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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Statue handelte. »Dieser Heilige wurde gespendet, und er sieht sehr … eigenwillig aus. Der Drache ist laubfroschgrün.«
    »Gesegnet sei ein Platz im Himmel. Bestechung ist eine ganz üble Sache«, lautete Hardys belustigter Kommentar.
    »Die Ängstlichen bestechen in ihrer Seelennot den Himmel. Andere versichern sich auch ganz ohne Not gern einer himmlischen Aufmerksamkeit«, steuerte Karl Lichtenfels bei. »Aber die Fassung kann unschön sein, darunter befindet sich womöglich ein Juwel«, erklärte er Althea.
    »Ich werde mir Ihren Georg anschauen«, versprach er. »Und wenn ich dann Auskunft geben kann, worum es sich handelt, rücken Sie das Rezept raus.«
    »Das ist ein unschlagbares Angebot«, sagte Dieter Hardy. »Der Kerl hier geht fast analytisch vor, er ist einer der Besten.«
    Althea würde die Heiligenbeschau noch mit Jadwiga absprechen oder die Information zumindest beim nächsten Gespräch einfließen lassen. Wann bekam man schon mal die Gelegenheit zu einem so guten Tausch? »Einverstanden«, erklärte sie.
    Der Nachmittag zog sich in die Länge, die Kälte kroch unter Altheas Kleider und ihre bestrumpften Beine hinauf. Sie bräuchte eine Ablösung, dann könnte sie wenigstens ihren Organismus in Schwung bringen. Wie gut, dass da gerade jemand des Weges kam, den sie darum bitten konnte.
    »Friederike, bitte sei doch so freundlich und übernimm für zehn Minuten die Kasse; mein Gehirn ist mittlerweile schockgekühlt.« Althea gab sich Mühe zu lächeln und fasste sich an die Stirn.
    »Eher Nachwirkungen aus früheren Zeiten«, behauptete Friederike. Sie wusste ja von Berufs wegen alles.
    Richterinnen, ob ehemalig oder nicht, standen für Recht und Gerechtigkeit. Wenigstens brauchte Althea nicht zu fürchten, dass die Kasse erleichtert und das Geld eingesteckt wurde.
    »Mit Zahlen hast du’s ja nie gehabt«, musste sie sich noch anhören.
    Überhaupt nicht, ich hab ja nur weltweit Mode eingekauft.
    Aber das dachte sie nur, im Moment musste ihr Friederikes gönnerhaftes Getue egal sein. Sie wollte sich einfach nur ein bisschen bewegen und sich außerdem ein wenig auf dem Markt umschauen. Althea drückte Friederike die Hand und bedankte sich bei ihr.
    Die zehn Minuten Pause gedachte sie einzuhalten.
    Die Witterung und die Glätte hielten jedoch niemanden davon ab, das Juwel unter den Weihnachtsmärkten in Deutschland zu besuchen. Die Insel lebte, und auch viele der Einheimischen waren gekommen. Das Kloster hatte drei weitere Stände aufgebaut, dort wurden Bastel- und Handarbeiten angeboten, außerdem Keramik- und Töpferwaren, Seidenmalerei, Holzartikel und Wachskunst. Daran konnte Althea vorbeilaufen, das kannte sie ja alles. Die Stimmung war schön und angenehm, und längst nicht jeder Besucher wusste etwas von der Mumie im Baum.
    Althea war pünktlich wieder an ihrem Stand. Sie ließ Friederike die Kundin zu Ende bedienen, der auffiel, dass mit dem Wechselgeld etwas nicht stimmte. Das Gesicht der ehemaligen Richterin hatte eine dunkle Farbe angenommen. Sie bedachte die Frau und gleich darauf Althea mit einem finsteren Blick.
    Gegen Abend sank die Temperatur noch weiter. Altheas Socken nahm allmählich Gestalt an. Irgendwann aber wurden ihre Finger unbeweglich, und sie legte ihr Strickzeug zurück in den Beutel. Halb sieben vorbei, und bald wäre der erste Tag überstanden. Althea grauste es vor den beiden folgenden.
    Sie sah eine Lichterkette, die den Hügel heraufkam; Valentin Zeiser hatte, wie es aussah, für seine Gäste eine Fackelwanderung im Angebot. Die beiden Novizinnen marschierten munter mit, wobei munter eigentlich nur auf eine zutraf.
    Althea erhaschte einen kurzen Blick in ihre Gesichter. Während Susanne ausgelassen mit einem jungen Mann schäkerte, war Leonie in sich gekehrt. Auf ihren Wangen glitzerte es verdächtig, sie weinte.
    * * *
    Sie hatte geglaubt, die weihnachtliche Stimmung auf dem Christkindlmarkt und das Lachen der Menschen würden sie ein wenig ablenken. Aber stattdessen zogen sie Leonie nur tiefer hinab in die Finsternis. Ja, genau so fühlte es sich an.
    Warum hatte Andreas ihr das sagen müssen? Die alte Geschichte hatte eine Wunde geschlagen. Ihre Vorfahrin war der Hexerei angeklagt worden. Andreas hatte hämisch gefragt, ob die Äbtissin, die Priorin und der Konvent sich das leisten könnten – eine Nonne, die eine Hexe im Stammbaum hatte.
    Warum wollte er sie unbedingt verletzen? Er respektierte ihre Entscheidung nicht, was doch nur bedeutete, dass er auch sie

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