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Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)

Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)

Titel: Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Fischer
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unklar.
    Aber eines war klar: Früher oder später musste er eine Antwort auf all die offenen Fragen finden. Koste es, was es wolle.
    Er ging den Flur entlang, durch die Empfangshalle und bog an einer Ecke ab, an der ein Schild mit der Aufschrift „Health-Center“ stand. Ein Pfeil darauf zeigte auf eine Eingangstür. Plötzlich sah er vor dieser Tür einen Balinesen und eine Balinesin stehen. Die beiden stritten sich, heftig und lautstark. Er – gekleidet in weiß-blauem Sarong, weißem Hemd und Umhang wie ein Roomboy des Hotels – gestikulierte wild mit Armen und Händen und schrie. Sie – eine ganz Zarte, gekleidet in traditionellen balinesischen Gewändern mit einem Aufdruck „Health-Center“ – machte einen unglücklichen Gesichtsausdruck und wirkte eher zurückhaltend.
    Na gibt's denn so was, dachte Rauscher, ein Streit auf der Insel des Lächelns. Und noch dazu in aller Öffentlichkeit. Er stellte sich hinter einen großen Hibiskusstrauch und beobachtete die beiden.
    Je lauter der Roomboy wurde, desto verschlossener wurde sie. Sie sah merkwürdig abwesend aus, ja desillusioniert. Er machte ihr Vorwürfe, das sah man deutlich, und sie schmollte, weil sie es nicht hören wollte. Hatte der Streit etwas mit dem Mord zu tun?
    Der Balinese steigerte sich immer mehr in seine Rede. Sie reagierte plötzlich und schrie zurück. Das Schreiduell klang, wie wenn zwei große Tiere einen spektakulären Balz- oder Liebestanz aufführten.
    Sie erhob ihre rechte Hand und machte eine abwehrende Geste, dass er endlich aufhören sollte, sie zu beschimpfen. Als er nicht darauf einging, drehte sie sich herum und ließ ihn einfach stehen. Er schaute zuerst etwas verdutzt, nahm es aber hin und ging ebenfalls.
    Rauscher nahm sich vor, der Sache nachzugehen. Vielleicht konnte er im Health-Center etwas herausbekommen und ihr auf den Zahn fühlen. Er ging auf sein Zimmer, zog sich eine Badeshorts an und ging zum Pool, um sich etwas abzukühlen. Als er kurz darauf hineinsprang, kam er sich vor wie in einer Badewanne. Das Wasser war mindestens 28 Grad warm. Langsam zog er ein paar Bahnen und rekapitulierte den vergangenen Abend, das Gespräch mit Horst Maurer und den heutigen Morgen.
    Nichts.
    Ihm fiel nichts Ungewöhnliches auf. Dann überlegte er weiter. Die beiden deutschen Gucci-Frauen? Der Mann mit dem Zwirbelbart, der Vierzigjährige oder das Ehepaar? Hatte einer von ihnen ein Motiv, von dem er noch nichts wusste? Alle nicht brennend verdächtig, resümierte er, aber trotzdem kamen sie in Frage. Ihm fielen weitere Personen ein. Bayan, der Roomboy, der Maurer fand? Sagte er die Wahrheit? Hatte er ein Motiv? Diese Balinesin, Maurers Geliebte? Für sie gab es erst recht keinen Grund, ihn umzubringen.
    Es gab keine konkreten Hinweise. Außer der Leiche und jeder Menge offener Fragen gab es nichts. Warum wurde Horst Maurer ermordet? Zu wem hatte er Kontakt hier auf Bali? Hatte er Freunde hier? Oder Feinde? Hat die Waffe – der balinesische Dolch – eine tiefere Bedeutung für den Mord? War der Mord vielleicht als Ritual zu verstehen?
    Da half nur eines: Ruhig Blut. Augen und Ohren auf. Verstärkte Konzentration. Schritt für Schritt jeden Hinweis verfolgen. Rauscher nahm sich vor, die Gucci-Ladys zu beschatten. Es musste einen Grund geben, warum Maurer so schlecht auf sie zu sprechen war.
    Rauscher hielt inne, er war erschöpft. Das Schwimmen in dieser warmen Plörre war ihm zu anstrengend. Mit Mitte dreißig war er nicht mehr der Fitteste. Das wusste er. Er hatte viel von seiner früheren Kondition als Fußballer eingebüßt. Er nahm sich vor, joggen zu gehen. Er stieg aus dem Pool und fasste sich an den Kopf. So einen Urlaub braucht kein Mensch.

4.
    Schon der frühe Morgen trieb den Schweiß aus jeder Pore. Rusli, der Kellner an der Poolbar, war gerade aufgestanden und bereitete sich in seiner kleinen Kammer eine Schale Tee zu. Es war eine lange Nacht an der Bar gewesen. Manchmal saßen nur noch zwei oder drei Touristen an der Bar, aber die tranken dann bis morgens um fünf, bis sie immer besoffener wurden und ihre Witze immer derber.
    Rusli legte seinen blau-weißen Sarong um und verknotete ihn vor dem Bauch. Über die Hüfte band er einen Stoffgürtel in dunkelblau. Dazu trug er ein weißes Baumwollhemd und ein blau-weißes Kopftuch. Das war die übliche Bekleidung der einfachen Bediensteten im Grand Hotel Bali Beach.
    Wieder ein Tag wie jeder andere auch. Die Touristen bedienen. Jeden Wunsch von den Lippen ablesen.

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