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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Ulrich. Sondern in Fred.
    »Ichch könnte michch wirklichch in dichch verlieben, du!« Als könnte Ulrich Gedanken lesen!
    Ich kicherte wieder. Diesmal eher geschmeichelt. Ulrich streichelte das Koala-Baby und rein zufällig auch mich. Wir sahen wirklich aus wie ein junges Elternpaar. Irgendwie lächerlich. Jemand hielt einen Fotoapparat auf uns. Es knackte im Geäst.
    Fred. Streiche mit versteckter Kamera.
    Er verschwand genauso schnell, wie er gekommen war.
    »Scheiße!« murmelte ich tonlos hinter ihm her.
    »Achch, der Kreuzfahrtdirektor! Wie der dichch immer anschmachchtet!«
    »Schnauze, Ulrich!« Wütend drückte ich ihm das schwere, pralle Stinktier in die Hand. »Hier!« Ich wandte mich ab. Fred nachlaufen? Sagen: »Das war doch alles ganz anders«? NEIN. Ich gönnte mir den Triumph, daß er jetzt verletzt war. Er versetzte mich förmlich in Hochstimmung.
    »Ach, da sind ja unsere lieben Freunde!«
    Der gute alte Professor Weißenreim war auch da!
    »Alle Koalabären stehen unter Drogen. Sie vertragen zwar nur eine ganz besondere Sorte Eukalyptusblätter, aber mit diesen stopfen sie sich so voll, daß sie in Trance in den Bäumen hängen und kaum noch anständige Nahrung zu sich nehmen.«
    Wir lauschten alle fasziniert.
    Der Professor beugte sich interessiert über ein Exemplar dieser rauschgiftverseuchten Stinktiere. »Aber dieser hier frißt Maden.«
    »Gutes Protein«, sagte Anna. »Reines Eiweiß. Hm, lecker, ist gesund!«
    »Iihh«, machten die anderen mit Hingabe.
    Ulrich fand alles Wahnsinn, du.
    Also los. Jetzt »Die Made«. Von Heinz Erhardt.
    Und tatsächlich. Der Professor sprach:
    »Hinter eines Baumes Rinde
    wohnt die Made mit dem Kinde.«
    »Dat kenn isch! Dat is geil! Heinz Eahaaat!« schrie Gloria begeistert.
    »Sie ist Witwe, denn der Gatte,
    den sie hatte, fiel vom Blatte.
    Diente so auf diese Weise
    einer Ameise als Speise.
    Eines Morgens sprach die Made:
    ›Liebes Kind, ich sehe grade,
    drüben gibt es frischen Kohl,
    den ich hol. So leb denn wohl!
    Halt, noch eins! Denk, was geschah,
    geh nicht aus, denk an Papa!‹
    Also sprach sie und entwich.
    Made junior aber schlich
    hinterdrein; und das war schlecht!
    Denn schon kam ein bunter Specht
    und verschlang die kleine fade
    Made ohne Gnade. Schade!
    Hinter eines Baumes Rinde
    ruft die Made nach dem Kinde ...«
    Wir klatschten frenetisch Beifall. Dieser Professor! Zu jedem Thema hatte er ein munteres Verslein auf den Lippen! Ich versuchte es mal wieder auf meine Weise:
    »Ein fauler Bär war voll bekifft,
    der Blick verkokst, das Fell versifft,
    der hing phlegmatisch in ‘nem Baum,
    bewegte sich so gut wie kaum
    und griff mit seinen dicken, prallen,
    behaarten Koalabärenkrallen
    nach einem Wurm, ‘nem fetten, weißen,
    den mußte er noch nicht mal beißen,
    denn er zerging im Mund wie Brei.
    Der Made war das einerlei.«
    Die anderen lachten.
    »Welch nettes Verslein«, sagte der goldige Professor Weißenreim. »Haben Sie das selber erdacht?«
    »Es flog mich gerade so an«, grinste ich selbstzufrieden. »Ihre Gedichte animieren mich einfach.«
    »Ja Wahnsinn, du, der Wahnsinn, du, das glaub ichch nichcht, das ist unglaublichch, du«, stammelte Ulrich.
    Na, so toll war das nun auch wieder nicht! Diese Leute hier waren ja leicht zu begeistern! Alles war so easy! Wenn man verliebt ist, geht alles so leicht!
    Anna lachte. »Du bringst wirklich frischen Wind hier in den Laden!«
    Und Gloria schrie: »Dat schraib ich auf, ey, dat is ja voll genial!«
    Ich grinste schon wieder selbstzufrieden. Tja, Leute. Und wenn ich erst mal den Chor gegründet habe, dann werdet ihr sehen, was wirklich in mir steckt.
    Und Fred wird mir noch verfallen. Ich schwör’s euch.
    Und das schrieb ich auch in mein Tagebuch.

Als wir um 18 Uhr vom Landausflug zurückkamen, zerzaust, verschwitzt, glücklich und übermütig, stand schon Lars-Dars im Smoking mit seiner dicken Thusnelda im Abendkleid mit Fuchsschwanz um den kaum vorhandenen Hals an der Rezeption. »Wo bleibst du denn! Der Käpt’n erwartet uns zum Cocktailempfang!«
    »Ach du Scheiße! Das hab ich voll vergessen!«
    Der Zahlmeister hob unwillig den Blick. »Bitte nicht dieses Vokabular in den Passagierzonen.«
    Einige ältliche Herrschaften schauten mich pikiert an.
    »Diese junge Dame fällt auch überall unangenehm auf!«
    Aha. Die Teichhühner von heute mittag hatten gepetzt.
    »Ich brauche drei Minuten!« schrie ich Lars-Dars an. »Warte hier!«
    »Ich habe eine Rechnung über 2 684 DM für Sie«,

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