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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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bitte dringend ... zum Ausgang ...« Ich trat von einem Bein aufs andere. Die Maschine konnte ich vergessen. Und mein Konzert morgen auch. Alles konnte ich vergessen. Ich würde mit Hartwin zum Schiff zurückkehren. Und einfach weiterfahren. Um die ganze Welt.
    Endlich, ENDLICH!! näherte sich eine Rikscha.
    Drinnen saß Fred. Er hatte meinen Paß in der Hand!
    »Na, Frau Kammersängerin, haben Sie in Ihrem Liebeswahn nicht mehr alle Gedanken beisammen?« höhnte er.
    Ich konnte ihm nicht mal böse sein.
    »Ach Fred!« Erleichtert riß ich den Paß an mich. »Danke! Ich stehe tief in deiner Schuld!«
    Halb lachend, halb weinend beugte ich mich zu ihm in die Rikscha hinunter und umarmte ihn.
    Er legte beide Arme um mich und drückte mir einen Kuß auf den Mund. Schade, kleine Frau, isch hätte disch gelippt
    Zu spät, Fred, schoß es mir durch den Kopf.
    »Der Flug wird geschlossen!« ertönte die Lautsprecherdurchsage.
    Ich riß mich von Fred los. Am Horizont erschien eine Rikscha. Auf dem Sattel saß Hartwin. Er strampelte um sein Leben. Wie in Trance stürzte ich in das Flughafengebäude. In letzter Sekunde hechtete ich mit meinem Koffer durch die Paßkontrolle.
    Düsseldorf war eiskalt und grau.
    Ich sang mein Konzert. Das Orchester, die Orgel, der Chor. Rüdiger auf der Orgelbank. Ich sah alles mit völlig neuen Augen. Das hier war nicht mehr meine Welt. Ich gehörte hier nicht mehr hin. Ich hatte ein neues Leben angefangen. Das Leben einer Abenteurerin, einer Weltenbummlerin. Ein unbürgerliches Leben. Weitab von jeder Norm. Ich konnte nicht mehr hierher zurück.
    »Rüdiger«, sagte ich, als die Onkel und Tanten endlich von ihrem Lammbraten aufgestanden und mit ihren Mittelklassewagen abgefahren waren. »Rüdiger, ich trenne mich von dir.‹
    Rüdiger starrte mich an. »Du liebst diesen Fred, ja?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich liebe Hartwin.«
    »Welchen Hartwin?!«
    »Hartwin Danz.«
    »NICHT Fred Hahn?«
    »Nein.«
    »Aber in deinem Tagebuch steht in jeder zweiten Zeile das Wort FRED!«
    »Du hast mein TAGEBUCH gelesen?!«
    Rüdiger sank auf einen Stuhl. »Burkharda, du hast dich verändert. Ich wollte nie, daß du auf dieses verdammte Kreuzfahrtschiff gehst.«
    »DU HAST MEIN TAGEBUCH GELESEN!!??«
    »Ich mußte das tun.«
    »Nein! KEIN Mensch muß anderer Leute Tagebuch lesen!!«
    »Burkharda! Ich wollte wissen, was mit dir los ist. Du bist nicht mehr das kleine brave Mädchen, das ich geheiratet habe.«
    »NEIN!« schrie ich erbost. »BIN ich nicht!«
    Ich konnte es nicht fassen. Rüdiger hatte mein TAGEBUCH GELESEN!!
    »Ich werde dich verlassen, Rüdiger.«
    »Burkharda! Ich kämpfe mit allen Mitteln!«
    Ich drehte mich um und ging aus dem Zimmer.
    Auf diesen Schreck hin mußte ich erst mal zehn Kilometer laufen.
    Wie unter Schock trabte ich durch den Geilenkirchener Forst. Rüdiger ... wußte alles. Alles, was in dem blauen Tagebuch stand. Inzwischen hatte ich schon das grüne vollgeschrieben. DAS GRÜNE!! Wo lag das? Das lag zu Hause! In meiner Schreibtischschublade! War die verschlossen? Ich trabte vor mich hin. Umkehren? Kontrollieren? Wenn er jetzt alles las, was ich über Hartwin geschrieben hatte! Undenkbar. Das ging ihn nichts an!
    Was sollte ich tun? Ich wollte weg von Rüdiger. Dies hier war wirklich nicht mehr meine Welt. Ein neuer Abschnitt meines Lebens hatte begonnen.
    Ich grübelte und grübelte.
    Plötzlich kam mir der anonyme Brief in den Sinn.
    Es hatten alle Details dringestanden, die eigentlich nur ich wissen konnte. Die Szene mit Ulrich auf dem Fitneßdeck, die Drohung mit dem Foto, die Liebesgedichte an Fred. Drei völlig verschiedene Baustellen. Die konnte niemand sonst wissen. RÜDIGER!! Hatte RÜDIGER gar am Ende SELBST diesen Brief geschrieben?!
    Ich traute ihm nun alles zu. Wenn jemand das Tagebuch eines anderen Menschen liest, dann greift er auch zu solchen Tricks.
    Ein mulmiges Gefühl ergriff von mir Besitz.
    Was, wenn Rüdiger diesen Brief geschrieben hatte?
    An sich selbst. Um mich abzuschrecken. Um mich in meine Schranken zu verweisen. Um aus mir wieder das kleine hilflose, brave Mädchen zu machen, das ich einmal gewesen war ...
    »Servus! Wie geht’s?«
    »Hartwin! Wo bist du?«
    »Ich bin hier in Malaysia! Port Kelang! Wie geht’s?!«
    »Gut, Hartwin! Wenn ich deine Stimme höre!«
    »Du gehst mir wahnsinnig ab!«
    »Du mir auch.« Rauschen, Knacken. Ich hörte den Nachhall meiner eigenen Stimme.
    »Wann kommst du wieder mal an Bord?«
    »Ich weiß nicht, Hartwin. Ich

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