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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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satten Grün. Die Luft duftete. Mir schossen die Tränen in die Augen. Ich war so glücklich! Fernab von Geilenkirchen und allem, was mein Leben bisher eingegrenzt hatte, durfte ich nun mit dem Mann meiner Träume das Land meiner Träume entdecken! Ich würde mit allem abschließen, was bisher gewesen war. Mit Rüdiger, mit dem evangelischen Kirchenchor, mit dem kalten grauen Deutschland, dem Spießertum und der Enge. Mit allem. Noch eineinhalb Tage. Ich mußte Fred für mich gewinnen.
    »Na, biste wieder deiner Jugend nachgerannt?« Fred lehnte am Auto und rauchte.
    Au Mann. Warum mußte er mir IMMER, aber auch IMMER, wenn ich gerade glücklich war, einen reinwürgen! Ich sagte doch auch nicht: »Na? Rauchste dich wieder dem frühzeitigen Krebstod entgegen?«
    »‘ne Dusche wär jetzt nicht schlecht«, sagte ich, seine miese Bemerkung ignorierend.
    »Stürz dich doch in die Schwefelquellen.« Fred musterte mich verschwitztes Bündel Erschöpfung. »Obwohl du mit deinen Schweißflecken auf dem Leibchen ganz schön sexy aussiehst.«
    Der Fahrer hüstelte. Anscheinend verstand er das Wort »sexy«, was ja nicht abwegig war. »To the Polynesian Spa, Mister?«
    »O.K. Let’s go.«
    Wir fuhren nur ein paar Meter durch die leeren, sonnigen Straßen. Es war brüllend heiß. Kurz darauf durfte ich in einen herrlichen Private Pool eintauchen. Welch köstliche Erfrischung!
    »Komm doch rein!« Ich spritzte ein bißchen und streckte meine nasse Hand nach ihm aus.
    Fred stand rauchend am Beckenrand. »Nein.«
    Hättwich mahnte mich, den armen Mann nicht allzusehr mit meiner Begeisterung zu nerven. Langsam, Kind, langsam! Nicht alles auf einmal! Der muß erst mal damit fertig werden, daß es plötzlich in seinem Leben eine Frau gibt, die ihm das Wasser reichen kann! Nun reich es ihm aber auch nicht gleich!
    Fred hatte inzwischen ausgiebig gefrühstückt. Ich konnte sowieso nichts essen. Nachdem ich etwa zwei Liter köstlichen kalten Leitungswassers in mich reingeschüttet hatte, fuhren wir weiter.
    »Hot water beach!« befahl Fred dem Fahrer.
    Und das war zweifellos das bizarrste Stranderlebnis, das ich je gehabt hatte! Am Strand lagen die Leute in selbstgebuddelten Sandgruben wie in einer warmen Badewanne und aalten sich genüßlich darin herum.
    »Ist das heiß?« Meine Begeisterung wollte schon wieder überschwappen.
    »Ist das heiß?« äffte Fred mich nach. »Probier doch mal! Setz deinen süßen Popo doch einfach mal rein!«
    Und das tat ich. Tatsächlich! Weil gerade Ebbe war, strömten unter dem Sandstrand die heißen Quellen aus der Erde. Wenn man geschickt seine Höhle so anlegte, daß kaltes Meerwasser dazufloß, konnte man sich sein Badewasser selbst temperieren. Unglaublich. Ich genoß es wie ein kleines Mädchen. Fred lehnte mit seiner verspiegelten Sonnenbrille genervt am Felsen und rauchte. Der Fahrer jedoch freute sich an meiner kindlichen Begeisterung. Er war richtig stolz auf sein Land, und das zu Recht!
    Wir fuhren weiter. Ich liebte alles hier, die Vielseitigkeit der Landschaft, die Freundlichkeit und Wärme, die Helligkeit, das weite grüne Land, die fruchtbaren Ländereien, die vielen Obstplantagen, die liebevoll angelegten Feriendörfer, in denen sich jetzt um die Weihnachtszeit die Neuseeländer in der Sommerfrische tummelten. Welch ein Paradies! Wir fuhren noch zu einer Kiwiplantage. Die Mittagssonne flirrte. Fred zog sich sogleich auf die Veranda des Farmhauses zurück. Eine schwarze Katze lag auf der Fußmatte. Fred streichelte sie abwesend.
    Ich umstreifte die Kiwibüsche, fühlte an den prallen, aber noch nicht reifen grünen Früchten, steckte meine Nase in ihren Duft, sang verliebt vor mich hin, träumte und schwärmte. Hättwich hatte ihre helle Freude an mir. Schließlich wanderte ich auf die Veranda zurück, wo Fred bei einem kühlen Bier im Schatten auf einem Schaukelstuhl vor sich hin döste. Er verarbeitet das Ganze, raunte Hättwich. Laß ihn bloß in Ruhe jetzt mit deiner Begeisterung.
    Ich hockte mich auf die Treppe, streichelte die Katze, hielt die Schnauze und gleichzeitig den Atem an. Liebe Zeit, dachte ich, bitte vergeh nicht. Einfach nicht. Bleib stehen, Zeit, ruh dich aus. Du kannst doch mal Pause machen. Setz dich zu mir, streichel die Katze, mach die Augen zu. Ich will hier hundert Jahre sitzen bleiben, neben Fred, und mit ihm allein sein auf diesem Fleckchen Paradies am anderen Ende der Welt, wo keiner uns kennt und keiner uns beobachtet, wo kein Passagier und kein Käpt’n

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