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Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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seiner Zeit beim verletzten Pedro, sie angehoben und zum Strand getragen. Dort setzte ich sie auf die Füße.
    „Danke“, sagte sie, „das war richtig nett von dir.“ Dabei sah sie mir in die Augen, dann schnell wieder weg. Täuschte ich mich, oder färbten sich ihre Wangen rot?
    Ich drehte mich schnell weg und kehrte zum Boot zurück, um ihren Rucksack zu holen.
    Ich ärgerte mich über mich selbst. Anita war doch meine eine große Liebe und sollte es immer bleiben. Warum ging mein Puls auf einmal so schnell? Und warum spürte ich das Gefühl von Isabellas Körper noch immer an mir, obwohl sie ein Stück weiter von mir entfernt wartete?
    Als ich sie mit dem Rucksack erreichte und ihn ihr gegeben hatte, mied ich es, ihr ins Gesicht zu sehen, sondern fixierte die hohe Felswand, die sich vor uns auftürmte.
    „So. Wo geht es jetzt hier rauf?“, fragte ich.
    Isabella ging los und warf mir dabei über die Schulter zu: „Ich kenne den Weg. Du musst mir nur folgen.“ Sie drückte sich die Mütze auf die Locken. Dann schritt sie zügig aus.
    Ich tat genau das, folgte ihr, und musste denken, dass dies das erste Mal seit Jahren war, dass jemand anderes mir zeigte, wo es lang ging, auch im übertragenen Sinne. Es war gar kein so unangenehmes Gefühl, die Entscheidung vorübergehend abzugeben.
    Der Aufstieg war nicht ohne. Er war extrem Steil und unwegsam. Es ging über felsiges Terrain durch die Rinne eines schmalen Barrancos. An manchen Stellen musste man sich über eine Stufe regelrecht hochziehen, um weiter steigen zu können. Als Wandergenossen reichten Isabella und ich uns zwangsläufig immer wieder die Hand, um uns gegenseitig zu helfen. Anitas Hand war klein und schmal gewesen. Isabellas war kräftig und zupackend. Ich war ihr für die Hilfe wirklich dankbar und nickte jedesmal, um ihr das zu zeigen. Ebenso zögerte ich nicht, nach ihrer Hand zu greifen, wenn sie meinen Halt brauchte. Der Aufstieg nahm uns die Luft zum Reden, aber wir harmonierten als Team ganz gut. Wir brauchten nicht viel Worte.
    Die Sonne brannte nun erbarmungslos auf uns nieder und gelegentlich zogen wir unsere Taschentücher heraus und wischten uns über das Gesicht.
    An einem Vorsprung wuchs eine Dattelpalme und bot einen begrenzten Schattenfleck, in dem es sofort kühler war. Wie auf Kommando setzten wir uns nebeneinander auf einen Stein und atmeten durch.
    Isabella zog ihren Rucksack vom Rücken, setzte ihn auf ihre Knie und schnürte ihn auf. Sie zog ihre Wasserflasche heraus und trank daraus in langen, tiefen Zügen. Dann wischte sie sich mit dem Ärmel über den Mund und bot mir die Flasche an.
    Ich schüttelte den Kopf und holte meine eigene Flasche aus dem Rucksack.
    „Danke, aber daran habe ich gedacht“, grinste ich.
    „Hunger?“, fragte sie jetzt.
    „Hm, so allmählich.“ Ich fischte meine Brotkruste heraus.
    Isabella sah sie ungläubig an.
    „Das ist doch wohl nicht dein Ernst, Jan, dass du dieses Ding da als einzige Verpflegung mit hast.“
    „Warum nicht“, brummelte ich, und biss demonstrativ herein. Das Kauen gestaltete sich zugegebenermaßen recht mühsam.
    Da zauberte Isabella zwei in Folie gewickelte längliche Pakete hervor. Eins davon drückte sie mir in die Hand. Ich wickelte es aus. Darin war ein köstliches Bocadillo, ein belegtes spanisches Baguette, gefüllt mit Schinken und Ziegenkäse.
    Schon der Duft nach frisch gebackenem Brot war umwerfend. Ich biss genüsslich hinein.
    „Das schmeckt fantastisch“, gab ich zu.
    „Ja. Frisch vom Bäcker in Borbalan. Der belegt die sogar selbst.“
    Ich kniff ein Auge zu und sah sie von der Seite an.
    „Du scheinst mir ganz schön patent zu sein“, sagte ich anerkennend.
    Sie lachte: „Wie? Bloß weil ich daran denke, mich für eine Wanderung ausreichend vorzubereiten?“
    Doch ich sah amüsiert zu, wie sie zwei Papierservietten aus dem Rucksack holte und mir eine anreichte.
    „Es reißt nicht ab“, scherzte ich.
    Doch Isabella ignorierte diese Spitze und sah hinaus aufs Meer. Dann runzelte sie ihre Stirn. „Dort hinten am Horizont braut sich etwas zusammen“, sagte sie.
    Ich folgte ihrem Blick. Tatsächlich türmte sich ganz in der Ferne eine graue Wand auf.
    „Ach, ich glaube nicht, dass wir etwas damit zu tun haben werden“, meinte ich, „der Wind kommt aus einer ganz anderen Richtung.“
    „Trotzdem sollten wir schauen, dass wir etwas zügiger nach La Dama kommen und wieder zurück“, meinte Isabella, „ganz sicher kann man sich da nie sein.“
    Sie

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