Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)
will feststellen, ob die Substanz, die der Hippie für Costa herstellt und anliefert, hier aus La Dama stammt.“
„Und von wo genau?“, fragte Isabella nun. Ihre Stimme klang fest und sicher. Da war kein Hauch von Ironie oder Skepsis.
Ich atmete erleichtert auf. Dann streckte ich meinen Arm aus und wies auf die Bananenplantagen, die sich am Dorfende ausdehnten. Es waren die beeindruckendsten Plantagen auf der ganzen Insel. Anscheinend waren die Wachstumsbedingungen hier ideal. Zusätzlich waren sie unter enormen Plastikplanen verdeckt. Von der Fortalezza aus konnte man diese Plantagen gut ausmachen. Sie sahen aus wie weiße Laken, die Wäscherinnen zur Bleiche ausgelegt hatten.
„Also marschieren wir einfach dorthin und gucken nach“, sagte Isabella.
„Genau.“
„Dann mal los!“, ihre Augen funkelten unternehmungslustig, „Ich gestehe, ich bin gespannt darauf, was wir finden werden.“
Wieder sah ich sie misstrauisch von der Seite an. Machte sie sich über mich lustig? Aber dafür sah sie viel zu ernst und zielstrebig aus. Ich las in ihren Augen etwas, das die gleiche Sorge spiegelte, die mich umtrieb, die Sorge, etwas Entsetzlichem und Grauenhaftem auf die Spur gekommen zu sein.
Wir hatten nun das Dorf erreicht und wanderten die Straße zu den Plantagen hinunter.
Es war gerade Mittagszeit und die Dorfbewohner hielten Siesta. So konnten wir uns relativ ungeniert bewegen. Als wir an den Plantagen ankamen, sah ich mich ratlos um. Wo sollten wir nur anfangen, nach der „Substanz“ zu suchen?
Da sah ich ganz am Ende des Komplexes ein verbeultes weißes Auto stehen, einen Seat.
Ich griff nach Isabellas Ärmel und zupfte daran, dabei nickte ich in die Richtung.
„Das ist das Auto des Hippies“, flüsterte ich.
„Gut“, sagte sie frisch, „dann wollen wir mal dort hingehen.“
Doch ich hielt sie fest.
„Er hat mich, glaube ich, schon einmal gesehen, wenn auch nur im Rückspiegel seines Autos. Ich möchte dem Typen keinesfalls begegnen.“
„Okay“, sagte sie unbeirrt, „dann wartest du eben hier. Mich kennt er nicht. Ich bin gleich wieder bei dir.“
Kapitel 18
Ich setzte mich auf eine Steinmauer unterhalb einer Dattelpalme und wartete mit pochendem Herzen. Wie würde es weitergehen?
Die Zeit zog sich hin. Isabella kehrte nicht zurück. Mein Puls wurde noch schneller. Ich dachte an Anita, und daran, wie es ihr ergangen war.
Verdammt, ich war ein Narr, dass ich die nächste tolle Frau, die ich kennenlernen durfte, gleich wieder solch einer Gefahr aussetzte. Es war mir egal, dass ich warten sollte. Ich würde mich jetzt auf die Suche nach ihr machen.
Ich sprang auf und ging auf das eingehüllte Feld zu. Da hörte ich Stimmen. Anscheinend unterhielt sich Isabella mit jemandem. Ich folgte dem Klang. Da konnte ich durch einen Riss in der Folie sehen, wie Isabella in einem Feld stand und sich mit dem Hobbit-Hippie vom Mirador unterhielt. Sie ließ ihren ganzen Charme sprühen und die Grübchen waren deutlich sichtbar. Der Hippie schien ganz angetan zu sein und plauderte locker mit ihr. Was zur Hölle? Was sollte ich davon halten?
Was mich am allermeisten verwunderte, war die Tatsache, dass die beiden nicht in einem Bananenfeld standen, nein, sie standen knietief in einem Blumenfeld.
Das Gespräch war offensichtlich zu Ende. Die beiden verabschiedeten sich nett, Isabella hob die Hand zum Gruß und kam aus dem Feld heraus. Der Hippie beugte sich über seine Blumen und schien weiter zu arbeiten.
Ich muss gestehen, ich verfluchte mich, dass ich Isabella mit ins Vertrauen genommen hatte. Sie war mit einer Leichtfertigkeit in die Höhle des Löwen eingedrungen, die geradezu fahrlässig war. Genau diese Art von Begegnung hatte ich vermeiden wollen.
Mit zusammengebissenen Zähnen wartete ich, bis sie zu mir herangekommen war. Dann packte ich sie unsanft an der Hand, ging eilig die Straße herauf und zerrte sie neben mir her.
Isabella protestierte: „He, Jan, was soll das! Du tust mir weh! Bleib stehen!“
Aber ich marschierte weiter, bis wir die Möglichkeit hatten, uns zwischen zwei Hauswänden außer Sicht zu unterhalten.
Da fuhr ich herum und sagte heftig: „Wie kannst du nur so dumm, so naiv und leichtfertig sein, Isabella? Du bringst nicht nur dich selbst, sondern auch mich in äußerste Gefahr. Ich habe dir doch erklärt, wie gefährlich diese Menschen sind. Die schrecken vor nichts zurück, schon gar nicht Mord.“ Ich zitterte vor Wut.
Isabella sah
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