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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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für die erschöpfende Auskunft. »Bitte etwas präziser, wenn’s keine Umstände macht?!«
    »Wasser in Eisentruhe, und dann – minus vierzig Grad! In fünf
    Minuten ... fertig.«
    Boh! Das war ja ein wahrer Redeschwall für den maulfaulen Käpt’n! Fürwahr, ich mochte ihn. Und er mich anscheinend auch.
    »Wolln Se mal sehn?«
    »Ja! Klar!«
    Wir erhoben uns und gingen zusammen fort.
    »O je«, sagte ich. »Die Leute denken jetzt ...«
    »Lasse denken.«
    Der Käpt’n latschte mit schwankendem Gang die Planken entlang, und ich folgte ihm leichtfüßig. Die Passagiere steckten die Köpfe zusammen und tuschelten hinter uns her.
    Leider sah uns auch Fred Hahn gemeinsam hinter einer »Staff
    only«-Eisentür verschwinden. Seinen Blick werde ich nie vergessen. Er war not amused.
    Aber – was hätte ich tun sollen? Zu ihm laufen, ihm versichern: »Wir gehen bloß Eisblöcke gucken«? – Nein. Ich schuldete ihm keinerlei Erklärung.
    Der Käpt’n hatte anscheinend Zeit übrig. Er machte eine ausführliche Schiffsbauchführung mit mir.
    »Hier. Maschinenraum.« Er öffnete eine Eisentür, und sofort schlug uns ein Höllenlärm entgegen. Schwitzende Arbeiter standen an riesigen, stampfenden Maschinen.
    Der leitende Ingenieur Schlippowski und sein erster Ingenieur Jurgilewski kamen in schmierigen Overalls artig herbeigeeilt, zogen ihre Lärmschützer von den Ohren und grüßten den Käpt’n zackig.
    »Die Dame hier will mal gucken«, rief Harm Lohs.
    »Wenn ich darf!« schrie ich.
    »Klar!« Die Ingenieure führten mich an brodelnden Kesseln vorbei, an stampfenden, ratternden Zahnrädern, an Pump- und Kläranlagen, es quietschte und rasselte, es tobte und dampfte, es spie und röchelte überall anders. Sie zeigten mir den riesigen Air-conditioning-Raum, und dann gelangten wir in den Kühlraum. Es war klirrend kalt. An den Wänden standen einige dieser Särge, in denen Wasser vor sich hin fror. Einige philippinische Arbeiter schleppten einen schmelzenden Pferdekopf aus Eis herbei und hievten ihn in einen leeren Eisenbottich. Sie schwitzten trotz der klirrenden Kälte vor Anstrengung. Es dampfte gigantisch aus den Stickstoffbehältern.
    »Hat ja nicht lange gehalten, das Prachtstück! Morgen gibt’s wieder ‘n Gaul aus Eis!« Der Käpt’n grinste.
    »Hier halten Sie es nicht lange aus«, schrie Schlippowski gegen den Lärm an. Überall schufteten philippinische und vietnamesische Männer in Schutzanzügen herum.
    Man zog mich aus dem Kühlraum. »Is gefährlich! Können Se Frostbeulen kriegen! Geht ganz schnell!«
    Ein junger Kerl mit einer völlig verschmierten Gummischürze und triefenden Gummistiefeln latschte herbei. Er stank bestialisch.
    »Sorry, daß ich mal stören muß. Aber die Abwasserleitung ist schon wieder verstopft!«
    »Riesenschweinerei!« schimpfte Schlippowski wütend. »Hat wieder jemand einen Tampon oder so was in die Vakuum-Toilette geschmissen! Kann ich lange danach suchen!«
    »Unser Azubi muß immer bis zum Hals in die Jauche!« grinste der Käpt’n.
    »Ich bin immer der Arsch!« maulte der Azubi. »Was die Leute so ins Klo schmeißen! Letztens fand ich ein Damennachthemd in der Scheiße!«
    »Was Sie nicht sagen!« rief ich entsetzt.
    »Und vorige Woche einen Lockenwickler. Ein einziger Lockenwickler legt die Abwasserentsorgung völlig lahm! Wenn die Leute das wüßten!«
    »Aber das könnte man doch mal ins Tagesprogramm schreiben! Besichtigung der Abwasseranlage! Da würden die Passagiere sorgfältiger mit ihrer Toilette umgehen!«
    »Könn’ wir nicht machen«, sagte Schlippowski. »Das ist ganz allein unser Problem!«
    »Ja, denn ... schönen Tach noch!«
    Ich verabschiedete mich dankend von Schlippowski und Jurgelewski, und dann führte mich der leutselige Harm Lohs noch in die riesige Wäscherei.
    Hunderte von chinesischen Heinzelmännchen schleppten Wäschesäcke, stopften Laken und Bettbezüge in riesige Waschmaschinen, es stiemte und waberte wie in einem römischen Dampfbad, die Luft war heiß und feucht wie in einem tropischen Urwald. Die schweißüberströmten Chinesen pfiffen bei ihrer Arbeit und waren guter Dinge. So viele fleißige weiße Ameisen hatte ich noch nie gesehen. Und das alles in diesem unermeßlichen, riesigen Schiffsbauch!
    »Unglaublich! Und die fahren alle immerfort mit? Was machen die abends?«
    »Pennen!« griente Harm Lohs. »Die malochen sechzehn Stunden pro Tag! Müssen ihre Familien ernähren!«
    »Was machen die denn sechzehn Stunden pro Tag?!«
    »Die

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