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Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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besetzt. Es waren nur wenige Tische frei. Ganz am Ende des Saals waren mehrere Tische zu einer langen Tafel zusammengestellt und eine größere Gesellschaft wurde dort bewirtet. Wahrscheinlich eine Familienfeier, dachte ich mir.
    Und da sah ich sie; sie stand hinter dem Stuhl eines Gastes an dem langen Tisch, hatte den linken Arm hinter ihren Rücken gelegt und beugte sich vor, um mit der rechten Hand Wein nachzugießen.
    Sie trug ein schwarzes Top, einen geraden schwarzen Rock und eine lange, weinrote Schürze, wie die anderen Kellnerinnen, die ich umherhuschen sah. Ihre Haare hatte sie zu einem flachen Zopf in den Nacken frisiert. Sie hielt sich sehr gerade und wirkte ernst und vornehm, kein bisschen wie die kesse, hüftschwingende Anita aus der Casa Maria, aber auch das stand ihr gut.
    Am liebsten wäre ich gleich aufgesprungen und zu ihr hingerannt, aber das ging natürlich nicht. Ich musste mich gedulden.
    Jetzt kam Manuel, (oder doch nicht Manuel), mit der Speisekarte zurück.
    Ich studierte die Weinkarte und bestellte mir einen Tajinaste aus Teneriffa. Wenn ich hier schon teuer essen und trinken musste, um nahe bei meiner Angebeteten zu sein, konnte ich ja gleich mal testen, was die Konkurrenz so zuwege brachte, dachte ich.
    Die Menükarte bereitete mir allerdings Kopfzerbrechen. Darin gab es nur schicki-micki Speisen, passend zum Ambiente dieses abgehobenen Restaurants. Entsprechend waren auch die Preise. Ich überlegte, ob ich lieber die Karte zuklappen sollte und bei meinem Wein bleiben, war mir aber sicher, dass das unangenehm auffallen würde.
    Seufzend wünschte ich, dass Anita sich bald meinem hartnäckigen Werben ergeben würde, denn das Acueducto war als Stammlokal für eine soliden, aber bescheidenen Weinbauer eher ungeeignet.
    Ich entschied mich für geschmortes Kaninchen in Knoblauchsoße. Die Arbeit im Weinberg hatte mich hungrig gemacht.
    Anita hatte dem Gast fertig eingegossen und drehte sich, um zur Küche zu eilen. Da fielen ihre Augen auf mich.
    Ich war wie auf die Folter gespannt. Was würde sie jetzt machen? Würde sie mich bewusst ignorieren, oder würde sie mir zunicken?
    Aber meine Sorgen verflüchtigten sich schnell. Als sie mich erkannte, breitete sich ein freudiges Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Sie blickte schnell nach rechts und links, als ob sie sich vergewissern wollte, dass keiner im Moment sonderlich auf sie achtete und kam flink an meinen Tisch.
    „Juan! Du hier?“, begrüßte sie mich. „Ich freue mich so, dich zu sehen. Ich habe noch häufiger an den Abend neulich denken müssen.“ Sie senkte ihre Lider und blickte auf ihre Schuhspitzen. Wieder staunte ich über ihre herrlich langen Wimpern, die wie die Flügel eines Vogels Schatten auf ihre Wangen warfen.
    „Und?“, fragte ich ungeduldig, „Gerne, oder nicht so gern?“
    „Ach, es tut mir schon leid, wie es ausgegangen ist“, sprudelte es aus ihr heraus. „Carlos kann so unmöglich sein. Aber es bleibt dabei. Es ist besser, wenn du uns nicht zu Hause besuchst. Aber wenn ich dich hier ab und zu sehen kann, dann freue ich mich schon sehr. Du siehst heute wahnsinnig gut aus, so elegant.“ Sie wurde rot.
    Nun kam Manuel mit meinem Wein. Er funkelte Anita böse an.
    „Anita, du weißt, wir sollen die Gäste nicht mit unserem belanglosen Geplauder belästigen“, sagte er auf Spanisch. „Außerdem wirst du am Tisch zwölf gebraucht. Schnell, lauf hin.“
    Anita machte ein schuldbewusstes Gesicht, sah mich so lieb und bedauernd an, dass mir das Herz aufging, und eilte wieder davon.
    Manuel entkorkte den Wein, goss mir einen Schluck ein und reichte ihn mir zum Verkosten.
    Das muss man sagen, die Bedienung ist hier sehr gut geschult, dachte ich mir, während ich am Glas nippte, den Wein über meine Zunge rollen ließ und sein Aroma testete. Der Wein war herber, als mein eigener. Auch hatte er einen bitteren Abgang. Aber ich war mir sicher, dass Manuel nicht wirklich an meiner Meinung interessiert war. Seine Augen verfolgten stattdessen die davoneilende Anita.
    Aha, hätte ich mir doch gleich denken können, dass auch er sich in sie verliebt hatte.
    Ich nickte, um anzudeuten, dass der Wein mir genehm sei, aber er sah es gar nicht. Ich musste mich erst räuspern, bis er mich überhaupt wahrnahm.
    Er füllte mein Glas voll und knallte die Flasche hart auf den Tisch. Dabei sah er mich nicht besonders freundlich an.
    Aha, dachte ich, eifersüchtig ist er also auch noch.
    Als Manuel wieder davongegangen war, überlegte ich

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