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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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so!«
    »Müssen S’ aafpassen, die Damen, sonst you will be kidnapped, und dann wem S’ äingetauscht gegen a paar Dutzend Kamele!«
    »Hahaha«, sagte ich, »sehr witzig.«
    Ich wollte weitergehen. Doch dieser Hartwin Danz sprach: »Wo hom S’ d’ baggage lossn?«
    »Biddä?«
    »Where let you ‘n Koffa?«
    »Was?«
    »WO SIE DEN KOFFER HABEN LASSEN, GNÄDIGE FRAU!«
    »Er meint, wo du den Koffer stehengelassen hast«, übersetzte Anna.
    »Wo DU den Koffer stehengelassen hast!« beckmesserte ich.
    »I könnt’n bsoagn, there’s no problem, I’ll phone in the harbour. I tu die z’sammschäßn, daß d’n Koffa bring solln mit ‘n Schnöllboot ...«
    »Echt?« stammelte ich begeistert. »DAS würden Sie tun?«
    »That’s my job, lady«, sagte Herr Danz. Und dann schrie er die armen Araber an: »Fivehundred of the Babysharks, three dozens of shellfish, twelve quarters of that white fish, is it fresh? Is it really fresh?«
    »Aber klar sind die frisch, kucken Se mal, die leben ja noch ...«, mischte ich mich ein.
    Anna zog mich am Ärmel weiter. »Laß ihn! Der macht das seit zwanzig Jahren! Seit der für die ›MS Blaublut‹ einkauft, hat die Küche wieder fünf Sterne! Der hat den ganzen Kahn gerettet, sag ich dir!«
    Wir winkten dem beschäftigten Manne zu und suchten das Weite.
    Im Buraimi-Souk, einem farbenfrohen Markt mit Obst und Gemüse, Fleisch und Haushaltsgegenständen, war das Leben und Treiben am sehenswertesten. Nach wie vor wurde ich beglotzt wie ein sechsköpfiges Kalb. Tief verschleierte schwarze Gestalten wanderten selbstbewußt zwischen den Waren hin und her. Sie wurden von den Händlern absolut respektvoll behandelt, und plötzlich setzte sich ein Gedanke in mir fest. Überall hingen diese schwarzen Umhänge.
    »Ich will einen Tschador«, sagte ich zu Anna.
    »Gute Idee«, sagte Anna. »Kind, das putzt.«
    Wir stiefelten in einen Laden, der ausnahmslos schwarze Umhänge feilbot.
    Der Händler grinste, als er von meinem Wunsch erfuhr. Dann hüllte er mich in Windeseile in mehrere schwarze Umhänge und Überwürfe, wickelte noch ein schwarzes Tuch um meinen Kopf, so daß kein einziges blondes Haar mehr herausschaute, und hielt mir einen Spiegel vor.
    Mein Gesicht sah aus wie der Mond. Schrecklich. Ohne Haare. Grauenvoll. Das wollte ich keinem zumuten.
    Ich bedeutete dem Mann, der kein Englisch verstand, daß ich völlig zugehängt zu werden wünschte. Alles. Bis auf die Augen.
    Der Händler freute sich, kramte noch ein paar schwarze Fetzen hervor und wickelte sie mir geschickt um den Kopf. Nun sah ich gar nichts mehr.
    »Hallo? Anna? Bist du noch da?«
    »Er fragt, ob du einen Augenschlitz möchtest.«
    »Ach ja«, murmelte ich in meine schwarzen Tücher hinein. »Das wäre zu aufmerksam.«
    Der Händler fummelte an meinen Tüchern herum, zog und zupfte, und plötzlich sah ich wieder das Tageslicht!
    Anna zückte ihre Kreditkarte, aber der Händler wollte Bares. So kramte ich in meinem Rucksack nach Dollars. Für 60 Dollar durfte ich die Vogelscheuche anbehalten.
    Wir schlenderten weiter.
    »Na, wie fühlst du dich?« fragte Anna.
    »Irres Gefühl!« rief ich in meine schwarzen Schleier hinein. Die Menschen machten ehrfürchtig Platz, die Händler lächelten mich an und winkten mir, ich solle hereinkommen. Ein Schwarm Touristen von unserer »MS Blaublut« kam uns entgegen. Sie begrüßten Anna, plauderten mit ihr. Von mir nahmen sie keinerlei Notiz. Klar. Ich war ja unsichtbar! Vorsichtig schritt ich mit meinem bodenlangen Gewand hin und her. Es war zwar höllisch heiß, aber angenehm. Keiner starrte mich mehr an, ich fühlte mich frei und sicher. Man konnte sich tatsächlich an so einen Tschador gewöhnen!
    Ich betrachtete neugierig durch meinen Augenschlitz die Welt um mich herum. Sehen, aber nicht gesehen werden! Das hatte doch was! Ich beobachtete die Touristen, die mit Anna schwatzten, und sah auf einmal, wie häßlich und unvorteilhaft sie gekleidet waren. Wie mußte das auf die zurückhaltenden Araberinnen wirken?
    Und da kam doch tatsächlich in kurzen Hosen und Sandalen über weißen Socken ... Günther, der Hamburger Freund von Fred, herbeigeschlendert!
    Ich tat geschäftig, fühlte und wühlte an Tomaten und Feigen herum. WELCH ein Gefühl! Völlig unerkannt!
    »Na, da ist ja unsere bezaubernde Anna“, sagte Günther mit seiner verrauchten Stimme dicht an meinem Ohr. Diesen Hamburger Akzent würde ich nie vergessen.
    »Wo haben Sie denn Ihre süße kleine Freundin

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