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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Hoteldirektor ließ mich höflich vorgehen.
    Der asiatische Controlletti mit dem einen Streifen auf der Uniform, der die Landgangmärkchen einsammelte, grüßte seinen Oberboß zackig.
    »Noch eine Passagiere fehle!«
    »Macht’s halt a Durchsage! – Gnä Frau, wo späisen Sie heut abend?«
    »Vermutlich im Restaurant ›Vier Himmelsrichtungen‹.«
    »Ihr Koffa steht auf Ihrer Kabine.«
    »Oh! Danke! Das ging aber schnell!«
    »Keine Ursache, gnä Frau. Dafür saama ja da!«
    Ich verabschiedete mich und nahm immer zwei Stufen auf einmal durch das pompöse Treppenhaus. Klar, zur Feier des Tageswollte ich mit Anna im Spezialitätenrestaurant essen. Der Champagner sollte in Strömen fließen.
    Und kurz darauf, als ich in der Dusche stand, hörte ich die Durchsage, von Fred höchstselbst:
    »Herr Günther Dittmers, bitte melden Sie sich umgehend an der Rezeption! Herr Günther Dittmers, bitte!«
    Aber ich wußte: Herr Günther Dittmers würde sich nicht an der Rezeption melden.
    Nie mehr.
    »L’amour est un oiseau rebelle, que nul ne peut apprivoiser ...«
    Ich stand in meinem blau-weiß gestreiften Body und kurzen Jeans auf der Bühne des »Fürst-Rainier-Saales« und probte die Carmen. Seit der Sache mit Abu Dhabi ging es mir wieder richtig gut. Ich war hervorragend bei Stimme.
    Der Pianist auf dieser Reise war ein magerer, origineller Geselle mit Pferdeschwanz. Er sprach mit Berliner Akzent. Aber er spielte brillant, alles vom Blatt. Er hieß Friedrich Feist.
    »Na, det fluppt ja wie ‘ne Eens!« rief er während des Zwischenspiels.
    Ich fühlte mich wie die echte Carmen, wackelte mit den Hüften und umgarnte den unfeisten Friedrich.
    Hinten in der Technik saß Freund Larry und beleuchtete mich.
    »L’amour, l’amour, die Liebe ist wie ein bunter Vogel ...«, sang ich.
    Hinten huschten Streifenhörnchen vorbei.
    Tja, Fred, dachte ich. Komm du ruhig des Weges. Dich werd ich auch noch zur Strecke bringen. Meine Lebensgeister sind zurückgekehrt.
    »Det klingt ja geil!« rief Friedrich Feist, der magere Pianist, und sein Kehlkopf wollte ihm schier aus dem Hemdkragen springen vor Bejaisterung, wa? »Wat haste denn noch so druff?«
    Ich erklärte ihm, daß ich seit der letzten Reise das ganze Diseusen-Repertoire »druff« hätte, von einer Kollegin, die leider, leider durch einen tragischen Unfall von uns gegangen sei.
    »Ach, det hab ick jehört, wa! Die Dicke, die da mit’m olln Schulz im Terpentinraum verreckt is, wa? Keen schöna Tod, nee, wa?«
    Und dann spielte er brillant das Vorspiel zu »Nur nicht aus Liebe weinen«.
    Ich tänzelte vergnügt auf der Bühne herum und trällerte, dieweil die Ballettratten auf der Hinterbühne ihre Knochen krachen ließen und sich warmdehnten. Ach, es war doch schön, wieder hier zu sein, auf meiner geliebten Bühne im »Fürst-Rainier-Saal“!
    Gerade als ich bei »Ich lüge auch und bin dein!« angekommen war, öffnete sich die hintere Saaltür.
    Herein schritten der Hoteldirektor Hartwin Danz, der Kreuzfahrtdirektor Fred Hahn und ungefähr drei Dutzend Scheichs! Mein Herz raste. Sollte ich verstummen?
    Ich machte eine fragende Handbewegung.
    Danz grinste. »Go on! Singen S’ wäiter, gnä Frau!«
    »Ick würd ma saagn, wir besorgen’s ihnen!« schrie Friedrich Feist und drosch begeistert in die Tasten.
    »Es ist ja ganz gleich, wen wir lieben, und wer uns das Herz einmal bricht, wir werden vom Schicksal getrieben, und das Ende ist immer Verzicht!«
    Die Scheichs waren entzückt. Sie ließen sich in die vorderen Samtsessel fallen und kramten ihre supermodernen winzigen Videokameras unter den weißen Kaftanen hervor.
    »Wir glauben und hoffen und denken, daß einmal ein Wunder geschieht; doch wenn wir uns dann verschenken, ist es das alte Lied.«
    Ich gab in jeder Hinsicht mein Bestes. Für die Scheichs natürlich, im Zuge der internationalen Völkerverständigung, aber auch für Fred. Natürlich. Ich sang immer alles nur für Fred. Wenn er mich doch nur ein einziges Mal anlächeln würde. Oder in irgendeiner Weise ein bißchen Regung zeigen. Nur ein Mal.
    »Nur nicht aus Liebe weinen, es gibt auf Erden nicht nur den Einen. Es gibt so viele auf dieser Welt, ich liebe jeden, der mir gefällt!«
    Ich hatte wieder Oberwasser! Günther war in die ewigen Jagdgründe eingegangen, und sein Busenfreund Fred würde ihm noch auf dieser Reise folgen.
    Als ich zu Ende gesungen hatte, klatschten die Scheichs begeistert Beifall.
    Der Hoteldirektor redete englisch mit ihnen.
    »That was

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