Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)

Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)

Titel: Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Fischer
Vom Netzwerk:
fassen.

Zwölfter Urlaubstag
1.
    Der Donner hatte zehn Minuten lang demonstriert, welch immenses Organ er hat und dann regnete es wieder in Strömen. Wer einmal eines dieser sagenhaften Tropengewitter miterlebt hat, wird es so schnell nicht vergessen. Es plätscherte, es schüttete, es triefte. An diesem Morgen spülte der Regen alles weg, aber die Hitze wurde nur kurz unterbrochen.
    Puglugs Kammer lag in einem Seitengang, gegenüber von Madés Kammer. Rauscher hatte sich vergewissert, dass Puglug ihren Dienst im Health-Center diesen Morgen angetreten hatte. Dann machte er sich schnurstracks und zuversichtlich auf den Weg. Auch Puglugs Kammer war nicht verschlossen. Das bestätigte wieder einmal ihr großes Vertrauen in die Götter, dachte er. Sein T-Shirt klebte nass auf der Haut und bevor er eintrat, putzte er sich die triefenden Schuhe ab. Keine zwei Sekunden später war er in der Kammer verschwunden und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Hier war es heller als bei Madé. Puglug hatte einen durchsichtigen Stoff vor dem Fenster angebracht, als Insektenschutz. Das Zimmer war fein eingerichtet. Ein kleiner Opferaltar war auf einer Kommode aufgebaut. Davor stand ein Opferschälchen, gefüllt mit Bananen- und Papayastücken. Kleine Holzfiguren waren daneben aufgestellt. Zwei davon kannte Rauscher. Es waren der Gott Vishnu in Menschengestalt, der als Erhalter der Welt verehrt wird, und der Gott Ganesha mit seinem Elefantenrüssel, der als Beseitiger von Hindernissen gilt. Er befindet sich in der Rangordnung der Götter weiter unten als Vishnu. Daneben standen weitere Götterfiguren, deren Namen und Bedeutung Rauscher unbekannt waren. Kleine Reiskörner waren vor dem Altar verstreut, eine Duftkerze abgebrannt. Alles sehr gepflegt und ständig im Gebrauch. Puglug war eine Frau, die ihren Göttern viel Zeit und Beachtung schenkte.
    Nirgends ein Poster, und auch kein Fernseher war zu sehen. Nur Bilder von der Familie und ihrem Dorf im Norden hingen an den Wänden sowie einige Batik-Stoffe.
    In diesem Moment stutzte er.
    Da hing ein Wandteppich mit einer Schildkröte, den er schon einmal gesehen hatte. Und gleich darauf fiel es ihm wieder ein. Der gleiche hing beim Wahrsager Pak. Bestand da ein Zusammenhang?
    Rauscher zog einige Schubladen auf, in denen er Unterwäsche und Umhänge fand. An der gegenüberliegenden Wand stand ein kleiner Kleiderschrank. Als Rauscher die Tür öffnete, sah er viele Kleider, die kunstvoll und bunt bestickt waren. Auch einige farbenprächtige Oberteile aus Seide, wie Balinesinnen sie zu Tempelfesten tragen, hingen dort. In der hinteren rechten Ecke war ein roter Vorhang wie an einer Fensterleiste angebracht. Rauscher schob ihn beiseite und schaute dahinter. Er verhüllte eine größere Vertiefung in der Wand, die aussah wie eine kleine Rumpelkammer. Allerhand Krimskrams befand sich dort. Ein paar weiße Schuhe. Sehr elegant, dachte Rauscher. Ein kleines Regal war an der Seite angebracht. Ein paar Gläser, eine Vase, ein Tonkrug und sonstiges Gerümpel standen darauf.
    Ansonsten war das Zimmer aufgeräumt und sauber, kein Staubkorn war zu sehen, nichts lag auf dem Boden. Das Bett war überzogen mit einer glattgestrichenen, hübsch verzierten Batik-Decke in rot-blau.
    Schon wollte Rauscher wieder gehen, als er sich überlegte, noch einen Blick in die Nachttisch-Schublade zu werfen. Er zog die Holzschublade auf, und traute seinen Augen nicht, ein Kris.
    Sein Gehirn raste.
    Sollte womöglich Puglug? Es widerstrebte ihm, diesen Gedanken zu Ende zu denken.
    Aus welchem Grund auch? Hatte sie ein Motiv für drei Morde? Wie kleine Blitze zuckten die Leichen durch seinen Kopf. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ausgerechnet sie zu solchen Taten fähig war. Dennoch galt für Rauscher auch hier: Keine voreiligen Schlüsse ziehen. Solange es kein Geständnis oder keine Beweise gab, musste er alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. So auch diese.
    Rauscher schob die Schublade vorsichtig zu. Nachdenklich ging er Richtung Tür, wollte die Klinke herunterdrücken und hörte plötzlich Stimmen von draußen. Zwei Frauen sprachen auf Balinesisch und näherten sich. Wenn er sich nicht täuschte, waren es die Stimmen von Puglug und Madé.
    „Scheiße, “ entfuhr es leise seinen Lippen.

2.
    Rauschers Pulsschlag verdoppelte sich. Schweiß trat auf seine Stirn. Er würde entdeckt werden, wenn die Tür aufging. Das stand fest.
    Die Stimmen wurden lauter.
    Er schaute sich um. Konnte er sich irgendwo

Weitere Kostenlose Bücher