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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Diskretion in Person.« Er seufzte.
    »Es trifft mich schwer, dass er nicht mehr unter uns weilt. Auch wenn er Sklavenhändler war - er war ein großartiger Mann. Und zudem wohlhabend und einer meiner besten Kunden.«
    »Er hat öfter bei dir gekauft?«, hakte ich nach.
    »O ja. Er hatte eine Vorliebe für diese großen Stücke aus dem Osten. Und genau darauf habe ich mich spezialisiert, musst du wissen. Meistens waren die Schmuckstücke, die ich ihm verkauft habe, für ihn selber bestimmt. In Numidien tragen die Männer nämlich durchaus Schmuck, große goldene Armbänder zum Beispiel. Außerdem hat er öfter dicke Siegelringe gekauft, wahrscheinlich als Geschenke für seine numidischen Geschäftspartner. Und er hat nie gefeilscht. Er wusste genau, was meine Schmuckstücke wert sind.«
    »Tut mir Leid, dass du so einen guten Kunden verloren hast.
    Ich mochte den Mann ebenfalls, auch wenn wir uns erst vor kurzem kennen gelernt haben.«
    »Ich nehme an«, stellte er spöttisch fest, »dass seine Witwe - ich meine die hiesige - die Kette einer Nebenbuhlerin streitig machen will. Es ist immer die gleiche Geschichte.«
    »Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber bitte behalte es vorerst für dich. Wie du sicher verstehst, handelt es sich um eine delikate juristische Angelegenheit.«
    »Natürlich. Mach dir keine Sorgen, ich halte den Mund.«
    Wir verließen das Geschäft, gingen ein paar Straßen weiter und ließen uns an einem der zahlreichen schönen Brunnen nieder. Ein paar Musiker spielten zu unserer Erbauung Flöte und Harfe.
    »Also war es Gaeto!«, sagte Hermes. »Er muss einer ihrer zahlreichen Liebhaber gewesen sein.«
    »Auf den ersten Blick scheint es zumindest so«, erwiderte ich, starrte in das sich kräuselnde Wasser und dachte angestrengt über die neue Entwicklung nach.
    »Ob sie es tatsächlich mit dem Vater und dem Sohn gleichzeitig getrieben hat?«, fragte Hermes.
    »Wenn man Gelon Glauben schenken will, hat er Gorgo zwar den Hof gemacht, sie aber angeblich nie allein getroffen, weshalb es also nicht zu körperlichen Intimitäten gekommen sein dürfte. Und wie Julia richtig erkannt hat, wollte Gorgo sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mit dem Mann treffen, der ihr die Kette geschenkt hatte, da sie zwar reichlich Schmuck trug, diese Kette aber nicht. Außerdem kann Gaeto gar nicht der Mörder gewesen sein. In der Mordnacht war er genau wie wir auf dem Gelage bei Norbanus.«
    »So schnell solltest du ihn nicht ausschließen«, wandte Hermes ein. »Es gibt genug Männer, die einen Mörder anheuern und dafür sorgen, dass sie zur Tatzeit von möglichst vielen wichtigen Leuten gesehen werden.«
    »Du hast ja Recht«, räumte ich ein, »aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier etwas anderes im Gange ist. Diese Geschichte …« Aus lauter Verzweiflung fehlten mir plötzlich die Worte, was mir sonst eigentlich so gut wie nie passiert. »Also das Ganze ist so anders als die Verbrechen, mit denen wir es normalerweise in Rom zu tun haben. Dort liegen die Motive in der Regel klar auf der Hand. Die Leute streben nach Macht und sind bereit, dafür über Leichen zu gehen. Wenn man mal die stets auftretenden Verwicklungen außer Acht lässt, geht es doch immer um das Gleiche - um Macht. Und wenn Eifersucht im Spiel ist, dann höchstens, weil einer dem anderen dessen Macht neidet.«
    »Stimmt«, bestätigte Hermes. »So ist es in Rom.«
    »Hier hingegen geht es um Reichtum und sozialen Status, um Neid und Hochmut und, so vermute ich, nicht zuletzt auch um Liebe.«
    »Um Liebe?«, fragte er erstaunt.
    »Denk doch mal an den Tag, an dem wir angekommen sind.
    Weißt du noch, wie Gelon und Gorgo sich vor dem Tempel angesehen haben? Ich bin sicher, dass das nicht gespielt war.
    Mit wem auch immer sie sich sonst getroffen hat und was auch immer sie für Liebhaber gehabt haben mag - diesen Jungen hat sie wirklich geliebt, und er sie auch.«
    »Eigentlich ist Liebe nicht gerade ein Motiv für einen Mord«, wandte Hermes ein. »Außer natürlich, wenn ein Mann seine Frau dabei überrascht, wie sie es mit einem anderen treibt. Dann darf er diesen nach dem Gesetz sogar töten.«
    »Nein«, erwiderte ich verzweifelt. »Da hast du wieder einmal etwas falsch verstanden. Im Gesetz ist vom Schutz des Eigentums die Rede. Und von Ehre, was auch immer man darunter verstehen mag. Liebe kommt darin nicht vor.«
    »Egal«, winkte er ab. »Jedenfalls sind Leute aus Eifersucht zu vielem fähig. Wenn Gaeto sich heimlich mit

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