Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)
geradezu protzige Reichtum, die Designerklamotten in den Schaufenstern der marmorgefliesten Einkaufscenter, die alle Air-conditioning hatten, und da das geradezu mittelalterliche Gewühle von verschleierten Gestalten auf dem Markt. Gerüche aller Art, Geschrei, Gewusel. Wolkenkratzer und Moscheen mit eleganten Minaretten standen einträchtig nebeneinander. Wir bummelten über den Kamelmarkt, wobei wir bei dem Krach, den die jungen Tiere veranstalteten, kaum unser eigenes Wort verstehen konnten.
»Na, was meinst du, wie viele Kamele bist du wohl wert?« unkte Anna, die froh war, mich wieder unter den Lebenden zu sehen.
»Mindestens dreißig! So, wie die auf meinen Busen glotzen!« rief ich, während ich über einen Haufen dampfender Kamelkacke balancierte.
»Du hättest dir aber auch nicht gerade den knallengen Body ohne BH drunter anziehen müssen!« lachte Anna.
»DU hast alle meine BHs in Dubai von Bord geschmissen!« brüllte ich zurück. »Nun mach DU mir keine Vorhaltungen! Außerdem: Gönn diesen Kamelhändlern doch auch mal was!«
Wir lachten. Aber so ganz wohl war mir nicht. Klar genoß ich es, wenn bewundernde Männerblicke auf mir ruhten. Es amüsierte mich sogar. Aber so, wie die starrten, fühlte ich mich nackt. Zum erstenmal beneidete ich die verschleierten Frauen.
. »Gleich gehen wir was Vernünftiges kaufen«, sagte ich zu Anna. »Ich hab Lust, mir eine ungeile Bluse Größe sechsundvierzig an den Leib zu hängen!«
»Hochgeschlossen, mit Schlüpp!« sagte Anna.
»Marke: Kind, du bist eine Dame!«
»Und einen Faltenrock bis über die Knie! ANSTÄNDIG! Wir kicherten herum, und die Kameltreiber starrten uns an. »Laß uns gehen. Mir ist nicht wohl.«
»Mach dir keine Sorgen! Wenn die uns zu nahe kommen, dann HAU ich die!« lachte Anna.
Ach, was war das eine tolle Frau. Ich war so FROH, sie wiedergetroffen zu haben. Mit ihr an meiner Seite wollte ich die Fred-Krise wohl bewältigen.
Auf dem Fischmarkt boten dunkelhäutige, faltige Händler in weißen bodenlangen Kaftanen und mit kunstvoll geschlungenen Turbanen auf dem Kopf ihre frisch gefangenen Fische feil. Es roch unglaublich penetrant nach Fisch, aber es war ein appetitlicher, salziger Geruch. Die Fische lagen zum Teil auf dem blanken Fußboden, sie zuckten und zappelten noch, sie schlugen mit den Schwänzen auf den Boden, sie schrien stumm um ihr Leben. Ich starrte fasziniert darauf.
Die Fischhändler starrten auch fasziniert. Aber auf zwei liebliche Hügel, die meinen Body spannten.
Anna führte mich am Arm weiter. »Komm. Die fallen gleich tot um.«
Wir bestaunten die Meerestiere, die Schalentiere, die Krustentiere, die Austern und Muscheln aller Art und Größe, wir schoben uns durch die Menge, die toten Fische glotzten uns an, die Araber glotzten uns auch an, die Händler schrien und boten ihre Ware feil, und wenn sie mich sahen, hörten sie auf zu schreien und fingen an zu starren. Ich wünschte mir eine Verschleierung, die nur noch die Augenschlitze frei ließ. Kurz entschlossen setzte ich mir meinen Rucksack vorne herum auf. So. Der Laden ist geschlossen.
»Da, schau mal, wer da ist!«
»Wer?« Fred etwa? Schon wieder weiche Knie! Verdammt! Hörte das denn nie auf? Der Mann war doch ERLEDIGT!!
»Der Hoteldirektor! Hartwin Danz!«
Tatsächlich. Da stand dieser herrische Mensch, mit dem ich einmal getanzt hatte. Auch er hatte etwas von einem Foto oder einem Film gewußt. Und er hatte von einem Brief gesprochen. Und mir seine Hilfe angeboten.
Und nun trafen wir uns hier auf dem Fischmarkt, und ich hatte mir den Rucksack vor den Busen gehängt!
»Hallo, Herr Danz!«
Ich fühlte meine roten Flecken kommen, besonders den einen auf der Stirn, der aussieht wie Afrika.
Anna begrüßte den strengen Mann mit strahlendem Lächeln.
»Tach«, sagte ich peinlich berührt.
»Aah! San S’ shopping!« bellte der Hoteldirektor. Er sah gut aus. Vier Streifen auf der blütenweißen Uniform – ein wahrhaft properes Streifenhorn.
Erwähnte ich schon, daß er in einer abgehackten Mischung von Österreichisch und Amerikanisch sprach?
»Ladies?! Where are you going?«
»Bi-bitte? Wir gehen hier nur so rum.«
»Klamotten kaufen«, sagte Anna. »Burkharda hat ihren Koffer in Dubai im Hafen stehenlassen.«
»DU hast meinen Koffer in Dubai im Hafen stehenlassen!«
sagte ich rechthaberisch.
»Und da tun S’ Ihre besten Teile schützen?« Knapper Blick auf meinen albernen Rucksack vor dem Busen.
Ich schluckte. »Die starren halt
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