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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Und wenn ich den Rest meines Lebens allein verbringen würde.
    »Frau Meier? Können Sie nächste Woche Dienstag in Bangkok an Bord der ›MS Blaublut‹ gehen?«
    Es war die Künstlervermittlung. Die nette Dame, die mich damals, vor über einem Jahr, zum erstenmal engagiert hatte.
    »Ja«, sagte ich tonlos. »Kann ich.«
    »In Ordnung. An Bord freut man sich auf Sie. Sie landen um 14 Uhr 35. Sie werden abgeholt.«
    Ich saß lange bewegungslos da.
    Wußte Hartwin, daß ich kommen würde?
    Wer war »man«? An Bord freut »man« sich auf Sie?
    Die Passagiere? Die anderen Künstler? Die Besatzung? Fred Hahn? Hartwin ...?
    Am achten Tag nach dem großen Landmann-Skandal rief er an. Hartwin Danz. Seine Stimme klang wie immer.
    »Servus! Wie geht’s?«
    »Gut«, sagte ich kraftlos.
    »Ich höre, du kommst wieder auf die ›Blaublut‹!«
    »Ja«, sagte ich matt.
    »Ich freu mich! Ich hol dich ab!«
    Was hatte der Landmann gesagt? Hartwin sei unzuverlässig. Er sei ein Filou. Ein Schwätzer. Einer, der Verabredungen nicht einhält.
    »Ja«, sagte ich. »Tu das.«
    »Wie geht’s?!« Hartwin schien zu spüren, daß etwas nicht in Ordnung war.
    »Danke«, sagte ich einsilbig. »Und wie geht’s dir?!«
    »Du, wir hatten wahnsinnig viel Streß hier an Bord, das Schiff war völlig überbucht, da waren manche Passagiere unzufrieden, weil sie nicht im Pool baden konnten oder nicht an ihrem Lieblingstisch essen, du kennst das ja, du weißt ja, wie die Leute drauf sind ...«
    »Ja.«
    »Du, mach dir keine Sorgen, wenn ich nicht jeden Tag anrufe. Wir hatten Probleme mit dem Satelliten ...«
    »Schon gut«, sagte ich kraftlos. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.«
    Oh, wie war das Gespräch kühl und distanziert! Nichts mehr von unserer Liebe, unserer Herzlichkeit, unserer Heiterkeit und Leichtigkeit war da. Alles weg. Alles begraben.
    Er HATTE bestimmt eine neue Tussi.
    Genau wie Fred. Nächste Reise kommen neue Tussis.
    Streifenhörner sind alle gleich.
    »Also! Ich freu mich! Dienstag, Bangkok, 14 Uhr 35! Ich hol dich ab! Servus!«
    »Servus«, sagte ich traurig.
    Ich drückte mein Ohr an den Hörer. Sagte er noch etwas? SAGTE er noch etwas? Es rauschte. Er hatte noch nicht aufgelegt.
    »Ja, du gehst mir ab!« kam es schließlich vom anderen Ende der Welt. Mit einem Unterton, als wollte er sagen: »Wenn du es unbedingt hören willst!«
    Ich drückte das Handy aus.

Mit unglaublich bangem Gefühl saß ich im Flieger von Frankfurt nach Bangkok. Alles war entsetzlich bedrückend, alles. Rüdiger hatte mir noch fürchterliche Szenen gemacht, als ich ihn aufgefordert hatte, mir meinen Paß zu geben.
    »Geh doch zu deinem sauberen Herrn Danz«, hatte er schließlich gerufen. »Aber ich HABE dich gewarnt! Du hast gehört, was die Landmanns über ihn gesagt haben. Du wirst in dein Unglück rennen! Komm mir dann nicht und heul dich bei mir aus! Und sag ihm vor allen Dingen nichts davon, daß ich mit Landmanns telefoniert habe. Der schlägt die arme Angela sonst tot!« Er hatte mir den Paß über den Tisch gefleddert.
    Und dann war ich gefahren. Die ganze Nacht hockte ich in diesem Flieger und konnte keinen klaren Gedanken fassen. WAS hatte ich getan?! Es gab kein Zurück mehr! Ich war wahnsinnig.
    Die Stewardeß forderte uns auf, die Anschnallgurte wieder festzuziehen. Wir setzten zur Landung an.
    Ich schaute aus dem Fenster. Unten: Golfplätze über Golfplätze. Kleine dunkle Menschen mit Sonnenhüten auf dem Kopf arbeiteten als Caddies. Ob Hartwin jetzt gerade Golf spielt? dachte ich. Oder ob er tatsächlich jetzt bei »arrival« steht?
    Mit wackeligen Knien verließ ich als erste das Flugzeug. Ich war so wahnsinnig aufgeregt! Hartwin! War er der, für den ich ihn hielt? Oder war er das Schwein, als das ihn die Landmanns schilderten? Worauf hatte ich mich eingelassen?
    Schweißgebadet stand ich am Kofferband. Ich war so nervös, daß ich nicht mehr gerade gucken konnte.
    Beobachtete er mich bereits? War er DA?! Saß er da hinter der Zeitung und lachte sich über mich kaputt? Ich fühlte mich so an Fred Hahn erinnert. Kleine blöde deutsche Dorfdiva wird von souveränem Seemann ein bißchen verarscht. Zum Zeitvertreib. Bangkok ist nicht Geilenkirchen.
    Mein Koffer kam als allererster.
    Ich wuchtete ihn auf den Kofferwagen. Nur weg! Schnell! Forschen Schrittes marschierte ich davon. Wo war hier der Ausgang? Thailändische Schriftzeichen. »Transit«. Ich hastete durch einen langen Gang. Jetzt ist der Moment endlich gekommen. Ich

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