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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Verstand, der sie in die Lage versetzte, es trotz ihrer Vorliebe für die griechische Philosophie ohne weiteres mit jedem guten Anwalt aufzunehmen.
    »Etliche Anzeichen deuten darauf hin, dass Gelon der Täter war«, stellte sie am Ende meines Berichtes fest, »und trotzdem scheinst du von seiner Unschuld überzeugt.«
    »Und was ist deine Meinung?«, fragte ich.
    Sie schob sich ein Stück Melone in den Mund und dachte nach. »Eine hochgeborene Dame nimmt mindestens eine Sklavin mit, wenn sie baden geht. Doch Gorgo hat ihre drei Begleiterinnen zu Bett geschickt. Dann hat sie ihren schönsten Schmuck angelegt. Da eine Frau aber, wie gesagt, nicht alleine zu baden pflegt, und schon gar nicht mit ihrem besten Schmuck, gibt es nur eine Möglichkeit: Sie hat sich mit einem Liebhaber getroffen. Wie vernarrt sie in den Sohn des Sklavenhändlers war, haben wir ja mit eigenen Augen gesehen, und er war mindestens genauso verliebt in sie.«
    »Aber Liebende töten einander nicht«, wandte ich ein.
    »Und ob sie das tun. Sogar öfter als du denkst.«
    »Aber warum?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Das musst du ihn fragen. Aber erwarte keinen nachvollziehbaren Grund - oder einen, der in deinen Augen Sinn machen würde. Liebende sind nicht zurechnungsfähig.«
    »Eine tiefschürfende und wahre Erkenntnis.«
    In diesem Augenblick kam der Stallmeister flüchtig salutierend auf uns zugeeilt. »Es war ein einzelner Reiter, Praetor, auf einer kleinen Stute, die nach römischer Art beschlagen war. Er hat sie an einem Baum festgemacht, aber höchstens für eine Stunde.«
    »Würde ein Numider je ein beschlagenes Pferd reiten?«, fragte ich den Mann.
    »Wir reden über den Sohn des Sklavenhändlers, wenn ich dich richtig verstehe. Also wenn ich solche Prachtexemplare im Stall hätte wie er, würde ich nie im Leben ein anderes Pferd reiten. Nein, Numider reiten weder beschlagene Pferde noch reiten sie Stuten - Letztere nicht einmal, wenn sie unbeschlagen sind. Es sei denn …«

    »Es sei denn was?«, hakte Julia nach.
    »Es sei denn, sie wollen nicht als Numider erkannt werden.
    Wenn ich Numider wäre und unerkannt bleiben wollte, würde ich mich kleiden wie ein Römer und eine Stute reiten. Und zwar eine beschlagene.«
    »Danke, Regilius.«
    »Ich halte die Augen offen, Praetor«, versprach er. »Im Fährtenlesen macht mir so schnell keiner was vor. Wenn ich zufällig irgendwo auf die Hufabdrücke dieser Stute stoßen sollte, erkenne ich sie auf jeden Fall wieder.«
    »Das wäre uns eine große Hilfe.«
    »Ich komme mir vor wie damals in der cohors equitata«, sagte er grinsend, »als wir in den Bergen Jagd auf die Lusitanier gemacht haben.«
    »Sorgst du bitte dafür, dass Norbanus seine Pferde zurückbekommt?«
    »Schon erledigt, Praetor.«
    Als er gegangen war, wandte ich mich wieder an Julia. »Das macht alles keinen Sinn. Mal angenommen, Gorgo hätte ihrem Vater gehorcht und Gelon mitgeteilt, dass sie ihn nicht mehr sehen wolle - dann hätte sie den Jungen natürlich damit vor den Kopf gestoßen, aber wenn du Recht hast, lag ihr nichts ferner, als mit ihm Schluss zu machen.«
    »Vielleicht ist er auch gekommen, um sie wegen eines anderen Liebhabers zur Rede zu stellen«, schlug Julia vor.
    »Möglicherweise sogar ohne Grund. Ein eifersüchtiger Liebhaber wähnt sich manchmal betrogen, obwohl es weit und breit keinen Nebenbuhler gibt. Reichst du mir bitte mal den Honig?«
    Ich griff nach dem Schälchen. »Irgendwie scheint mir das ein bisschen arg an den Haaren herbeigezogen …« Doch bevor ich meinen Satz beenden konnte, packte sie mich am Handgelenk.
    »Was führst du im Schilde?«, fragte sie aufgebracht. »Bist du an meiner Parfümkiste gewesen?«
    Es war, als würde sie auf einmal mit einer anderen Zunge sprechen. »Wovon redest du, Liebste?«
    »Ich rieche es genau. Du hast doch nicht etwa gewagt, eine andere Frau anzufassen? Deine Hände sprechen Bände.«
    »Doch«, erwiderte ich. »Aber nur eine Frau, die bereits tot war.« Ich schnupperte an meinen Fingern. Julia hatte Recht, sie rochen leicht nach Parfüm. Plötzlich erinnerte ich mich. »Ich habe Gorgos Kästchen mit den Badeutensilien angefasst und ein Fläschchen herausgenommen und entstöpselt. Es war parfümiertes Badeöl.«
    Ihr funkelnder, mir nur allzu vertrauter Blick machte mich ein wenig stutzig.
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass es sich bei diesem Duft um gewöhnliches, mit Rosenblüten durchsetztes Badeöl handelt!«, ereiferte sie sich. »Dieses

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