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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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von Wagner über Verdi, von Mozart bis hin zu Puccini, von Bach zu Beethoven, und sie ist mit Preisen übersät worden, sie hat ihr Konzertexamen mit Auszeichnung bestanden, sie hat Tourneen um die ganze Welt gemacht, sie sang unter Solti und Karajan ...«
    Ich verlangsamte meinen Schritt. Mich konnte er ja nicht meinen. Wie gut. Ich atmete ruhiger. Da kam noch eine andere. Vor mir. Die hundertmal besser war. Eine berühmte Kammersängerin. Ich konnte erst mal verschnaufen. Auch wenn ich danach die Arschkarte hatte – sie würden es vielleicht nicht merken. Daß die Weltberühmte, Preisüberhäufte viel besser war als ich. Außerdem tranken sie alle und redeten. Da fiel das nicht weiter auf.
    Der Kreuzfahrtdirektor redete weiter. Mit sehr sonorer, bassiger Stimme. Voll professionell. »Sie stammt aus einer rheinischen Kleinstadt, fühlt sich in der Kirchenmusik genauso zu Hause wie auf der großen Opernbühne, und sie ist zum erstenmal auf einem Schiff«, sagte er.
    Die Dame war mir sympathisch. Ihr ging es genauso wie mir! Ich hastete auf Stöckelschuhen über Eisenplanken. Seine Stimme war nun ganz nah. Hier mußte irgendwo die Bühne sein!
    »Sie wird Ihnen auf Anhieb gefallen, meine Damen und Herren«, sagte der Sonore professionell, und Rauchschwaden aus der Nebelmaschine waberten zu mir herüber. »Sie ist vielseitig, witzig, jung und flexibel, und sie ist, was Sie alle am meisten schätzen werden ... noch vor fünf Minuten im Restaurant gewesen, weil sie keine Ahnung davon hatte, daß sie jetzt auftreten muß!«
    Mein Herz begann zu rasen. Redete der von MIR?! Und dann hörte ich meinen Namen!!
    »Begrüßen Sie mit mir ... Burkharda ... MEIER!!«
    Ich rannte um mein Leben.
    Wo war hier der verdammte Eingang zur Bühne??
    Der Zauberer, der lässig in einer Ecke hing und rauchte, zeigte mir mit seinen weißen Handschuhen die Richtung. Der Vorhang ging auf, und dann stand ich plötzlich ... auf der Bühne! Die Bänd spielte unverdrossen seit zwei Dutzend Takten das Auftaktmotiv zur »Habanera«. »Tam – dadamm tam Tam dadamm tam Tam dadamm tam Tam!«
    Ich warf einen scheuen Blick auf die Jungs. Sie nickten mir aufmunternd zu. Immerhin. Sie spielten d-Moll. O.K. Ich holte Luft und setzte ein.
    »L’amour est un oiseau rebelle, que nul ne peut apprivoiser ...«
    Es ging. Es ging leicht! Sie spielten wie ein Teppich! Sie trugen mich! Ich sang! Die Bühne war groß. Larry ließ die Lichter über meinen kleinkarierten Strenesse-Anzug gleiten. Ich sang und spielte mit den Händen und versuchte, ins Publikum zu sehen. Da saßen die blutleeren Sträflinge neben ihren Drinks in dem Saal, vollgestopft mit Menschen in Abendkleidern und Smokings. Man rauchte, Stewardessen huschten zwischen den Reihen hindurch, Gläser klirrten leise, kaum einer sprach, man hörte mir zu!
    »Et c’est bien en vain qu’on l’appelle, s’il lui convient de refuser. Rien n’y fait, menace ou prière, l’un parle bien, l’autre se tait; et c’est l’autre que je préfère, il n’a rien dit, mais il me plaît!«
    Die Bänd intonierte gekonnt und routiniert das Zwischenspiel. »L’amour!« sang ich. »L’amour!!« – »Die Liebe, die Liebe! Die Liebe ist ein Zigeunerspiel, sie fragt nach Rechten nicht, Gesetz und Macht, liebst du mich nicht, bin ich entflammt, und wenn ich lieb, nimm dich in acht!«
    Das hohe Fis saß wie ‘ne Eins.
    Die Bänd fing mich auf wie eine Wolke.
    Das Publikum klatschte wohlwollend. Für die Verhältnisse eines Fünfsterneschiffes geradezu euphorisch. Ich verbeugte mich. Larry in seiner Kabine warf Kußhände.
    Würdigen Blickes und mit kaum zu unterdrückender Siegermiene schritt ich am Kreuzfahrtdirektor vorbei, der rauchend hinter dem Vorhang stand. Er würde mir jetzt doch begeisterte Blicke zuwerfen? Mir die Hand küssen? »Gnädige Frau waren zauberhaft« zu mir sagen?
    Doch mitnichten. Er schenkte mir keinerlei Beachtung.
    »Blauer Vorhang zu!« zischte er in sein Mikrophon. »Weißer Vorhang auf!«
    Ich blieb stehen und wartete auf ein Lob. Der Kreuzfahrtdirektor rauchte aggressiv und blies die Schwaden in das ohnehin rauchgeschwängerte Dämmerlicht.
    »Fahr die Lichter runter, Larry!« zischte er in sein Mikro. »Bist du blind, Mensch! Halbes Licht! Die blauen Scheinwerfer, du Dämlack! Und Nebel! Hast du gehört, Mann! NEBEL bis zum Erblinden!!«
    Der Zauberer, der eben noch lässig geraucht hatte, schob sich nervös an uns vorbei und warf sich mitsamt seinem Kaninchenwagen auf die Bühne.

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