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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Besitztümern gebracht -und das ohne je auch nur ein einziges Honorar kassiert zu haben. Allerdings hatten nur wenige Leute so dankbare und großzügige Freunde wie Quintus Hortensius Hortalus.
    »Ich schwöre bei Tinnit, Apollo und Jupiter, dass ich unschuldig bin!«, rief Gelon.
    Ich hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Schwören und die Götter anrufen kannst du, wenn du dem Gericht Rede und Antwort zu stehen hast. Mich interessiert jetzt vor allem: Wo warst du gestern Nacht?«
    »Zu Hause natürlich.«
    Ich seufzte. »Diese Antwort habe ich befürchtet. Bist du sicher, dass du nicht mit deinen Kumpels unterwegs warst und gezecht oder im Tempel des Pluto ein Opfer dargebracht hast?
    Oder zumindest in einem der besseren Lupanare beschäftigt warst?«
    »Ich war zu Hause«, wiederholte er hartnäckig.
    »Du brauchst jemanden, der das bezeugen kann. Und zwar möglichst einen freien Bürger. Ich weiß nicht, wie ihr es in Numidien haltet, aber nach römischem Gesetz können Sklaven vor Gericht nur unter Folter aussagen, und selbst dann glaubt ihnen niemand.«
    »Meine Leibwächter sind freie Männer«, sagte Gelon, »aber ich hatte ihnen gestern Abend freigegeben. Sie waren in irgendeiner Kaschemme.« Er hielt inne und überlegte. »Aber Jocasta war zu Hause.«
    »Jocasta? Deine … Stiefmutter? Ist das die richtige Bezeichnung für euer Verwandtschaftsverhältnis?« Jetzt wo ich darüber nachdachte, fiel mir ein, dass sie tatsächlich nicht bei dem von Norbanus und seiner Gattin ausgerichteten Festessen gewesen war.
    »In Numidien gibt es ein spezielles Wort für das Verhältnis zwischen einem Sohn und der jungen Frau seines Vaters. Aber es lässt sich nicht übersetzen.«
    »Gut möglich. Kann sie bezeugen, dass du die ganze Nacht zu Hause warst?«
    »Ich … ich glaube, ja.«
    Das eigentlich hübsche Gesicht des Jungen wirkte plötzlich gequält. Offenbar machten ihm widersprüchliche Gefühle zu schaffen. Ich glaubte in seinen Zügen Kummer, Wut, Verwirrung und Angst zu erkennen, aber keine Schuld. Doch wie Hermes bereits festgestellt hatte, hatte das in diesem Fall nicht viel zu bedeuten.
    »Ich werde mit ihr sprechen. Gibt es sonst noch jemanden, der als Zeuge in Frage kommt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Mein Vater war, wie du ja weißt, bei Norbanus eingeladen, und der Rest unserer Familie lebt in Numidien. Die Wächter sind Männer unseres Stammes, alle übrigen Haushaltsmitglieder sind Sklaven.«
    »Und du hattest gestern Nacht wirklich keine Verabredung mit Gorgo?«
    »Eine Verabredung? Wie meinst du das?«
    Als ich ihm die Umstände beschrieb, unter denen das unglückliche Mädchen aufgefunden worden war, verfinsterten sich seine Gesichtszüge noch mehr. Er fühlte sich betrogen.
    »Wenn sie nicht dich an der Quelle treffen wollte - wen dann?«, fragte ich ihn.
    »Das … das kann nicht sein. Sie hätte niemals …«
    »In deinem eigenen Interesse solltest du dir lieber wünschen, dass es doch noch jemand anderen gab«, unterbrach ich ihn.
    »Wer auch immer im Olivenhain auf Gorgo gewartet hat - sie hat sich freiwillig mit ihm getroffen.« Ich ließ ihn das Gehörte erst einmal verdauen und fügte dann in etwas versöhnlicherem Ton hinzu: »Junge Männer pflegen ihrer Angebeteten Geschenke zu machen. Was hat Gorgo von dir bekommen?«
    »Geschenke?«, stammelte er. »Ich habe ihr hin und wieder ein paar Kleinigkeiten zugesteckt: einen Seidenschal zum Beispiel, außerdem ein Gedichtbüchlein und einen mit Edelsteinen besetzten Ring.«
    »Klein, aber fein«, stellte ich fest. »Und zudem ausgewählte Dinge, die sie gut vor ihrem Vater verbergen konnte. Wie hast du ihr die Geschenke zugesteckt?«
    »An Feiertagen haben wir uns auf öffentlichen Plätzen getroffen, allein sind wir nie zusammen gewesen. Manchmal habe ich mich auch auf dem Markt mit einer der Tempelsklavinnen getroffen und meine Geschenke durch sie überbringen lassen.«
    »Welches der Mädchen habt ihr als Mittlerin eingesetzt?«, wollte ich wissen und schloss in Gedanken mit mir selbst eine Wette ab.
    »Die Griechin.«
    Wette gewonnen. Natürlich hatten sie sich der selbstbewussten, unerschrockenen Charmian bedient. »Hast du Gorgo sonst noch etwas geschenkt? Vielleicht ein teures Parfüm?«
    »Parfüm? Nein, ich war mal drauf und dran, aber das griechische Mädchen hat mir abgeraten. Sie meinte, ihr Vater könne misstrauisch werden, weil Gorgo eigentlich nur Rosenwasser benutzt hat.«
    »Verstehe.« Nun war es an der Zeit,

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