der Fischer beäugte den Dodo zweifelnd.
»Und wie willst du das anstellen?«
»Hiermit«, erwiderte Bertie und hielt die Tasche hoch. »Nur zu. Alles, was du willst. Was darf es denn sein?«
Kyle runzelte die Stirn. Er konnte jedes Gericht haben, nach dem ihm der Sinn stand, und es fiel ihm kein einziges ein. Dann sprang ihm eine Erinnerung in den Kopf, eine Erinnerung an die Zeit, als er noch ein Junge gewesen war und sein Vater ihm die eine Speise gemacht hatte, die er wirklich liebte.
»Also schön«, sagte er. »Bitte deine Tasche um einen Teller von der Fleischpastete meines Dads, mit Bohnen.«
»Kein Problem«, entgegnete Bertie. Er schob einen Flügel in die Tasche und zog einen großen Teller mit einer köstlich duftenden Fleischpastete, Kartoffelpüree und gebackenen Bohnen hervor. Kyle riss erstaunt die Augen auf, als der Teller vor ihn hingestellt wurde.
»Aldiss«, fuhr Bertie fort. »Irgendwelche
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