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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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anzuklagen?«, entgegnete sie und aß eine weitere in Honig getunkte Kirsche.
    »Ich glaube lediglich, es ist wert, einmal über die Sache nachzudenken. Meinst du nicht auch?«

VI
    Als ich Jocastas Stadthaus verließ, wurde ich vor der Tür bereits von Hermes und Marcus erwartet.
    »Julia ist stinksauer«, begrüßte Marcus mich vergnügt. »Sie meint, du hast schon jetzt deine Würde verloren, und zwar erstens, weil du die Frau selbst vernommen hast, anstatt uns zu ihr zu schicken, zweitens, weil du ihr Haus ohne deine Begleiter aufgesucht hast, drittens …«
    »Das reicht«, brachte ich ihn zum Schweigen. »Sie wird mir schon selber die Leviten lesen, wenn ich nach Hause komme, da müsst ihr euch keine Sorgen machen.«
    »Du rätst nie, wer in der Stadt ist«, wechselte Marcus das Thema.
    »Am besten begleitest du uns zu den Bädern, um es mit eigenen Augen zu sehen«, schlug Hermes vor.
    Neugierig machte ich mich mit ihnen auf den Weg. Da meine Liktoren vor uns alle Passanten an die Seite drängten, kamen wir zügig voran. Wie zu erwarten, waren die städtischen Bäder äußerst großzügig angelegt, sie lagen direkt neben dem Forum.
    Auf der Zugangstreppe drängte sich eine kleine Menschenansammlung und umringte drei Männer, von denen zwei genau wie ich eine purpurgesäumte Toga trugen.
    Allerdings waren sie in diesem Jahr keine amtierenden Magistrate, ich erkannte sie auf den ersten Blick. Ich wies meine Liktoren an, mir einen Weg durch die Menge zu bahnen, und breitete die Arme aus.
    »Marcus Tullius!«, rief ich. »Quintus! Tiro!«
    Der Älteste von ihnen grinste breit. »Decius Caecilius!«, rief er zurück. »Oder vielleicht sollte ich lieber sagen Praetor Metellus. Herzlichen Glückwunsch zu deinem Amt!«
    Es war tatsächlich Marcus Tullius Cicero in Begleitung seines Bruders Quintus und seines ehemaligen Sklaven, aber inzwischen Freigelassenen Tiro.
    »Ich dachte schon, du würdest nie mehr aus Syrien zurückkommen«, wandte ich mich an Cicero und drückte nacheinander allen die Hand. »Am wenigsten aber hätte ich dich hier erwartet. Nach deiner Rückkehr hätte ich dich eher in Rom vermutet, schließlich spielt da die Musik, was das politische Geschäft angeht.«
    »Ich habe den Senat ersucht, mir einen Triumph zu gewähren«, erwiderte Cicero, »und solange ich auf die Erlaubnis warte, kann ich die Stadt sowieso nicht betreten. Da dachte ich mir, ich verbringe die heißen Monate lieber hier unten, als mein Lager vor den Stadtmauern aufzuschlagen und ein Leben voller Entbehrungen zu führen.« Cicero war einer der ersten berühmten Römer gewesen, die sich bei Baiae eine Ferienvilla hatten bauen lassen. Obwohl er aus Arpinium stammte, wurde er in der ganzen Region wie ein Einheimischer verehrt. Vermutlich war das einer der Gründe, weshalb er diesen Ort so liebte, denn in Rom ließen ihn die Mitglieder der vornehmen Familien ständig spüren, dass er keiner von ihnen war, sondern ein homo novus, ein Emporkömmling, der auch noch aus einer kleinen Stadt stammte.
    Ich ergriff Tiros Hand. »Meine herzlichsten Glückwünsche, Tiro. Wie ich hörte, bist du jetzt ein Gutsbesitzer.«
    »Er ist ein Landbesitzer und ein richtig vornehmer Herr«, erklärte Cicero mit einem wohlwollenden Grinsen. »Und ständig dabei, seine Besitztümer zu erweitern. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er auf uns herabsehen wird.«
    »Das will ich nicht hoffen«, sagte Tiro und lächelte bescheiden. »Aber wie ich sehe, Praetor, trägt auch dein treuer Diener Hermes inzwischen die Toga.« Bei diesen Worten griff er nach Hermes' Hand.
    »Seitdem er mich freigelassen hat«, klärte Hermes ihn auf, »fühlt er sich seinerseits frei, mich noch härter für ihn arbeiten zu lassen als vorher.«
    »Wenn ich das richtig verstehe, hast du hier also etwas zu erledigen«, stellte Cicero fest. »Erzähl mir alles über deine Aufgabe.« Dann wandte er sich an die uns umgebende Menschenmenge und fuhr fort: »Liebe Freunde! Bitte gestattet mir, allein mit dem Praetor zu reden. Ich habe einiges mit ihm zu besprechen. In ein paar Tagen lade ich euch alle zu einem großen Gelage ein. Mein Bruder und ich werden den ganzen Sommer hier verbringen.«
    Begleitet von überschwänglichen Abschiedsgrüßen und Lebewohlrufen lösten wir uns aus der Menge und zogen uns mit unseren jeweiligen Begleitern in einen der Versammlungsräume der Bäder zurück. Diese nicht besonders großen Räume wurden normalerweise von Berufskollegien, Bruderschaften,

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