Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
a woahnsinn des … jo mei … ja freilich … gibt’s dann des …“
Vom gegenüberliegenden Tresen drangen hin und wieder Wortfetzen zu den beiden, die vermuten ließen, dass ein Bayer in schwerwiegende politische Diskussionen mit einem Hochdeutschen verwickelt war.
„Zehn nackte Friseusen, zehn nackte Friseusen …“
Der Kölner sang wieder, wie im Karneval oder auf einem Volksfest im Ruhrpott. Mallorca-Stimmung auf Bali. Rauscher konnte es einfach nicht glauben. Unterdessen erklang die Stimme von Mick Jagger, der sich beklagte, dass er nicht genügend Befriedigung bekam.
Rauscher sagte zu Doris:
„Und?“
„Was, und?“
„Na, wie geht’s jetzt?“
„Och jo, ganz okay.“
„Also?“
„Was also?“
„Also was wird jetzt?“
„Woher soll ich das wissen? Solange ich keinen Rückflug bekomme, bin ich gezwungen, hierzubleiben. Aber eins ist auch klar: Ich gehe auf keinen Fall alleine in mein Zimmer. Vielleicht könnten wir zusammen ein größeres Appartement nehmen? Ich habe mich informiert. Da gibt’s welche in den oberen Stockwerken, so mit zwei, drei Schlafräumen und Küche. Die stehen sowieso alle leer.“
Der tropische Mond beschien die Szene am Strand. Die Palmwedel, die rechts und links überall aufgestellt waren, säuselten im milden Wind. Rauscher besann sich.
„Also gut. Ist vielleicht besser so.“
Er nahm einen Schluck aus der Flasche. Das Bier schmeckte nicht mehr. Er ließ sich noch einen Cocktail mixen, einen Margarita. Die Balinesen waren zwar nicht gerade berühmt für ihre Cocktails, aber das war ihm jetzt auch egal.
„Zeig doch mal die Möpse, zeig doch mal die Möpse …“.
Der Gesang des Rheinländers entfachte bei Rauscher Erinnerungen an die letzte Après-Ski-Party. Und das auf Bali, in einer der wärmsten Nächte, die er je erlebt hatte. Doris Maurer schmunzelte. Endlich. Schien ihr an der Bar wirklich Spaß zu machen. Auch sie bestellte noch einen Cocktail.
„Ja freilich …“ schallte es von gegenüber, „ja mei, woas denkst denn dua. Des hätts oalls net gebn. Mitm Edmund hätts des oalls net gebn.“
„No woman, no cry“ kam leise tastend aus den Boxen. Rauscher und Doris Maurer schwelgten im gemächlichen Rhythmus und wogten, mit ihren Cocktails in Händen, ihre Oberkörper hin und her. Es war eine entspannte Stimmung, angesichts des Vorfalls heute Nachmittag.
„Hast du eigentlich eine Freundin?“ wollte Doris Maurer wissen.
„Nein …,“ Rauscher schüttelte den Kopf, „… sowas Ähnliches.“
„Was Ähnliches? Aha. Du bist schwul.“
„Falsch getippt.“
„Was denn? Eine Gummipuppe?“
„Blödsinn. Sie ist aus Fleisch und Blut und eine Frau. Ich habe … ein Verhältnis.“
„Oh!“ Doris Maurer schmunzelte wieder. Die Vorstellung, dass Rauscher eine Geliebte hatte, machte ihr Spaß.
Heimatliche Klänge erfreuten plötzlich Rauschers Ohr.
„Geh mer ned uff en Wegger. Du mit deine Spirenzier.“ Zwei Frankfurter hatten gerade Platz genommen an der Bar.
Aber die Ablenkung dauerte nur einen Moment, denn dann musste Rauscher erneut an den Fall denken. Morgen würde er in die Offensive gehen. Das hatte er sich fest vorgenommen. Mit Kommissar Padang wollte er dem Zwirbelbart und dem Vierzigjährigen einen Besuch abstatten und ihr Appartement durchsuchen. So was wie einen Durchsuchungsbefehl stellten sich die Polizisten hier selbst aus. Vielleicht fanden sie ja einen Hinweis, ausgeschnittene Buchstaben im Papierkorb oder das Messer vom Überfall.
Plötzlich leuchteten die Augen von Doris Maurer auf, und es sah ganz danach aus, als ob sie gerade einen genialen Einfall gehabt hätte.
„Mein Bruder ist in letzter Zeit öfter mal in die Schweiz gefahren. Zwischen seinen Auslandsaufenthalten. Angeblich wohnte dort ein Freund von ihm, den er besuchen wollte. Vielleicht hat er ja ein schwarzes Konto in der Schweiz oder so was Ähnliches? Vielleicht haben die krumme Dinger in der Firma gedreht, Geld unterschlagen oder Bestechungsgelder angenommen.“
„Schon möglich. Könnte wirklich sein, dass er deshalb in die Schweiz gefahren ist. Dort hat er sich mit Bargeld versorgt und ist dann wieder aufgebrochen in alle Welt. Klingt plausibel. Zu dumm, dass wir nicht in Deutschland sind, da könnte ich recherchieren lassen, ob er wirklich ein Schweizer Konto hatte.“
Beide tranken aus und machten sich auf den Weg zurück zum Hotel. Sie kosteten diese nächtliche, exotische Atmosphäre aus, inhalierten die stickige Wärme. Auf dem Weg
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