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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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bist.
    »Weil ... ich ... mir nicht mehr so sicher war.«
    »Burrgl! Schatz!! Was ist passiert? Nur weil ich nicht JEDEN Tag angerufen habe? Wenn wir auf See sind und der Satellit ist überbelegt, dann krieg ich oft tagelang keine Verbindung ...«
    »Ist ja schon gut.«
    Wir stiegen in den Wagen.
    »Magst noch ein bißchen in Bangkok bleiben, oder willst gleich aufs Schiff?«
    Mir war alles egal. Hauptsache, ich war bei Hartwin.
    »Welcome, Madam, welcome, Sir!«
    Die weißbefrackten Pagen des »Oriental« rissen für uns die Tür auf. WELCH eine Pracht! Riesige Blumenbouquets schmückten die geschmackvoll mit Holzornamenten ausgestattete Hotelhalle. Ein orientalischer Blütenduft schlug uns entgegen. Die staubige Schwüle blieb draußen. Hier war alles angenehm klimatisiert. Europäer und Amerikaner hockten in tiefen, bequemen Sesseln, lasen Zeitung und tranken Tee.
    »Wait a moment.« Hartwin winkte dem Pagen, und nach kurzer Zeit stand der Hoteldirektor des »Oriental« vor uns. Er war Schweizer und begrüßte uns ausgesprochen höflich.
    »Darf ich Ihnen unseren besten Tisch auf der Terrasse anbieten? Folgen Sie mir bitte. Sie sind natürlich Gäste des Hauses.«
    Welch ein Himmel gegen die Hölle von vorhin!
    Wir schwebten vorbei an dem riesigen gepflegten Swimmingpool und durften unter einem großen Bambussonnenschirm Platz nehmen.
    Mandeln und Nüsse, Früchte und Tee wurden unaufgefordert aufgetragen. Der Blick reichte über einen großen braunen Fluß, an dessen Ufer wir saßen. Gegenüber, hinter den Wolkenkratzern, ging gerade gigantisch dunkelrot die Sonne unter. Wir hatten ja sechs Stunden Zeitverschiebung! Diesen Tag hatte es nur zur Hälfte gegeben. Aber was war das für ein Tag gewesen! Und er war noch nicht zu Ende.
    »Was magst trinken, Burrgl-Schatz?« Ich hatte ihn wieder, ich war wieder bei ihm! Er sorgte wieder für mich!
    »Ich weiß nicht. Mir ist alles egal. Hauptsache, ich sitze hier mit dir.«
    Ich war wirklich fertig. Die Unsicherheit der letzten Wochen, die Streitigkeiten mit Rüdiger, und dann diese entsetzliche Ungewißheit: Kann ich mich so in Hartwin irren? Ist er wirklich ein Betrüger, ein Frauenschänder, ein Aufschneider? Oder ist er der Mann, für den ich ihn halte? Kann ich ihm vertrauen?
    Ich hatte viel riskiert. Eigentlich hatte ich alles riskiert. Ich war gegen den ausdrücklichen Willen meines Ehemannes und meiner Familie nach Bangkok geflogen, um den Mann wiederzusehen, von dem seine eigenen Freunde sagten, er sei ein Schwein. Nun gab es kein Zurück mehr. Aber was wußte er?
    »Burrgl, was ist mit dir? Du mußt mir alles sagen!« Hartwin sah mich eindringlich an.
    WAS wußte er? Hatte Angela ihm nicht längst gesagt, daß Rüdiger sie inzwischen fünf-, sechsmal angerufen hatte? Und WENN er wußte, wie würde er dann mit mir umgehen? Er hatte zwei Kinder, die er über alles liebte. Das hier war längst kein Spiel mehr.
    Ich nippte an dem köstlichen fruchtigen Cocktail, den Hartwin für mich bestellt hatte. Langsam löste sich die Spannung. Wir plauderten über dies und das, Hartwin erzählte mir, was sich auf dem Schiff abgespielt hatte. Ich berichtete von meinen Konzerten zu Hause in Deutschland. Aber Hartwin war unkonzentriert. Schumann in Hildesheim interessierte ihn nicht so brennend. Als ich von den Champagnergläsern auf dem Marktplatz berichtete, lächelte er. War er noch mein vertrauter Hartwin?
    »Sollen wir ein bißchen spazierengehen?«
    Wir wanderten durch Bangkok, aber nicht Hand in Hand wie damals in Bombay oder Saigon. Hartwin hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt.
    Er wußte was. Aber was?
    Wir stiegen über Abfallhaufen, Plastikplanen, auf denen alte Männer und schmutzige Kinder schliefen, wir spähten in kleine Werkstätten, in denen Arbeiter auf der Erde saßen und töpferten und hämmerten. Magere Hunde streunten um uns herum. Autos hupten, Tuctucs knatterten. Hier war nicht Geilenkirchen.
    Hier war wieder die andere Welt, die mich so faszinierte. Aber die Wärme, die Vertrautheit mit Hartwin, die war nicht mehr da.
    »Let’s take a tuctuc to Chinatown.«
    Wir quetschten uns in so ein Knatterding.
    Er legte den Arm um mich. »Do you feel all right?«
    And I said: »Yes, I feel wonderful tonight.«
    Inzwischen war es ganz dunkel geworden. In den Häusern brannten spärliche Lichter, beim Schein von jämmerlichen Funzeln wurde gearbeitet, gegessen, gelebt. Abgasgestank überall. Es war ein unheimlicher Lärm von knatternden Lastern, Tuctucs,

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