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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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nur angreifen.«
    »So lautet die herkömmliche Meinung«, entgegnete mein Logennachbar und grinste mich auf diese anmaßende Weise an, die nur Griechen zu Eigen ist. »Aber bei einem solchen Kampf kann man alle herkömmlichen Ansichten über den Haufen werfen. Wenn du mir gestattest, dir einen Rat zu geben, Praetor - setze auf den Mann mit den Schwertern, und du wirst das Theater mit mehr Geld in der Tasche verlassen, als du es betreten hast.«
    »Fragt sich nur, wer sich auf eine solche Wette einlassen würde.«
    Der Grieche sah sich um. »Da offenbar niemand bereit ist, werde ich selber dagegen halten und auf den Kämpfer mit dem Speer setzen. Tausend Sesterze. Gewinnquote fünf zu eins.«
    »Fünf zu eins zu wessen Gunsten?«, wollte Hermes wissen.
    »Zu Gunsten des Praetors natürlich. Wenn mein Mann gewinnt, zahlt er mir tausend. Wenn seiner gewinnt, zahle ich ihm fünftausend.«
    »Die Sache hat doch einen Haken«, wandte ich mich an den Griechen. »Wieso solltest du fünf zu eins auf einen Mann setzen, von dessen Niederlage du überzeugt bist?«
    »Ich bin ein anständiger Kerl«, erwiderte er grinsend.
    »Außerdem liebe ich hohe Gewinnquoten.«
    »In Ordnung«, schlug ich ein. »Die Wette steht.« Ich war neugierig, wie die Sache ausgehen würde.
    Wir ließen uns nieder und beobachteten den Kampf. Die Gladiatoren salutierten und gingen unter dem wachsamen Auge eines Lehrmeisters in Kampfstellung. Mit Knüppeln bewaffnete Ausbilder standen in Reichweite, um die Kämpfer gegebenenfalls zu trennen, sollten sie sich im Rausch des Kampfes doch dazu hinreißen lassen, ihren Gegner töten zu wollen, was unter diesen kampfesfreudigen Männern durchaus keine Seltenheit war.
    Der Speerkämpfer trug an dem Arm, in dem er seine Waffe hielt, einen Lederschutz und an beiden Beinen hohe Schienen.
    Sein Helm hatte in der Wangen- und Halsgegend einen breiten gepanzerten Bereich. Überdies schützte er sich mit einem runden, stark nach außen gewölbten Schild. Zusätzlich zu seinem Speer führte er hinter dem Schild noch ein gerades, schmales Schwert. Einen derart ausgestatteten Kämpfer bekam man in Rom so gut wie nie zu sehen, aber im Süden waren sie ziemlich beliebt.
    Im Gegensatz zu ihm war sein Gegner nahezu ungeschützt. Er trug lediglich einen leichten Helm und an den Unterarmen einen Lederschutz, ansonsten musste er ohne jegliche Rüstung auskommen. Seine Schwerter entsprachen denen, die in der Legion verwendet wurden: Sie waren etwa eine Elle lang und hatten gerade, breite, zweischneidige Klingen.
    Beide Kämpfer hatten ihre Augen auf mich gerichtet. Als ich ihnen durch mein Nicken das Startsignal gab, brüllte der Lehrmeister: »Auf geht's!«
    Die beiden gingen sofort aufeinander los, wobei der Schwertkämpfer äußerst aggressiv vorrückte und seinen Gegner etliche Schritte zurückdrängte. Ich hatte den Eindruck, dass er sich leichtsinnig in Gefahr begab.
    »Mit zwei zweischneidigen gladii verfügt der Kämpfer über eine messerscharfe Klingenfläche von zwei Ellen Länge«, erklärte der Grieche. »Dahinter steckt ein enormes Angriffspotenzial.«
    Das war mir auch schon durch den Kopf gegangen, aber im Moment achtete ich mehr darauf, wie mein Mann sich vor dem Speer schützen wollte, der immerhin eine große Reichweite hatte. Doch das sollte sich schnell zeigen. Als der Mann mit dem Speer zustieß, hob mein Mann blitzartig sein linkes Schwert und blockte den Speer ab, während er gleichzeitig mit seinem rechten Schwert auf das Gesicht seines Gegners zielte. Dieser Ablauf wiederholte sich etliche Male; jedes Mal wenn der Mann mit dem Speer angriff, benutzte der Schwertkämpfer eine seiner Waffen zur Verteidigung und die andere zum Gegenangriff.
    Mit dieser Taktik hatte ich nicht gerechnet. Ein Soldat benutzt sein Schwert nämlich nur dann als Verteidigungswaffe, wenn er sich in einer absolut ausweglosen Lage befindet. Denn das Schlagen von Schwert gegen Schwert lädiert nicht nur das des Angreifers, sondern auch das des sich verteidigenden Kämpfers.
    Da Schwerter ausgesprochen teuer sind, ist jeder Soldat darauf bedacht, es nicht zu beschädigen. Deshalb verlässt er sich auf seinen Schild und seine Rüstung und attackiert mit dem Schwert nur die verwundbaren Zonen seines Gegners. Schwerter sind dazu da, Fleisch aufzuschneiden, nicht Holz oder Metall.
    Jetzt aber erkannte ich, dass die Situation eine vollkommen andere war, wenn man über zwei Schwerter verfügte und die Waffen nicht selber bezahlen musste.

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