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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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mit solchen Details belasten? Auch seinen Freund Jürgi Schmied wollte ich in Frieden scheiden lassen.
    »Wir sehen uns ja im Flieger morgen früh!«
    Ich hielt nach Fred Ausschau. Nur noch wenige Stunden bis zum Abschied!
    Ulrich führte mich wieder zu meinem Platz zurück. Wir umarmten uns. »War ‘ne schöne Zeit! Mach’s gut! Paß auf dich auf!« Ulrich küßte mich auf beide Wangen. Ach, dachte ich, wenn doch alle Männer so wären! Wir würden immer gute Freunde bleiben.
    Ich lehnte mich an den Regiekasten, wo mein süßer Freund Larry der Tonknecht soeben mit seinen Lichtkegeln beschäftigt war.
    Der gute liebe Professor Weißenreim gab zum Abschied noch einen selbstgereimten Limerick zum besten:
    »Moralisch entrüsten sich viele.
    Sie haben die Tugend zum Ziele.
    Doch ist die Moral
    sehr oft nur formal.
    Am meisten ist Neid wohl im Spiele.«
    Ich lachte und umarmte auch meinen lieben guten, alten Freund, den musisch begnadeten Dichter Professor Weißenreim, der das Herz so auf dem rechten Fleck hatte. »Ich werde Sie vermissen, Professor!«
    »Passen Sie auf sich auf, Mädchen, und tun Sie das Richtige.«
    Und da sah ich Fred! Er lehnte an der Bar und trank Whisky! Sollte ich zu ihm hingehen? Würde er mich zum Flughafen begleiten? Ich wollte unsere letzten zwei Stunden nicht fruchtlos verstreichen lassen!
    Gerade als ich mich in Bewegung setzen wollte, hielt mich jemand an der Schulter fest.
    Es war der schmuddelige, widerliche Käpt’n Schulz. »Sie verlassen uns schon?«
    »Ja. Um fünf Uhr dreißig ist Abflug.«
    »Dann schulden Sie mir noch einen Tanz.«
    Er knallte sein Champagnerglas auf den Tresen und zog mich auf die Tanzfläche. Die achtköpfige Bänd spielte gerade einen Walzer.
    »Spielt mal was Anständiges!« herrschte er die armen Bulgaren an.
    Diese stiegen sofort auf einen Foxtrott um.
    »Genauso untauglich, diese Bänd«, maulte Schulz. »Alle hier sind untauglich. Alle. An Sie hätte ich mich noch gewöhnen können, aber Sie sind ja nicht auf meiner Seite.«
    Natürlich konnte Schulz nicht tanzen. Ich hatte nichts anderes von ihm erwartet. Seine Hände waren feucht und klamm. Trotz seiner schmucken Uniform mit seinen fünf Streifen auf der Schulter sah der Kerl einfach wie ein Bierkutscher aus Vechta aus.
    Er zog mich ungeschickt an sich und sprach: »Du hast mir ganz schön in die Suppe gespuckt, Mädchen!«
    »Inwiefern?«
    »Du hast mich beim Fred verpetzt. Wie konnte ich ahnen, daß du mit ihm schläfst!«
    Ich versuchte angewidert, ihn auf Abstand zu halten. »Das geht Sie nichts an, Kapitän.«
    »O doch, meine Leute gehen mich was an. ICH bin der Kapitän, und ich muß wissen, was meine Leute tun. Wenn so eine ...«, er musterte mich herablassend, obwohl ich einen Kopf größer war als er, »... kleine hergelaufene Sängerin meint, mich bei meinen Leuten verpfeifen zu müssen, dann schadet das dem Ruf meines Schiffes.«
    »IHRES Schiffes?« höhnte ich gereizt. »Ich kann mich erinnern, daß Sie vor gar nicht langer Zeit noch gesagt haben, das SEI nicht IHR Schiff und das SEIEN nicht IHRE Leute!«
    »Untergebene wie den Hahn kann ich nicht brauchen!« Schulz schlenkerte mich unrhythmisch. Wir wankten gegen den Takt auf und ab. Grauenvoll. »Den schmeiß ich raus. Der kann in einer drittklassigen Spelunke auf der Reeperbahn den Ansager machen, aber nicht bei mir!«
    Ich sah meinen geliebten Fred hinten bei Knecht Larry stehen und sorgenvoll auf mich blicken, und plötzlich reifte in mir ein schrecklicher Gedanke.
    »Kommen Sie noch auf das Achterdeck?« gurrte ich, während ich überlegte, wie ich den fetten Sack im Hafen von Auckland unauffällig über Bord werfen könnte.
    »Ich komme noch auf Deck SEX«, dehnte der Fiesling lüstern. »Vor dem Fickneßstudio treiben Sie es doch besonders gern!«
    Ich schaute ihn erschrocken an. ER wußte es also auch schon?!
    »Wobei Sie bei der Wahl Ihrer Partner nicht zimperlich sind ...«, sagte Schulz. Er entblößte seine gräßlichen schiefen braunen Zahnstummel. Drinnen im Saal tobte die Eisbombenpolonaise. Lars-Dars saß am Klavier und beobachtete uns. Alle beobachteten uns, alle!
    »Wie meinen Sie das?!«
    »Na, was ich da gesehen habe ... Frau Meier, Frau Meier! Sie sind ein vielseitiges Mädchen ...!« Er tätschelte mir den Oberarm. Mich schauderte. Die Tanzmusik verstummte.
    In dem Moment betrat Fred die Bühne. Mein Herz setzte komplett aus. Ich starrte Fred an, und der schmierige Käpt’n drückte mich um so fester an sich. Die

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