Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
diese Entscheidung nie. Bis jetzt. Bis zur Mordnacht.
Am Abend zuvor hatte er Horst Maurer in Begleitung gesehen, ausgerechnet mit Madé, seiner großen Liebe. Sie hatte eine rote Hibiskusblüte hinter ihrem rechten Ohr. Normalerweise tragen das die Mädchen, um ihre Liebe anzudeuten. Aber Madé? Für wen sollte das ein Zeichen der Liebe sein? Etwa für Horst Maurer?
Bayan hatte sich vorgenommen, sie zur Rede zu stellen und herauszufinden, was sie mit Horst Maurer zu schaffen hatte. Er zog sich an und ging in das Health-Center, um sie zu treffen. Gerade als er eintreten wollte, kam sie heraus.
3.
„Sie jetzt gehen können.“ Kommissar Padang stand in Rauschers Zelle.
„Wir Sie informieren, wenn wir Sie brauchen wieder. Mir sehr, sehr leid tut, wir so lange hier behalten. Aber aufpassen. Wir informiert Behörden an Flughafen, wenn Sie wollen fliehen.“ Er grinste.
Es war vier Uhr nachmittags. Mehr als sechs Stunden hatte Rauscher in seiner stinkenden Zelle verbracht. Seine Laune hatte sich in dieser Zeit dem Nullpunkt genähert. Nicht nur die Nachwirkungen der vergangenen Nacht machten ihm zu schaffen, er hatte auch Bammel vor den kommenden zwei Wochen. Immerhin: Ein Hilfspolizist hatte ihn mit Kaffee, Wasser, einigen Toasts und ein paar Bananen versorgt.
„Halten Sie sich bereit und zu unsrer Verfüg … Verfügung“, sagte Padang, „wenn Sie Ausflug machen oder Sanur verlassen, Sie uns informieren. Sonst ich werde böse und dann wir uns hier wiedersehen.“
Für sein dämliches Grinsen hätte Rauscher dem Kommissar eins in die Fresse hauen können.
„Sicher. Davon geh ich aus“, sagte Rauscher, um sich keinen Ärger einzuhandeln und fuhr fort: „Darf ich mir das Zimmer, in dem Herr Maurer umgebracht wurde, mal anschauen?“
Padang überlegte kurz, dann nickte er:
„Aber Sie nix fassen an. Wache ist da, passt auf.“
„Okay. Geht klar. Eines noch: Sie haben heute Vormittag von einem balinesischen Dolch gesprochen, einem Kris. Was hat es mit diesem Ding auf sich?“
Jetzt wurde Padang richtig wütend.
„Das kein Ding. Das ist heilige Waffe von Balinesen. Jeder Kris wird von Priester gesegnet. So wird Kris zu Leben erweckt. Kris wird in Familie vererbt, von Generation zu Generation, und besitzt Kraft der Vorväter. Er kein einfaches Erbstück, er ist ein Gottheit für uns, Sie verstehen? Er wird mit Blumenopfer und Weihrauch geehrt. Das seien genug.“
„Ja, ja danke, danke.“ Eine solch ausführliche Erklärung hatte Rauscher gar nicht erwartet. Er verabschiedete sich mit einem lockeren „Danke für den netten Service.“ Und als er hinausging, bemerkte Kommissar Padang:
„Wir verständigt haben deutsche Botschaft. Die sich mit Herrn Maurers Verwandten in Verbindung gesetzt. Da gibt es ein Schwester nur. Sie kommen nach Bali. Identifi … fikation von der Leichnam. Morgen sie wird hier sein.“
Als Rauscher aus der Polizeistation trat, traf er auf eine Wand heißer, tropischer Luft und Abgasen. Er winkte ein Bemo heran. Diese kleinen, abgetakelten Busse sind typisch für Indonesien. Sie halten überall und fahren überall hin. Für 1500 Rupien, ungefähr 15 Cents.
Als er eingestiegen war, fiel ihm zum ersten Mal auf, dass er überhaupt keine Ahnung hatte, wo er war und wo er hin musste.
Er sagte dem Fahrer den Namen “Grand Hotel Bali Beach“, der nickte, fuhr los und ließ ihn zehn Minuten später am Hotel raus.
Friedlich lag es da, das Grand Hotel Bali Beach. Genau so, wie in dem Prospekt von Suntours beschrieben: Gehobene Kategorie. Exklusives Gebäude. Imposante Ankunftshalle. Großartiger, weißer Strand. Bezaubernde, tropische Gartenlandschaft und sehr gepflegte Poolanlage. Nichts deutete darauf hin, dass hier in der Nacht ein brutaler Mord verübt worden war. Rauscher suchte sich einen Platz an der Poolbar, zückte sein Handy und tippte: „Du wirst es nicht glauben. Der Typ, mit dem ich gestern Abend getrunken habe, ist ermordet worden und ich werde verdächtigt. Melde mich, wenn ich Näheres weiß.“
Immer noch fassungslos, dachte Rauscher, alles hier könnte so schön sein. Gestern noch, als er hier ankam, sah er dieses Hotel mit ganz anderen Augen. Ein ganz normales Touristenhotel. Nette Menschen, freundlicher Service, schöner Pool, tolle Anlage. Heute dachte er anders. Spaziert hier ein skrupelloser Mörder durch die Hotelhalle, unerkannt? Verbirgt sich hinter dem Lächeln des Kellners vielleicht ein bösartiger Gedanke? War der zuvorkommende Service des
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