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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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der blutroten Farbe. Und ein bleiches, blasses Gesicht mit aufgerissenem Mund. Das eine Auge zur Decke verdreht, das andere Auge unter der Locke versteckt. Die eine Hand um die Falten des Kleides gekrampft. Am anderen Handgelenk baumelte ein Fotoapparat. Es war Klara-Viktoria. Und sie war ohnmächtig, wenn nicht tot.
    »Wat is dat denn für ‘ne Schweinerei?« grölte der Käpt’n los. Er machte zwei Schritte auf Klara-Viktoria zu und bückte sich, um sie näher zu betrachten.
    Ich hatte nun zwei Möglichkeiten: Entweder die Tür hinter dem Käpt’n zuzuschmeißen, wie ursprünglich geplant. Oder den Fotoapparat von Klara-Viktoria in meinen Besitz zu bringen.
    Ich entschied mich für Plan eins.
    Auf dem Viererdeck im Kabinengang war alles still. Ich war wild entschlossen, an Freds Tür zu klopfen, um mit ihm noch ein letztes Mal Apfelsaft zu trinken.
    »Hey, zu dir wollte ich gerade!« Aus ihrer Kabine kam Gloria!
    Mist. Jetzt konnte ich doch nicht ungesehen zu Fred gelangen. Hatte Gloria etwa Freds Nachbarkabine??
    »Wieso willst du denn zu mir?«
    »Verabschieden! Du fährs doch heute nacht, nich?«
    »Ja. Leider. Und du bleibst noch?«
    »Ja. Klaa, ey! Muß noch ‘n bißken Materiaal sammeln! Geiler Kahn hier!«
    Ich taxierte Gloria, die in ihrem ordinären Fähnchen, das oben zu weit und unten zu kurz war, wie eine in die Jahre gekommene Professionelle aussah. Unpassenderweise trug sie spitzhackige Stiefel zu dem ganzen mißratenen Outfit. Mit gutem Geschmack war sie leider nicht gesegnet.
    »Da musse dich ja getz auch von deinem Fred trennen!« grölte sie wie durch ein Megaphon über den nächtlichen Gang. »Ach, willze Zu FRED? DER IS NICH DA!«
    »Pscht! Du weckst ja das halbe Schiff auf!«
    »Komma mit aufe Kabine, da können wir reden.«
    O.K., dachte ich. Gloria ist zwar ordinär, aber nicht gemein. Die kapiert doch wohl, daß ich nicht will, daß sie dieses Foto veröffentlicht!
    Gloria schloß ihre Tür auf. In der Kabine sah es genauso aus wie in Freds. Nur unordentlicher.
    Sie warf sich auf ihr Bett, das von herumliegenden Kleidern, Dessous, Schminkutensilien und anderem Kram bedeckt war. »Was finze eigentlich an dem Kerl?«
    »Ach, Gloria«, seufzte ich.
    »Soll ich dir mal was sagen?« Gloria patschte mit der Hand neben sich auf das Bett. »Setz dich! Das musse im Sitzen hörn!«
    Ich ließ mich auf die Bettkante fallen und starrte sie an. Instinktiv fummelte ich an einer Nagelfeile herum, die neben meinem Popo lag.
    »Jede Nacht treibt der’s da drin. Ich hör dat alles. Die quietschen und schreien durcheinander, sarich dir, und dat is nich eine, dat sind mehrere! Ich hab den Stefan schon auf den angesetzt, dat der da mal ‘ne Kamera installiert. Dat wär wat für meine Reportage! Kannze uns nich dabei behilflich sein? Dat der mal seine Kabine offenläßt? Soll auch dein Schaden nich sein!«
    »WAS?« Ich klappte den Mund auf und zu, konnte aber nichts sagen.
    »Paß auf. Ich schlag dir ‘n Deal vor. Du machs mir die Kabine von dem auf, lenks den Fred ab und läßt mich und Stefan ‘ne Kamera da drin installiern, und ich vergeß dafür die Story mit dir und Ulrich. Wär ja nich so toll, wenn ihr zwei unbescholtenen Spießbürger ganzseitig im STERN abgebildet wärt. Dat verpfuscht ja ‘n ganzes Leben. Na? Wat sachste?«
    Ich weiß auch nicht, wie es passierte. Aber irgendwie muß ich in plötzlicher Wut ihren Arm an mich gerissen haben.
    Mit der Nagelfeile ritzte ich ihr das linke Handgelenk auf. Nur so. Als Warnung. Wie eine Katze, die plötzlich ihre Krallen ausfährt.
    »Bis du verrückt?« schrie Gloria und preßte zwei Finger ihrer rechten Hand auf den Schnitt im Handgelenk. Blut quoll hervor. »Meinze, so krisse dat Bild?«
    »Komm schnell, ins Bad, abwaschen!« stammelte ich erschrocken. »Das wollte ich nicht! War so ‘n blöder Reflex!«
    Gloria taumelte entsetzt kreischend hinter mir her. Nein, was konnte die Frau hysterisch werden!
    Ich hielt ihren Arm unter den goldenen Wasserhahn, und das Wasser verfärbte sich blutrot.
    »Abbinden!« schrie Gloria, während alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. »Da! Dat Handtuch!!«
    Sie wollte auf den Klodeckel sinken, aber in dem Moment riß ich ihr blutendes Handgelenk nach unten, öffnete den Klodeckel, und ehe sich die verdutzte Gloria noch wehren konnte, zwang ich ihr Handgelenk in die Kloschüssel und drückte einfach auf die Klospülung.
    Mit einem gräßlichen gurgelnden Sauggeräusch sog die Klospülung alles Blut aus Glorias.

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