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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Splitternackt. Das Schaf wunderte sich etwas und fröstelte wie ein Nackedei, der aus der Badewanne steigt und gerade kein Handtuch findet, zitterte ein bißchen, stieg dann pikiert über seinen riesigen dreckigen Wollehaufen und hoppelte geknickt davon.
    »Mäh«, sagte es noch abfällig, bevor es seiner Wege ging.
    Ich drückte dem schönen Farmer meinen Respekt aus und stammelte was von kurzen Prozeß gemacht und gar nicht erst lange rumdiskutiert mit dem Tier, der Farmer lachte strahlend weiß und schlug vor, noch ein neues Schaf gemeinsam zu scheren, und ich fand Gefallen an dem Farmer und am Schafescheren. Also bemühten wir uns gemeinsam noch um einige sich aufbäumende, stampfende und um sich schlagende Viecher, und dann hörte ich immer mehr Menschen lachen.
    Fred zog mich am Ärmel. »Du stehst auf einer Bühne, Mensch!«
    »Was? Auf einer Bühne?«
    Normalerweise war mir immer bewußt, wenn ich auf einer Bühne stand!
    Aber tatsächlich! Da hinter dem Gatter hatten sich jede Menge Leute niedergelassen, Japaner, Amerikaner, ganze Busladungen von Touristen, und die Dolmetscher und Reiseleiter schrien durcheinander, Damen durften die Lämmchen füttern, Herren hielten ihre Videokameras auf mich ... ach du Scheiße. Das waren ja bekannte Gesichter! Der dicke Lektor mit seinen Riesenkameras, der immer die Vorträge im »Fürst-Rainier-Saal« hielt, verschoß ein ganzes Magazin! Und schräg hinter ihm stand Stefan, der STERN-Fotograf! Was machten DIE denn hier? Und weiter hinten Rudolf mit seiner Gattin mit den lila Haaren! Auch er hielt die Videokamera auf mich!
    Fred stieß einen Fluch aus und machte sich – im wahrsten Sinne des Wortes – vom Acker. Ich beteuerte Pater Ralph, im Moment kein weiteres Schaf scheren zu wollen, und ging mir die Hände waschen.
    »Tach, Burkhaada! Wie komms du denn hiahea?!« Gloria schlug mir laut lachend auf die Schulter.
    »Och«, sagte ich. »Und du?«
    »Na, mit dem Team vom STERN natürlich. Bisse mit der Busladung untaweechs?«
    »Nein, nein, nicht so direkt.«
    »Also doch mit dem Fred. Paß bloß auf, ey, Burkhaada. Iagendwer hat ‘n Video von dir.«
    »Klar«, brummte ich, während ich mir am dünnen Strahl des Wasserhahnes die stinkigen Hände säuberte. »Dieser Rudolf und seine Kegelbrüder filmen mich ununterbrochen. Ihre Gattinnen werden mich noch erwürgen!«
    Gloria schaute sich um, ob auch niemand mithörte. »Nee, nich, wat du denks. ‘n eher privates Video.«
    Ich wurde bleich. NICHT der alte Spanner, NICHT Herr Rehm, NICHT Frau Adlerhorst? Hatte ich die ganz umsonst umgebracht?
    WER hatte die Kamera auf uns gehalten? WER?
    Und WER machte sich damit wichtig?
    »Wann hast du es gesehen?« Ich wischte mir die Hände am T-Shirt ab.
    Gloria reichte mir ein Tempo. »Gesehen nich. Aber ich hab davon gehört.«
    »Scheiße! WANN?!«
    »Gestern.«
    »Von WEM?«
    »In der Bar wurde davon erzählt.«
    »WER?!«
    »Ich weiß nich genau. Ich hab nur mitgehört.«
    Mir zitterten die Beine. Wer wußte denn noch alles von dem Video? Wer hatte es gemacht? Wer besaß es? Wer ging damit hausieren? Ich schluckte. »Und was ist ... zu sehen?«
    »Du ... bis gerade am ... So richtig, fallze wissn willz, wat ich meine.«
    »Hat man gesagt ... mit wem?« Mann, war mir das peinlich. Aber ich mußte um jeden Preis vermeiden, daß Fred davon erfuhr. Er hatte sich gerade mal ein bißchen für mich erwärmt. Wenn er das Video zu sehen bekam, würde er denken, daß ich ihn nicht liebte. Und daß er für mich nur einer von vielen war.
    »Dat Video is ‘ne Menge Geld wert!«
    »Ach Gloria«, sagte ich. »Halt bloß die Schnauze!«
    »Schnauze halten is nich mein Job«, erwiderte Gloria. »Ich schreibe einen Bericht über die ›MS Blaublut‹. Und dieses kitschige Heile-Welt-Traumschiff-Geseire will kein Schwein lesen. Knallharte Geschichten, geiles Fotomaterial, DAS recherchiere ich! Übrigens ...«, sie taxierte mich von oben bis unten, »... sind ja schon zwei Passagiere hopsgegangen. Der Aaz sacht zwar jedesmal, natürlicher Tod, abba ich weiß nich ... alles sehr interessant ...«
    »Ich muß jetzt gehen«, sagte ich schnell. »Schönen Tag noch.«
    Weiß im Gesicht rannte ich hinaus, an all den Touristen vorbei, die sich grölend und Beifall klatschend die Schafschur ansahen. Pater Ralph winkte mir noch grinsend hinterher. Draußen war es jetzt dunkel, aber ganz warm. Ein herrlicher Abend! Die Mondsichel lag auf dem Rücken und leuchtete.
    Fred lehnte rauchend am Auto. »Na? Haste

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