Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
Vom Netzwerk:
beerdigen?“
    „Mein Sohn, das hat sich doch schon längst geändert. Wer könnte da so hartherzig sein? Außerdem handelt es sich durchgehend um Menschen, die aus der Ferne hier hergereist sind. Ich habe noch keinen einzigen Verstorbenen aus dem Acueducto begraben müssen.“
    „Ich habe noch keinen einzigen Verstorbenen aus dem Acueducto begraben müssen.“
     Oh doch, dachte ich bitter, wenn Sie nur wüssten!
    Ich dachte auch, dass der geistliche Herr sich geschickt aus der Affäre zog, auch wenn er sich selber darüber nicht im klaren war.
    Jedenfalls hatte ich genug gehört.
    Und ich gebe zu, ich war einigermaßen platt.
    Nie hätte ich geahnt, dass der alte Pfarrer so liberal denken könnte.
    Mit sinkendem Herzen begriff ich, dass, wenn seine Meinung die allgemeine Meinung hier auf der Insel widerspiegelte, ich ziemlich alleine auf weiter Front war. Es würde extrem schwierig sein, jemanden zu finden, der sich mit mir gegen Costa und seine Machenschaften verbünden würde.
    Ich stand auf.
    „Habe ich Ihnen helfen können?“, fragte der Pfarrer.
    Schon, dachte ich, aber nicht wie er meinte.
    Doch ich nickte und sagte: „Danke, dass Sie sich so viel Zeit für mich genommen haben.“
    „Sie können gerne immer wieder kommen“, sagte er, „vielleicht doch einmal zur Beichte, wer weiß?“ Er zwinkerte mir zu.
    „Wer weiß?“, erwiderte ich eher schroff, drehte mich um und verließ die Sakristei.
     

    Kapitel 17
     
    Ich war sauer auf den alten Herren, wohl wissend, dass das eigentlich nicht fair war. Er hatte offen mit mir gesprochen. Er war dabei ein nicht unterschätzbares Risiko eingegangen, denn er konnte ja nicht sicher davon ausgehen, dass ich wirklich dichthalten würde. Seine Ansichten waren für einen Pfarrer sehr unkonventionell. Was geschähe wohl mit ihm, wenn ich sein Vertrauen missbrauchen und seine Theorien in die Welt hinausposaunen würde. Seine Naivität war aus meiner Sicht geradezu rührend. Gomera musste für diesen Mann sein ganzes Leben lang eine Art heile Welt gewesen sein. Sicher wäre er zutiefst entsetzt, wenn er wüsste, in welche Richtung ich recherchierte.
    Ich war nach wie vor überzeugt, dass die „Arrangements“, die dort abliefen, längst nicht so idyllisch und harmlos waren, wie es der alte, gütige Mann sah, und dass Anita nicht eines natürlichen Todes gestorben war. Gab es vielleicht mehr Opfer, von denen der Padre nichts ahnte?
     
    Am nächsten Morgen wühlte ich meine Wanderschuhe von unter meinem Bett hervor. Ich hatte sie lange nicht mehr getragen, denn meine Arbeit als Winzer nahm mich meistens so in Anspruch, dass ich wenig Zeit zu irgendwelchen Touren hatte.
    Ich dachte an meine Reben, die ich seit Tagen nun vernachlässigt hatte. Morgen musste ich unbedingt mal in die Weinterrassen fahren und nach dem Rechten sehen, sonst könnte ich die diesjährige Ernte vergessen.
    Während ich meine Schuhe zuschnürte, dachte ich bitter, dass es vielleicht so besser wäre. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass ich in ein, zwei Jahren viel Freude an dem Wein haben würde, von dem ich wusste, dass er aus Anitas Todesjahr stammte. Aber ich durfte nicht nur an mich denken. Schließlich hing Pedros und Inez' Lebensunterhalt auch von der Weinproduktion ab.
    Ich zog mir ein schlichtes blaues Jeanshemd an und krempelte meine Hosenbeine hoch.
    Als ich an die beiden Alten dachte, meldete sich mein schlechtes Gewissen. Ich hatte mich bis jetzt noch nicht wirklich um Carlos gekümmert. Ich würde morgen mal einen Besuch in Las Hayas abstatten.
    Zuletzt griff ich nach einem verbeulten, breitkrempigen Strohhut, den ich immer in den Feldern trug. Er war nicht sehr kleidsam, aber ich hatte ja nicht vor, Isabella zu betören. Außerdem verdeckte die breite Krempe mein Gesicht. Es musste mich nicht jeder unterwegs erkennen. Ich schob eine Wasserflasche und eine harte Brotkruste in einen Rucksack. So. Ich hatte alle Requisiten, die man von einem Touristen erwartete.
    Ein traumhaft schöner Morgen empfing mich vor der Tür. Noch war es kühl und dunkel, aber die ersten Vögel trällerten schon und der Himmel war klar und wolkenlos. Es war ein perfekter Wandertag.
    Als ich die Serpentinen hinunter ins Valle fuhr, wagte ich einmal von der Straße aufzuschauen, um den Bergkamm auf der anderen Seite des Valles zu begutachten. Wie ich mir erhofft und kalkuliert hatte, lag er noch im Schatten und würde es noch eine Weile bleiben, denn die Sonne stieg erst über seine Spitze, wenn es fast

Weitere Kostenlose Bücher