Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)
Boot und sahen uns beide an.
„Bist du nun zufrieden?“, fragte Isabella.
„Schlafmohn wird kultiviert, um Opium zu erzeugen“, sagte ich.
„Ja“, sagte Isabella, „und ich konnte genau erkennen, dass die unreifen Kapseln der verblühten Pflanzen mit Rasierklingen angeritzt waren. Der opiumhaltige Milchsaft tropfte nur so heraus. Ich glaube, ich habe den Kerl eben bei der Ernte gestört.“
Wir sprangen in das Boot und Isabella warf den Motor an. Noch bevor der Lärm ihre Stimme übertönte, warf sie mir noch wie beiläufig hin: „Ach, übrigens, ich habe den Keks und Anitas Haare auf Morphiumphenol untersucht. Mit den Haaren war es etwas schwierig, denn die Blutmenge, die daran haftete, hätte fast nicht zur Untersuchung gereicht. Die Dünnschichtchromatographie mit der Referenzsubstanz hat eindeutig bewiesen, dass es sich um genau die Alkaloide handelt, die im Schlafmohn vorkommen. Da hast du deine Substanz.“
Sie setzte ihre Mütze ab, warf ihre Haare über ihre Schulter und steuerte das Boot hinaus aufs Meer.
Ich saß wie erschlagen da. Eigentlich müsste ich mich freuen, denn nun war klar, dass meine Theorie kein Hirngespinst war, sondern tatsächlich stimmte. Anita war eindeutig ermordet worden, und zwar durch das Gift, das der Hippie dem Betreiber des Acueducto, Costa, lieferte.
Und doch war ich nur vor Entsetzen gelähmt. Wer tat so etwas? Wer schob so einem jungen, hübschen Ding so einen Keks zu, wartete, bis sie hineingebissen hatte und beförderte am Ende ihren Körper noch in die Tiefe?
Der nächste Schritt war klar: Mit Hilfe unserer Beweismittel mussten wir die Kriminellen anzeigen und zur Strecke bringen. Je eher desto besser.
Während ich darüber grübelte, wie man das am besten in die Wege leiten könnte, tropfte es auf meinen Kopf. Ich sah verwirrt auf. Da merkte ich, dass es ganz dunkel geworden war. Die Regenfront war nun direkt über uns. Aus wenigen, vereinzelten Tropfen wurden mehr. Es dauerte keine zwei Sekunden, da strömte es auf uns nur so herab.
Das Boot hatte kein Dach, keine Plane, nichts, unter dem man Schutz finden könnte. Das war auf Gomera auch sonst so gut wie überflüssig.
Es hatte uns eiskalt erwischt. Ich spürte, wie mein Hemd im Handumdrehen durchweichte. Isabella ging es nicht anders. Sie hatte zwar flink die Mütze aufgesetzt und hielt sie mit einer Hand fest, aber ihre Haare hingen schon nass und gerade herunter und klebten ihr im Nacken und auf der Stirn. Ihre Bluse war genauso durchnässt wie mein Hemd und im Fahrtwind des Motorbootes wurde uns sofort richtig kalt.
„Was machen wir bloß?“, rief Isabella mir laut zu. Sie wies auf den Boden des Bootes, auf dem schon eine ordentliche Pfütze schwappte.
Ja, was bloß?, dachte ich.
Da fuhren wir um eine Felsnase herum und sahen, wie die Schweinebucht rechts auftauchte. Die buntgekleideten Leute waren alle verschwunden. Der Strand lag leer und nass da, und der Regen prasselte erbarmungslos auf die Verschläge und Zelte der Hippies. Aus den verschiedenen Feuerstellen, die vorhin noch zwischen den Zelten lustig gebrannt hatten, stieg schwarzer Qualm hoch. Der Regen hatte sie gelöscht.
Isabella drosselte den Motor und steuerte auf den Strand zu. Ich verzichtete darauf, meine Schuhe auszuziehen, sondern sprang in das flache Wasser und holte das Boot auf den Strand. Isabella sprang ebenfalls mitsamt ihren Schuhen ins Wasser. Unsere Schuhe waren sowieso quatschnass.
Kapitel 19
Die ganze Gesellschaft der Bucht hatte unsere Anfahrt beobachtet. Schon rief man uns aus einem großen Zelt zu und bedeutete uns mit wedelnden Armen, dass wir bei ihnen Unterschlupf bekommen konnten.
Wir ließen uns nicht zweimal bitten, sondern stürmten unter den Schutz des bunten Baldachins.
Darunter roch es nach exotischem Parfüm, nach Rauch und noch etwas anderem, süßlichem. Es konnte Haschisch sein.
Eine mütterlich wirkende, pummlige Frau in einem weiten bunten Rock begrüßte uns herzlich. „Na, ihr beiden, euch hat es aber erwischt. Ihr seht aus wie zwei nasse Ratten.“ Sie sprach Deutsch.
Isabella lachte und schüttelte ihre Haare, so dass die Tropfen nur so flogen und ein paar Kleinkinder, die auf dem Boden des Zeltes tollten, unter dem unerwarteten Schauer quiekend auseinander rannten.
„Ja“, sagte sie, „wir dachten, dass wir es noch bis nach Vueltas schaffen würden, aber Petrus hat uns da gründlich einen Strich durch die Rechnung gemacht.“
Ich sah mich um. Unter den Schrägen des
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