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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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kommst du jetzt unter?“, wollte Johann wissen.
    „Der Alois hat im Söller noch Platz, hat er mir angeboten.“
    „Wird schon werden. Alles Gute.“
    „Ist recht, Johann, dir auch.“
    Johann näherte sich dem Wachposten, der ihn müde ansah. „Ich bring was zu essen, vom Jakob Karrer.“
    Die Wache ließ ihn passieren.
    Die Luft in der Stube war zum Schneiden mit Pfeifenrauch gefüllt, der sich mit dem Geruch von Ruß und Schweiß zu einem beißenden Gestank vermischte. Tonsplitter waren über den Fußboden verstreut, einige Soldaten saßen dicht gedrängt um den Tisch und löffelten Mus, andere schliefen zusammengerollt in der Ecke.
    Die Stimmung war gedrückt.
    „Noch mehr zum Essen.“ Johann stellte den Sack in eine Ecke, in der bereits mehrere Holzsteigen mit Brotlaiben, Würsten, Speck und Schnaps waren. Die Soldaten nahmen kaum Notiz von ihm.
    „Ist ja noch ein weiter Weg bis nach Bayern“, sagte Johann beiläufig.
    „Was geht dich das an, Knecht?“ Ein alter Kämpfer mit hochrotem Kopf blickte ihn scharf an. Es war der Adjutant, der die Männer auf dem Platz befehligt hatte. Einige Schmisse zierten sein Gesicht, einer davon hatte seine linke Augenbraue und den Wangenansatz gespalten.
    Johann kannte diese Sorte Soldat, die schon alles gesehen und erlebt hatte und innerlich leer und müde war. Und auf den letzten Stoß wartete.
    „Hab mich nur gefragt, wie ihr in dieses abgelegene Tal geraten seid. Immerhin sind die Bayern für ihre genauen Karten bekannt.“
    Der Alte setzte ein Grinsen auf. „Da hast schon Recht, wir haben’s uns nicht ausgesucht. Nach der Schlacht um Innsbruck wollten wir wieder über die Grenze zurück, aber wir sind von Tyroler Sturmscharen in die Zange genommen worden. Die Schweine haben uns langsam aufgerieben.“ Er spuckte seinen Kautabak auf den Boden. „Über zweihundert Mann waren wir in Innsbruck noch, kannst du dir das vorstellen, Knecht? Zweihundert!“
    Plötzlich hörten sie markerschütternde Schmerzensschreie vom Söller her, die aber bald verstummten. Betretenes Schweigen herrschte in der Stube, einige der Soldaten bekreuzigten sich.
    Der Alte nahm einen tiefen Schluck aus seinem Lederbeutel und verzog ob der Schärfe des Gesöffs das Gesicht. Johann versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, auch wenn er innerlich mit dem armen Teufel da oben litt. Wahrscheinlich hatten sie ihm irgendein Körperteil abgesägt, dachte er, ein furchtbares Schauspiel, dem Johann nur zu oft hatte beiwohnen müssen.
    Andererseits: Lieber hand- als leblos, hatte einer seiner Kameraden einmal gescherzt, bevor er selbst an der Reihe war. Die Amputation hatte er dann überlebt, nicht aber den anschließenden Wundbrand.
    Johann riss sich aus seinen Gedanken. „Und auf dem Weg zur Grenze ist dann der Winter eingebrochen …“, hakte er nach.
    „Ja, der hat uns den Rest gegeben. Viele haben wir unterwegs zurücklassen müssen. Zu viele. Aber was kümmert’s dich?“ Der Alte schnupfte kurz. „Und jetzt verschwind!“
    Johann erkannte, dass er nicht mehr erfahren würde.
    Geduld. Sonst will am Ende noch einer von denen etwas über deine Vergangenheit wissen
.
    Und das wollte Johann auf keinen Fall. Er verließ die Stube.
    Der alte Kämpfer blickte ihm nach …
    „Verdammt neugierig, der Knecht“, raunzte ein Soldat, der in der Ecke der Stubenbank lungerte. Seine Kopfbinde war vor Dreck fast schwarz.
    „Wenn das ein Knecht ist, dann fress ich einen Besen, das sag ich dir. Der war mal einer von uns, das spür ich“, gab der Alte als Antwort.
    „Ein Bayer?“
    „Mensch, du bist so blöd wie dein Verband dreckig ist, Joseph. Ein Soldat, mein ich.“ Der Alte biss kräftig von einer geräucherten Wurst ab und kaute sie genüsslich mit offenem Mund.
    „Und du hast die Weisheit mit’m Löffel g’fressen, was?“, gab Joseph eingeschnappt zurück.
    „Das wär dann zumindest ein Löffel mehr als du“, sagte der Alte grinsend.
    Bevor Joseph antworten konnte, schwang die Stubentür auf und der Kommandant kam herein. Der Alte wollte aufspringen, aber der Kommandant machte eine abwehrende Handbewegung. „Schon recht, Albrecht.“ Er blickte auf seine abgekämpften Soldaten, nahm dann wohlwollend die Wärme und das Essen zur Kenntnis.
    „Da können wir’s aushalten, was?“, schallte es aus einer Ecke.
    Der Kommandant nickte und wandte sich an den alten Kämpfer. „Sind alle untergebracht, Albrecht?“
    „Jawohl!“, gab der Alte scharf zurück und schluckte die Wurst hinunter.

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