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Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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steckte den Abfall in den Rucksack, sprang auf die Füße und setzte ihn wieder auf ihren Rücken. Ich machte es ihr nach.
    Während unseres weiteren Aufstiegs fragte ich Isabella: „Sag mal, wie kommt es eigentlich, dass jemand, der so patent ist wie du, noch Single ist?“
    Isabella schwieg einen Moment, dann sagte sie schroff: „Das kannst du bei Gelegenheit meinen Exfreund Hernando fragen.“
    „Hernando. War er etwa Spanier?“
    „Ja und ist er auch heute noch, und zwar auf dieser Insel.“
    Ich sah sie von der Seite an. „Du willst darüber nicht reden.“
    „Doch, warum nicht? Es ist seit einem halben Jahr vorbei. Wir haben uns vor drei Jahren auf einer Wandertour kennengelernt, die um den Roque del Mona geht. Ich wollte sie unbedingt machen, aber sie ist so sauanspruchsvoll, dass ich mich alleine nicht getraut habe. Da habe ich mich zu einer geführten Wanderung angemeldet.“
    Ich nickte. „Ich kenne die Tour und weiß, was du meinst.“
    „Hernando war der Wanderführer“, fuhr Isabella fort, „und entsprach allen Klischees. Er sah fantastisch aus, braungebrannt und muskulös, war stark und ungeheuer kompetent. Klar, dass ich mich in ihn verlieben musste.“
    Jetzt kam eine knifflige Stelle, und wir schwiegen, während wir uns nacheinander über sie hinweg hangelten.
    Danach blieb Isabella stehen, um kurz nach Luft zu schnappen. Als sie wieder durchatmen konnte, fuhr sie fort: „Leider entsprach Hernando dem Klischee des Wanderführers in jeder Hinsicht.“
    Sie biss die Zähne aufeinander und schritt wieder aus.
    „Oh nein“, sagte ich, „ich glaube ich weiß, wie es weitergeht.“
    „Ja, genau. Er bot geführte Touren für die schicki-micki Gäste des 'Jardin Tecina' in Playa Santiago an, oder vielmehr: für die weiblichen Gäste. Und die 'geführten Touren' setzte er gerne in ihren Hotelbetten weiter fort.“
    Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, aber eine Antwort blieb mir dann auch erspart, denn jetzt sahen wir die ersten bunten Häuschen des Dorfes.
    Auf einem schmalen Fußweg schritten wir in ihre Richtung.
    „Jetzt, wo wir ja schon bald da sind“, sagte Isabella, „könntest du das Geheimnis ruhig lüften und mir verraten, was du in diesem gottverlassenen Nest suchst.“
    „Ganz gottverlassen nicht“, sagte ich und zeigte auf das blendend-weiße Kirchlein am Dorfende, die Ermita Santa Maria.
    „Nicht vom Thema ablenken“, sagte Isabella streng, „was suchen wir hier?“
    Ich überlegte. Wie viel wollte ich ihr von meinen Sorgen und Vermutungen preisgeben? Zwar war sie so freundlich, sich dem Problem des giftigen Keks' anzunehmen, aber wo war die Grenze? Ab wann würde sie mich für völlig übergeschnappt halten?
    Jedoch schien sie mir eine vernünftige Person zu sein. Sie würde nichts von dem, das mich bewegte, herum tratschen. Ich wollte es wagen.
    „Du weißt,“, sagte ich, „dass ich den traurigen Verdacht habe, dass Anita vergiftet worden ist.“
    Isabella nickte.
    „Ich mache mir die größten Sorgen, dass sie nicht die einzige Person ist.“
    Isabella blieb stehen und sah mir mit ihren grauen Augen ernst und fest ins Gesicht.
    Ich schilderte meine Erlebnisse am Mirador El Santo. Ich erzählte von den seltsamen Todesfällen, von den merkwürdigen Leichentransporten und von dem zwielichtigen Hippie und seiner Plastiktüte.
    Ich erzählte auch von meiner Überzeugung, dass es sich um eine Organisation für aktive Sterbehilfe handelte, und dass die „Sterbehilfe“ eventuell einen Schritt weiterging, Richtung Mord, weil die Beteiligten befürchteten, aufzufliegen.
    Während des Erzählens, spürte ich, wie gut mir diese Aussprache tat, (ähnlich wie bei meinem Gespräch mit dem Pfarrer, nur wusste er nichts von meinen Mordtheorien). Ich hatte die ganze Ansammlung von düsteren Ahnungen und Überlegungen tagelang in mir eingekapselt herumgetragen. Sie hatten mich fast ununterbrochen bedrängt und beschäftigt. Es tat unendlich gut, sie mit einem Gegenüber zu teilen.
    Als ich fertig war, sah ich Isabella fast hilfeflehend an. Was würde sie nun sagen?
    Sie hatte während meines Redestroms nichts dazu geäußert. Ihre Augen hatten sich zwar geweitet und sie hatte manchmal ungläubig mit dem Kopf geschüttelt, gelegentlich auch eine Zwischenfrage gestellt, dann wieder genickt, aber überhaupt keinen Hinweis dazu gegeben, was sie davon hielt.
    Nun schwieg sie erst, als müsse sie über alles nachdenken.
    „Und deshalb“, ergänzte ich, „sind wir hier. Ich

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