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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Gehämmer, Geschrei, Gehupe. Überall schliefen Kinder auf Kartonpappe. Daneben saßen die Eltern ungerührt an Plastiktischen und aßen das, was die Garküchen auf den dunklen Straßen zubereiteten. Es sah nicht besonders vertrauenerweckend aus.
    »Magst was essen?« Hartwin war wie immer besorgt.
    »Nein. Hier nicht.«
    Ich hatte das Gefühl, daß ich nie wieder im Leben etwas würde essen können. Der Knoten in meinem Magen wurde immer größer. Was hatte ich nur ins Rollen gebracht?
    Wir bestiegen eine Barkasse und fuhren stehend ziellos über den Fluß. Die Stange, an die wir uns lehnten, war so wackelig, daß man gut und gern und ungesehen für immer im schwarzen schlammigen Fluß hätte versinken können. Keiner hätte es bemerkt. In den Bäumen hingen tausend Lämpchen. Die Mondsichel lag auf dem Rücken. Hartwin küßte mich. Endlich. Er küßte genauso wunderbar wie damals.
    »Du mußt mir alles sagen, Burrgl.« Eindringlicher Blick. »Laß uns irgendwo etwas essen gehen.«
    Das »Oriental« war mir im Moment am liebsten. Ich wollte in Ruhe und Abgeschiedenheit mit Hartwin reden. Wir kehrten dorthin zurück
    Er bestellte Prawns und Seafood und tausenderlei kleine feine Vorspeisen und einen köstlichen eiskalten Weißwein.
    »Cheers, darling. Ich bin so froh, daß du wieder bei mir bist.« Hartwin nahm meine Hand. Ich sah ihm in die Augen. Konnte ich diesem Mann vertrauen? Oder war er genau wie alle Streifenhörner? Oberflächlich, ich-bezogen, nicht beziehungsfähig?
    Wie Fred? Nächste Reise kommen neue Tussis?
    Was bedeutete ich ihm? Eine von vielen netten Begebenheiten? Oder war ich das für ihn, was er für mich war?
    Ich mußte es wissen. Dafür hatte ich schon zuviel gewagt.
    Ich trank mir mit einem kräftigen Schluck Wein Mut an.
    Dann sagte ich: »Es ist nicht mehr so unbeschwert, wie es damals war, Hartwin. Mein Mann hat deine Frau angerufen.«
    Die Reaktion von Hartwin werde ich nie vergessen.
    Er sagte bestimmt fünf Minuten lang nichts.
    Er saß da und schwieg.
    Dann stand er auf und ging in den großen, mild duftenden Garten hinein. Mit den Händen in den Hosentaschen. Ich saß da über unseren Prawns und dem Seafood und schaute auf den schwarzen Fluß, die vielen tausend Lämpchen in den Bäumen und die schmale Mondsichel, die auf dem Rücken lag. Die Kellner umschwebten mich und schütteten mir neuen Wein ein. Ich nickte und lächelte mechanisch.
    Die Würfel waren gefallen. Nun wußte er’s.
    Ich war ehrlich gewesen. Mehr konnte ich nicht tun.
    Wenn er nun nicht zurückkehrte, würde ich hier im »Oriental« übernachten und morgen zurück nach Frankfurt fliegen. Ich würde Rüdiger verlassen. So oder so. Das Leben ging weiter.
    In diesen Minuten würde sich entscheiden, ob ich mein weiteres Leben mit oder ohne Hartwin verbringen würde.
    Wenn es ihm nicht ernst war mit mir, dann würde er jetzt die Möglichkeit haben, auf sein Schiff zurückzukehren. Er mußte nur meinen Koffer in die Hotelhalle stellen lassen und sich in seinen Wagen setzen. Dann wäre er weg.
    Wenn er zu mir stand, würde er wiederkommen.
    Die Minuten verstrichen. War ich »eine Tussi«?
    Ich war ganz ruhig.
    Die Luft war lau, und der Wein war kalt. Ich wußte, daß ich das Richtige getan hatte. Ich war bei dem Mann, den ich liebte.
    Plötzlich fühlte ich eine Hand auf meiner Schulter.
    Ich griff danach. Die Hand war warm und stark und weich.
    »Dein Orgelspieler hat mir einen Gefallen getan«, sagte Hartwin.

Die nackten Mädchen in den dunklen Kneipen an der Padmong Road hatten alle irgendwie keinen richtigen Spaß.
    Sie schoben ihre Unterleiber an Stangen, kauten Kaugummi und dachten ganz offensichtlich daran, ob sie ihren letzten Bus nach Hause noch bekommen würden. Aus dem Lautsprecher plärrte laute Musik. Rauchschwaden waberten durch die Spelunke. An der Bar lümmelten einige dicke Touristen und nippten an ihren teuren Drinks.
    Und DAS waren nun die berühmten Etablissements, in denen Männer sich die sogenannte Befriedigung holten?
    DAFÜR flogen die Sex-Touristen nach Bangkok?
    Die Mädchen an den Stangen waren fertig, zogen sich ihr Höschen wieder an und latschten gelangweilt in ihre Umkleide zurück. Zwei neue Mädels kamen herbei.
    Sie stellten sich an die Stangen, hielten sich daran fest, öffneten ihre Schenkel und zogen dann, mit gelangweiltem Blick an die Wand, ein Dutzend Rasierklingen am Bande hervor. Wie sinnvoll! Ich hätte mich gerne totgelacht. Wir normalen Mädels ziehen uns ab und zu einen

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