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Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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auf und komm mit ins Haus. Wir müssen uns das näher angucken“, ich zeigte auf seinen Arm, „und dann kannst du mir gleich erklären, warum du hier nachts um mein Haus herumschleichst.“
    Ich half Carlos auf die Füße und legte seinen gesunden Arm um meinen Nacken. Dann schleppte ich ihn zur Haustür, schloss mit meiner freien Hand auf, machte Licht und nahm ihn hinein.
    Ich setzte ihn auf einen Stuhl.
    „Bleib da sitzen und bewege dich nicht vom Fleck“, sagte ich streng, „ich hole eben mein Verbandszeug.“
    Es dauerte keine Minute, da saß ich auf einem Stuhl neben ihm und schnitt mit der Verbandsschere seinen Hemdärmel ab. Ich zog das durchgeblutete Stück Stoff behutsam von seinem Arm weg. Es sah nicht gut aus. Der Spaten hatte ihn mit der harten Kante getroffen und das Blut lief aus einem Schnitt heraus.
    „Ich werde das jetzt reinigen und sehr fest verbinden“, sagte ich, „Der Schnitt sieht zwar schlimm aus, aber genäht werden muss er wohl nicht.“
    „Woher willst du das denn wissen, du Arsch“, herrschte mich Carlos an, „Bring mich lieber zu einem Arzt.“
    „Ich bin Arzt“, zischte ich ihn an, „Wenn du willst, zeige ich dir meinen Ausweis. Wenn ich dich jetzt bis nach San Sebastian bringe, ohne dass deine Verletzung versorgt wird, kannst du entweder verbluten oder an einer Blutvergiftung sterben.“
    Gut, das war ein wenig dick aufgetragen, aber es war wichtig, dass Carlos begriff, dass er sich von mir postwendend verarzten lassen musste, selbst wenn er voller Widerwillen gegen mich war.
    „Ein toller Arzt bist du“, spie er jetzt aus, „der andere Leute krankenhausreif schlägt.“
    Ich schraubte die Flasche mit Desinfektionsmittel auf, goss etwas davon auf einen Tupfer und reinigte die Wundstelle. Carlos jaulte vor Schmerz auf. Er tat mir leid, der arme Kerl, aber schließlich hatte er sich nur selbst zu verdanken, dass es so weit gekommen war.
    Dann nahm ich eine Bandage und wand sie fest um die Verletzung. Zu guter Letzt nahm ich ein Dreickstuch, führte es um seinen Hals und knotete es zu einer Schlinge. Den verletzten Arm stellte ich ruhig.
    „Du darfst den Arm einige Tage nicht bewegen“, sagte ich.
    „Na toll, und was sage ich den Leuten auf dem Bau? Die schmeißen mich doch raus!“
    „Ach Quatsch, es wird dort immer mal vorkommen, dass einer krank ist. Jetzt werd' mal nicht überdramatisch“, sagte ich schroff.
    Ich holte eine Flasche von meinem Wein, entkorkte sie, und goss uns jedem ein Glas voll ein. Dann holte ich etwas Brot und eine Schale mit angemachtem Ziegenkäse, mit Almogrote. Ich strich für Carlos ein Brot, legte es auf einen Teller und schob es ihm unter die Nase.
    „Da, iss was“, sagte ich, „Wir haben beide eine Stärkung nötig, nach dem Schreck in der Nachtstunde.“
    Ich sah ihn an. Mein Herz ging auf, als ich die Ähnlichkeit zu Anita erkannte. Er hatte dieselben großen, dunklen Augen, dieselben langen Wimpern. Nur funkelte er mich unter zusammengezogenen Augenbrauen böse an. Die Aggressivität, die er ausstrahlte, war wie eine physische Präsenz in meinem kleinen Haus.
    „Wo ist sie?“, platzte er jetzt heraus, „Was hast du mit ihr gemacht?“
    „Wen meinst du?“, fragte ich, obwohl ich schon ahnte, wen er meinte, und mein Herz fing an, vor Angst und Sorge gegen meine Rippen zu klopfen.
    „Anita. Sie ist heute Abend nicht nach Hause gekommen. Ich habe gewartet und gewartet. Ich habe sie immer wieder auf ihr Handy angerufen, und sie ist nicht dran gegangen. Dann bin ich den ganzen Weg zum Restaurant zu Fuß durch die Dunkelheit gegangen. Ich dachte, ich würde sie unterwegs treffen, aber nada.“
    Ich spürte, wie mir ganz schwach wurde. Ich griff nach meinem Weinglas und nahm einen kräftigen Schluck. Der Wein lief meine Speiseröhre hinunter, traf meinen Magen und verbreitete ein trügerisches warmes Gefühl. Er konnte das Zittern, das meinen Körper erfasst hatte, nicht vertreiben.
    Carlos erzählte weiter, wobei seine Stimme anfing, zu beben. Man merkte, wie er mit sich kämpfte, um nicht vor seinem Erzfeind in Tränen auszubrechen.
    „Da dachte ich mir, dass sie vielleicht bei dir wäre. Übernacht. Sie ist ja ganz verrückt nach dir.“
    Ich sah Carlos mit weit aufgerissenen Augen an. Dann fuhr ich mir mit der Zunge über meine trockenen Lippen. „Hier ist sie auch nicht“, erwiderte ich tonlos. Dann entfuhr es mir: „Oh Gott! Wo ist sie dann ?“
    Carlos verbarg sein Gesicht mit einer Hand. Seine Schultern begannen zu

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