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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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sagt, ich schleppe ihr eine Krankheit nach Hause.«
    »Aber doch nicht Du!! Du bist doch mit IQ-Punkten ausgestattet! Das muß sie doch wissen!«
    Ich rückte näher an ihn heran. »Aber, Hartwin, sag: Was machst du? Behaupte nicht, du hättest keinerlei Sexualleben!«
    »Du bist die erste Frau, der ich das sage«, antwortete Hartwin. »Weil du eine moderne, aufgeklärte und coole Frau bist. O.K. Ich gehe ab und zu in ein exklusives Etablissement. Aber ich mache absolut nichts Gefährliches.«
    »Was ... machen sie da mit dir?«
    Hartwin grinste müde. »Soll ich dir das wirklich sagen?«
    »Nur, wenn du willst.«
    »Man geht fein essen, mit Geschäftspartnern oder Kollegen, und unterm Tisch rutschen sie rum und ...«
    »Vor oder nach der Hauptspeise?«
    »Wie cool du bist, Burrgl! Andere Frauen würden jetzt hysterisch auf mich einschlagen!«
    Ich verspürte keinerlei Eifersucht. Das war doch auf einer völlig anderen Ebene als das, was wir seit ein paar Wochen miteinander hatten!
    »Hartwin, du bist ein Mann. Und was für einer. Abgesehen davon, daß ich dich liebe, gönne ich dir von Herzen das bißchen Spaß.«
    »Meine Frau würde mich umbringen, wenn sie das wüßte.« Was mußte das für eine Frau sein? Entweder war sie dumm, was ich nicht annahm, oder sie war kaltherzig.
    Wie kann man einem Mann sein Sexualleben verbieten als Ehefrau, die ihn selber nicht mehr ranläßt!
    »Aber ... Burrgl, Schatz, jetzt könnte ich das nie mehr machen. Jetzt, wo ich mit dir so unbeschreiblich glücklich war!«
    »Von mir aus kannst du’s machen. Du bist mir keinerlei Rechenschaft schuldig. Ich kann sehr wohl Liebe und Triebe voneinander unterscheiden.«
    Wir küßten uns. Ich dachte an mein Kirchenkonzert morgen in Düsseldorf. Plötzlich sprang ich auf. »Mein Paß!«
    »Was ist damit?«
    »Ich habe ihn vergessen! Auf dem Schiff! Er liegt noch an der Rezeption!«
    Es war drei Uhr nachts. Hartwin stand auf, zog sich die Uniform glatt und sagte: »Dös krieg mer hin.«
    Er ging zum Telefon, das an der Wand hing, und wählte einige Nummern.
    Keine Szene, kein Geschrei, kein »typisch Frau!«, keine Hektik. Bei solchen Situationen erkennt man den wahren Kern eines Mannes.
    »Verdammt. Ich erreich keinen. Der Agent ist nicht an seinem Platz, und die Durchwahl über Satellit funktioniert von hier aus nicht.«
    In dem Moment wurde mein Flug aufgerufen.
    »Hartwin! Ich kann nicht fliegen!«
    »Du mußt! Du mußt dein Konzert singen und deine Sachen in Ordnung bringen.« Hartwin drückte mir einen Kuß auf die Stirn. »Ich nehm mir eine Rikscha und radle zum Schiff. Jetzt sind die Straßen leer. Sag der Stewardeß, daß ich in einer halben Stunde wieder hier bin.«
    »Hartwin! Nicht! Das schaffst du nicht!«
    »Für dich schaff ich alles!«
    Hartwin war weg. Er war WEG!! Da stand ich einsam und mit klopfendem Herzen. Die Vietnamesen riskierten ein Auge.
    Mein Herz raste. Morgen um 11!! Lambertuskirche!! Ohne Probe!! Ich würde um 10 Uhr 10 landen. WENN ich landete. Was sollte ich machen?
    Plötzlich hatte ich eine Idee. Ich griff zum Handy.
    »Hahn?« Das klang verschlafen.
    »Fred?!« schrie ich in den Hörer. Es hallte sekundenlang wider. Obwohl das Schiff höchstens fünf Kilometer entfernt lag, telefonierte ich ja um die halbe Welt, über Satellit, mit ihm.
    »Hallo? Bist du das, Burkharda?«
    »Fred?! – Hilf mir!! – Mein Paß liegt noch an der Rezeption!« Hall, hall, hall.
    Lange Pause.
    Dann: »Bist du am Flughafen?«
    »Ja! Mein Flug geht in einer halben Stunde!« (... in einer halben Stunde, in einer halben Stunde, in einer halben Stunde ...) Pause. Rauschen. Knacken.
    Dann: »Ich komme.«
    Ich sank auf den Plastiksessel zurück. Puh. Was ein Tag. Tausend Gedanken schwirrten mir durch den Kopf.
    Hartwin. Ich liebe dich. Ich gehöre zu dir. Wir passen zusammen. – Fred. Ich hatte dich schon ganz vergessen. Wegen dir habe ich acht Leute über den Jordan geschickt. Ganz umsonst. – Rüdiger. Morgen um diese Zeit stehe ich schon wieder neben dir an der Orgelbank. – Willi Hammerschlag. Wo magst du jetzt sein? Bist du schon vom Lastwagen abgeladen? – Hämmer, hämmer, hämmer. Mein Flug nach Frankfurt wurde zum zweitenmal aufgerufen. Alle Passagiere krochen aus ihren Ecken und drängelten sich zum Paßschalter.
    Ich wanderte nervös vor dem dunklen, verlassenen Flughafenterminal auf und ab. Hin und wieder fuhr ein Lastwagen vorbei. Sonst war alles tot und still.
    Drinnen eine Durchsage: »Misses ... Bukada Meier ...

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