Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
Vom Netzwerk:
dich.«
    »Aber du gehst doch nicht zu diesem ... halbseidenen ... Seemann?«
    »Warum hast du seine Frau angerufen?«
    »Ich habe sie nur angerufen, damit sie sich nichts antut, die Arme.«
    »Hättest du sie überhaupt nicht angerufen, hätte sie sich auch nichts angetan, die ARME!!«
    »Sie hat mir die Telefonnummer von Freunden in Santa Barbara genannt. Und diese Leute haben mir Auskunft über den sauberen Herrn gegeben.«
    »Nein, das glaube ich nicht, Rüdiger. Das ist wie in einem schlechten Film.«
    »Hier!« Rüdiger fummelte in seiner Gesäßtasche herum. Zum Vorschein kamen zwei Audiokassetten.
    »Was soll das?«
    »Das sind die Telefonate mit den lieben, schwer betroffenen Landmanns. Ganz ehrenwerte, anständige Leute sind das.«
    »Du hast die Telefonate ... aufgenommen? Wissen diese ... Landmanns ... das?«
    »Nein. Natürlich nicht. Aber ich tue das alles nur zu deinem Besten. Die Landmanns sagen ... aber hör es dir selber an!« Rüdiger hielt mir die zwei Kassetten hin.
    »Ich DENKE nicht daran!« schnaubte ich voller Haß und Zorn. »Verlaß mein Zimmer!«
    »Burkharda! Dieser saubere Herr ist es nicht wert! Er ist ein Betrüger, ein Hochstapler, ein Lügner! Er schlägt seine Frau und seine Kinder! Er hält sie wie Sklaven! Sie nagen am Hungertuch! Während er auf seinem Luxusschiff die hübschesten Damen bei Champagner und Kaviar in der Owner-Suite verführt, hat die arme Angela noch nicht mal Geld zum Leben! Sie mußte es sich bei den lieben Landmanns leihen. Er hat Schulden bis über die Ohren! Er hat es nur auf dein Geld abgesehen, Burkharda! Er ist einer dieser Seemänner, die so lange zur See fahren, bis sie eine reiche Frau finden!«
    »Er hat keine Ahnung von meinem Geld!«
    Ich hatte vor fünf Jahren eine nicht unbeträchtliche Erbschaft gemacht. Aber das hatte ich nie erwähnt.
    »Das wird er längst rausgefunden haben, Burkharda. Es ist ein leichtes, an solche Informationen zu kommen!«
    »Mag sein, daß es FÜR DICH zur Tagesordnung gehört, andere Leute Zu bespitzeln! Aber NICHT FÜR HARTWIN!!«
    Nebenan räusperte sich ein Orgelschüler. Es war mir EGAL!! Sollte doch die ganze Kleinstadt erfahren, daß wir uns anschrien. Ich verachtete Rüdiger! Und ich wollte ihn verlassen! – Aber wohin?! Hartwin war auf dem Schiff. Am anderen Ende der Welt. Irgendwo in einem entfernten Sultanat. Und ob er mich liebte, wußte ich nicht! Ich wollte sterben.
    Ich rannte kopflos hinaus und tat etwas, was ich noch nie getan hatte. Ich fuhr, ohne mich anzumelden, zweihundert Kilometer zu meinen Eltern.

»Kindchen, Kindchen«, begrüßte mich mein gütiger greiser Vater. »Was machst du nur für Sachen.«
    »Wie – was meinst du?« Ich drückte ihm einen Kuß auf die lieben eingefallenen Wangen. Ich liebte meinen Vater über alles. Und hatte noch nie Geheimnisse vor ihm gehabt. Aber dies hier –dies konnte ich ihm einfach nicht sagen. Ich wollte ihm von Hartwin erzählen, aber nicht von den unerfreulichen Dingen, die sich mit Rüdiger abgespielt hatten.
    »Mutti weiß nun auch schon Bescheid.« Mein Väterchen schleppte sich humpelnd in seinen Sessel am Fenster. Wie alt er geworden war! Mir schossen die Tränen in die Augen. Aber ich schluckte sie runter. Abwartend hockte ich mich auf die Armlehne. Dahin, wo ich früher immer gesessen hatte.
    »Worüber weiß Mutti Bescheid?«
    »Über die arme, betrogene Frau in Amerika.« Mein liebes greises Väterchen schaute mich betroffen an. »Was machst du nur für Sachen, Kindchen. In deinem Alter.«
    »Du willst doch nicht sagen, daß Rüdiger ... MEINE Mutter angerufen hat? Während ich mich im Osterferienverkehr stundenlang durch den Stau quäle?«
    »Rüdiger meint es nur gut mit dir. Er hat uns gebeten, dich zur Vernunft zu bringen, Kindchen. Sei doch vernünftig!«
    Ich sprang von der Armlehne. »Und? Hast du das vor?«
    »Ich werde mich jeglichen Urteils enthalten«, sagte mein Vater weise. »Ich kenne diesen Mann nicht.«
    »Und Rüdiger kennt ihn auch nicht«, zischte ich böse. »Wie kann er es wagen, euch anzurufen? Er weiß genau, daß Mutter Herzbeschwerden hat und nächtelang nicht schlafen kann!«
    Meine Mutter erschien mit der Kaffeekanne. Sie begrüßte mich so betont beiläufig, daß mir ganz anders wurde.
    »Greif tüchtig zu, Burkharda! Der Kuchen ist selbst gebacken!«
    »Danke, ich habe keinen Hunger.«
    »Aber beim Kaffee kannst du tüchtig zulangen!«
    Ich zwang mich, zwei Tassen Kaffee zu trinken. Wir plauderten über

Weitere Kostenlose Bücher