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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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hatte. Er flößte mir Vertrauen ein.
    Dann telefonierte er mit seiner Agentur.
    »Der Hafen ist achtzig Kilometer außerhalb. Hier.« Er zeigte mir einen Stadtplan und tippte zehn Zentimeter daneben in die Luft. »Da ungefähr. Aber ob Ihr Schiff da wirklich liegt, ist eine Frage. Denn der Hafen ist nur für Containerschiffe.«
    »Aha. Vielen Dank.«
    Der TUI-Mitarbeiter verschwand. Ich stand da mit dem Stadtplan in der brüllenden Hitze in der brüllenden Menge von Thailändern, die sich nicht für mich interessierten. Nicht weinen, Burkharda. Nicht weinen.
    Ich beschloß, sofort zurück nach Frankfurt zu fliegen.
    Mein Handy klingelte.
    Hartwin?! – Rauschen. Das vertraute Rauschen!!
    »Hallo?!« schrie ich in die Muschel. »Hallo?!«
    Rauschen. Knacken. Sonst nichts. Es war zum Wahnsinnig-werden. Das Handy klingelte nun im Zwei-Minuten-Abstand. Aber außer Rauschen und Knacken war nichts zu hören.
    »Madam?!« Die Dame vom Infoschalter hatte nun eine Information für mich: »The ship is in the harbour ...« Sie nannte mir einen Namen. »That’s not in Bangkok. That’s really far away. More than 180 km!«
    Ich sank auf meinen Koffer. Hundertachtzig Kilometer!
    Klar, daß Hartwin keinen Bock gehabt hatte zu kommen.
    Bei der Hitze. Bei dem stressigen Job, den er hatte.
    Nun hatte ich also die Möglichkeit, hundertachtzig Kilometer mit einem womöglich nicht ganz gutwilligen Taxifahrer durch die Wüste zu fahren.
    Oder mich auf dem Absatz umzudrehen. Und nach Frankfurt zurückzufliegen.
    Kindchen, warum hast du dir das denn angetan, hm? Wenn Rüdiger doch SACHT, daß dein Hartwin ein unzuverlässiger Hallodri ist. Hör doch EINmal auf einen besonnenen Mann, der es gut mit dir meint.
    »Mistress Meier?«
    »Ja?!«
    »There is an announcement for you!«
    »Was?«
    »They call you since one hour now!«
    Ich lauschte. Und tatsächlich! Bei genauem Hinhören konnte man »Misses Bulkalde Mei!« verstehen.
    Das war ja ICH!!
    Die nette Dame von der Information sprach: »Mister Danz is waiting for you!«
    »Is he? Is he really?« Ich konnte es nicht fassen.
    »Yes! Wait here. He’ll come in a few minutes!«
    Ich mußte mich an die Wand lehnen, um nicht umzukippen.
    Mister Danz! Er war HIER! Er war hundertachtzig Kilometer gefahren, um mich abzuholen! Er hatte keinen Fahrer geschickt. Er war selbst gekommen.
    Und dann stand er da.
    »Servus. Wie geht’s?«
    »Danke, blendend.«
    »Warum bist du bei Terminal B?«
    »Ich weiß nicht. Ich bin hier rausgekommen.«
    »Deine Maschine ist vor zwei Stunden gelandet. Bei Terminal A.«
    »Ach was ...«
    Kindchen. Guck doch, wo du hinläufst in deinem Liebeswahn. Du bist bei »Transit« durchgelaufen! Dummerchen! Tut man denn so was? Wenn einen ein Mann von Welt abholt? Hm?
    Ich stolperte neben Hartwin her. Er hatte sich eine Sonnenbrille aufgesetzt. Er wirkte kühl.
    »Servus. Wie geht’s?«
    »Wie geht’s DIR?«
    WUSSTE er, daß seine Frau wußte? WUSSTE er, daß Landmanns über ihn Auskunft erteilt hatten? WUSSTE er, wie ernst es mir war? WUSSTE er, ob es IHM ernst war?
    Wir standen vor dem Flughafengebäude in Bangkok und warteten auf den Fahrer.
    »I hab jetzt zwei Stunden lang alles versucht, um dich zu finden.« Hartwin wirkte derangiert. »I hab dich seit einer Stunde ausrufen lassen, i bin hinein zum Kofferband, i war in der VIP-Lounge, i hab insgesamt drei Maschinen aus Frankfurt abgewartet, i hab dich bei der Flughafenpolizei als vermißt gemeldet, i hab fünfmal auf’m Schiff angerufen, ob du dich gemeldet hast, i hab zwanzig Mann hier z’sammgschissn, warum du nicht wie alle anderen fünfhundert Passagiere da rausgekommen bist, wo alle rausgekommen sind, i hab dich zwanzigmal über Handy versucht anzurufen ...«
    Es klang nicht wie ein Vorwurf. Eher wie eine Rechtfertigung. Der arme Mann war fertig.
    ER hatte gedacht, ICH spielte mit IHM.
    »Hartwin«, sagte ich. »Es ist meine Schuld. Ich bin einfach zu blöd, einen Flughafen auf dem direkten Wege zu verlassen.«
    »Schau, Schatzl«, sagte Hartwin, indem er mich zum erstenmal an sich zog. »In den zwei Stunden hab ich gemerkt, wie gern ich dich hab. Und wie sehr du mir abgegangen bist.«
    »Und ich hab in den zwei Stunden ein Stückchen Hölle kennengelernt.«
    »Hast du denn im Ernst geglaubt, ich komme nicht?«
    »Ja. Hab ich. Nimm’s mir nicht übel.«
    »Aber WARUM hast du das geglaubt?«
    Weil ich inzwischen ein einstündiges Tonband darüber gehört habe, was du für ein unzuverlässiges Arschloch

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