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Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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verabschiedeten uns bis morgen.
     
    Der freundliche Pfarrer hatte noch am Abend Zeit für mich. Er und ich trafen uns vor der kleinen Ermita in Arure, wo er später noch eine Messe halten sollte.
    „Legen Sie viel Wert auf den Beichtstuhl?“, fragte er mich.
    Ich schüttelte meinen Kopf. Ehrlich gesagt war ich seit Urzeiten nicht bei der Beichte gewesen. Das letzte Mal war, glaube ich, bei dem Studentenpfarrer in Münster.
    „Gut“, sagte er, „dann kommen sie mit in die Sakristei. Da ist es gemütlicher.“
    Die Sakristei war in einem kleinen Anbau untergebracht. Dort standen ein paar Stühle, ein Tisch, eine Kaffeemaschine und eine kleine Küche. Eine Gitarre lag quer über einem Stuhl. An der Wand hingen von Kinderhand gemalte Bilder zum Thema des wunderbaren Fischzuges. Ein Duft nach Weihrauch und Kerzen vermischte sich mit dem etwas irdischeren Geruch nach kaltem Kaffee.
    „Ich wollte eigentlich auch gar nicht beichten“, gestand ich ihm jetzt, „sondern mich mit Ihnen beraten.“
    Der Pfarrer seufzte. „Schade. Die Beichte ist so eine gute, sinnvolle Einrichtung. Heutzutage rennen die Leute alle zu irgendwelchen Gurus oder Psychotherapeuten. Dabei könnten wir Priester ihnen auch helfen.“
    Ich sah in seine gütigen Augen und war überzeugt, dass das für seine Person stimmte.
    „Ich komme, wegen des Todesfalls am Mirador.“
    „Ach ja“, sagte er sofort, „ich habe Sie auch bei der Trauerfeier gesehen. Sie saßen neben dem Bruder der Verstorbenen.“ Er schüttelte seinen Kopf und schnalzte mit der Zunge. „Das war eine sehr, sehr traurige Geschichte. Anita Morales ist bei mir zur Ersten Heiligen Kommunion gegangen. Sie war so ein süßes, liebes Kind. Es war beeindruckend, wie sie ihren Bruder nach dem tragischen Tod ihrer Eltern alleine aufgezogen hat, obwohl sie selbst noch ein halbes Kind war.“
    Ich wischte mir mit der Hand übers Gesicht. Der Schmerz über meinen Verlust lauerte schon wieder, um mich zu überwältigen.
    Deshalb sagte ich ziemlich brüsk: „Anita hat im Acueducto gekellnert. Was mich interessieren würde ist, ob Sie jemals etwas von den sogenannten L.A.s gehört haben, die dort veranstaltet werden.“
    Ich sah, wie der Geistliche kaum merklich zuckte. Dann sah er mich prüfend von unter seinen dichten Augenbrauen an.
    „Erzählen Sie mir lieber erst einmal, was Sie davon zu wissen meinen und weshalb Sie darüber mit mir sprechen wollen.“
    Ich überlegte einen Moment, dann sagte ich: „Können wir vielleicht vorher noch eine Sache klären?“
    „Nur zu“, sagte er.
    „Wenn dies auch keine offizielle Beichte ist, so gilt hier auch das Beichtgeheimnis. Ich kann davon ausgehen, dass das, was wir beide unter vier Augen bereden, nicht weitergetragen wird.“
    „Guter Mann“, sagte der Priester empört, „das dürfte doch wohl selbstverständlich sein. Mich wundert es, dass Sie so etwas überhaupt fragen!“
    Ich atmete beruhigt aus.
    Dann erzählte ich ihm von meinen Beobachtungen am Mirador El Santo. Ich erzählte, wie ich Zeuge eines Todesfalles wurde und ich erzählte von den seltsamen Krankentransporten. Ich erzählte ihm sogar, dass ich beobachtet hatte, wie eine Leiche zum Abtransport zum Flughafen gebracht worden war. Allerdings erzählte ich ihm nichts von meinen Vermutungen zu Anitas Todesursache.
    Zunächst nickte der Priester und machte kleine Zwischenbemerkungen, dann wurde er immer stiller.
    Ich redete und redete. Mir tat diese „Beichte“, (die offiziell keine war), in der Tat gut, denn ich hatte alles in mir aufgestaut und war erleichtert, endlich einmal mit jemandem darüber reden zu können.
    Als ich mit meinen Ausführungen fertig war, sah ich den Geistlichen auffordernd an. Was würde er dazu sagen?
    Er blickte eine Weile lang still auf seine alten, knorrigen Hände, die er vor sich auf den Tisch ineinander gefaltet hatte. Er schien sich seine Worte zurechtlegen zu wollen.
    Dann begann er: „Als Erstes muss ich mich vergewissern, dass auch Sie die Vertraulichkeit dieses Gesprächs respektieren. Ich möchte nicht meine Aussagen zu diesem Thema morgen auf der Frontseite des 'Valle Boten' lesen müssen.“
    Ich nickte und schmunzelte auch ein wenig, denn er und ich wussten beide, dass der „Valle Bote“ eine lustige Zeitschrift für deutsche Touristen war, die eher in die Richtung leichte Muse passte.
    Wieder sah er mich prüfend an. „Wenn ich Sie mir so ansehe, sind Sie noch sehr jung, nicht wahr?“
    Was sollte die Frage? Wollte er mich als

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