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Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)

Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)

Titel: Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Fischer
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verstecken? Schnell sprang er in die rechte Ecke hinter den roten Vorhang, setzte sich im Schneidersitz dahinter und hielt den Vorhang fest, damit er nicht mehr wackelte. Für solche Situationen hatte Rauscher seine bewährte und erprobte Methode: Augen zu. Einatmen. Ausatmen. Gleichmäßig. Tiefer Einatmen. Wieder Ausatmen. Noch tiefer Einatmen. Wieder Ausatmen. Ohne einen Mucks von sich zu geben, saß er da und machte seine Atemübungen. Sein Puls sank wieder, und er horchte. Horchte gespannt. Die Klinke wurde heruntergedrückt, und die Stimmen waren nun ganz deutlich zu hören. Und tatsächlich: Es waren Puglug und Madé.
    Plötzlich fiel Rauscher sein Handy ein. Er überlegte angestrengt, ob er es ausgeschaltet hatte, es wollte ihm aber nicht einfallen.
    Puglug und Madé standen sich im Zimmer gegenüber, sie schauten sich an und stritten. Die Tür war inzwischen geschlossen. Doch anders als damals zwischen Bayan und Madé, war diesmal nicht Madé die Beschuldigte, sondern Puglug. Madé hingegen klagte an. Das konnte Rauscher ganz deutlich hören, auch wenn er nicht verstand, was sie genau sagte. Sie erhob permanent ihre ansonsten liebliche Stimme und brüllte ihre Schwester an. Wenn sie schrie, wirkte sie gebieterisch, zerstörerisch, schrecklich. Ganz anders als ihr äußeres Erscheinungsbild. Und Puglug konnte oder wollte dem Zorn ihrer Schwester nichts entgegensetzen, machte einige kleinlaute Zwischenbemerkungen, verhielt sich ansonsten aber still. Sie wirkte gebrochen, hilflos, bemitleidenswert.
    Rauscher blieb ruhig in seinem Versteck und wagte nicht, hinter dem Vorhang hervorzuschauen. Er dachte daran, dass kurz nach dem Streit zwischen Bayan und Madé Bayan tot war. Sein Bauch meldete ihm ein ungutes Gefühl.
    Dann machte Madé Anstalten zu gehen, nicht ohne vorher noch einen bitterbösen Redeschwall auf Puglug loszulassen. Nachdem Madé die Tür zugeschmissen hatte, setzte sich Puglug aufs Bett und begann leise zu schluchzen. Beide Hände hielt sie vor die Augen und heulte hinein. Kurz danach wischte sie sich die Tränen ab. Die Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie stand auf und bewegte sich ganz langsam. Hin und wieder entwich ihr ein Jammern, wie ein kurzer Klagelaut. Sie flüsterte einen Satz, den Rauscher nicht verstand. Dann ging sie zu ihrem kleinen Tempel und zündete drei Kerzen und zwei Räucherstäbchen an. Sie ließ sich auf die Knie nieder, hob die Hände geschlossen vors Gesicht und verbeugte sich immer wieder. Dabei wiederholte sie andauernd diesen balinesischen Satz, den Rauscher trotz aller Bemühungen nicht verstand. Er klang melancholisch und reumütig. Puglugs Bewegungen waren sanft. Der Duft der Räucherstäbchen verbreitete sich im Raum und verströmte eine feierliche, zeremonielle Stimmung. Puglug hielt ihre Augen geschlossen. Nur ab und zu schaute sie kurz gen Himmel.
    Rauscher interessierte, wen sie anbetete. Aber er hielt sich verborgen, wollte unentdeckt bleiben und machte sich langsam Sorgen, wie er wieder aus Puglugs Kammer herauskommen sollte.
    Puglugs Lippen bewegten sich, und Rauscher konnte ein Gebet erahnen. Zwischendurch fiel immer wieder dieser eine Satz, den er nicht verstand. Nach einer ganzen Weile erhob sie sich langsam, fast wie in Zeitlupe, als hätte sie ein Beruhigungsmittel genommen oder würde unter Drogen stehen.
    Eine bleierne Schwere umgab sie.
    Sie ging zum Nachttisch, zog die Schublade heraus und entnahm ihr den Kris. Sie hielt ihn in beiden Händen und betrachtete ihn lange. Dann zog sie die Klinge aus der Scheide.
    Rauscher stutzte.
    Was sie wohl vorhat, fragte er sich.
    Puglug drehte sich herum und begab sich wieder zu ihrem Schrein, kniete nieder, legte den Kris auf den Tisch, erhob die Hände und begann von neuem zu beten. Diesmal hob sie nicht ihren Kopf, sondern war ganz in sich versunken.
    Sie wirkte wie in Trance.
    Erneut sprach sie einige eintönige Sätze leise vor sich hin.
    Rauscher glaubte, den Namen Pak mehrmals vernommen zu haben, war sich aber nicht ganz sicher. Sollte er einschreiten? Sollte er sein Versteck verlassen und sich offenbaren? Seine innere Anspannung stieg. Vielleicht ergab sich noch eine bessere Gelegenheit.
    Stille.
    Außer dem Wimmern von Puglug, war nichts zu hören. In dieser Ruhe wurde es Rauscher mulmig und heiß, Schweißperlen traten auf seine Stirn. Und als hätte er es geahnt, nahm Puglug plötzlich den Griff des Kris in beide Hände, drehte die Klinge Richtung Körper, setzte an und stieß

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