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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hinterlassen.
    Althea fiel ein, was sie zu Jadwiga gesagt hatte. Jemand hat ihr den Todesstoß versetzt. Und genau das war geschehen.
    * * *
    Er wollte niemanden sehen, niemandem begegnen. Er hatte ihr wehgetan, aber in dem Moment war es genau das, was er beabsichtigte.
    Als wäre nicht das Geringste vorgefallen, hatte sich Andreas Bacher mit seinem Vater um die Eiche gekümmert. Wenigstens ein Lebewesen, das er retten konnte.
    Aber dann wurde es allmählich dunkel, und sie packten zusammen. Sein Vater regte sich auf, weil der Spaten mit dem T-Griff weg war. »Als wären die so arm«, sagte er. Er würde ihn dem Kloster in Rechnung stellen. Auch das Knäuel Naturbast war verschwunden, ein Posten, der wenigstens relativ günstig zu haben war. Man nahm ihn, um junge Pflanzen festzubinden, die dem robusten Blumendraht noch nicht gewachsen waren.
    Auf der Rückfahrt vom Kloster wollte Martin Bacher wissen, was die Priorin von Andreas gewollt habe, und wo zum Teufel er eine Stunde lang gewesen sei. Andreas hätte ihm gern gesagt, dass er das sicher nicht wissen wolle, hatte ihm schließlich aber eine Antwort gegeben. Die eine behagte ihm nicht, und über die andere schüttelte er nur den Kopf. »Ich werde die Sache mit deiner Mutter besprechen. Und für dich wäre es besser, du würdest dich im Moment ein bisschen rarmachen.«
    Seine Mutter würde alles dramatisieren, so wie sie aus einer Unstimmigkeit eine brutale Schlägerei werden ließ. Er sah zwar aus, als hätte er einiges eingesteckt, aber da war er nicht der Einzige. Jo Färbers Auge war komplett zugeschwollen.
    Er wusste nicht, was ihn an dem Abend geritten hatte, die alte Geschichte auszupacken. Vielleicht, weil die Freunde so dämlich gelacht hatten, dass er bei Leonie Haberl sowieso nicht mehr zum Zug kommen werde? Die Ewigkeitsjungfrau, hatten sie sie genannt. Und irgendwann hatte Andreas einfach rotgesehen. Er hatte seinen besten Freund geschlagen; Jo hatte dagestanden, als hätte er Gülle über ihn gekippt, völlig verdattert – und dann gab ihm Andreas den Rest und packte die Vergangenheit seiner Familie aus, als wären es Toffees. Süß war daran allerdings überhaupt nichts.
    Erst dann hatte Jo seine Fäuste eingesetzt. Die anderen wollten sich nicht einmischen, doch einer der Freunde hatte vor Andreas ausgespuckt. »Lass dich noch einmal hier blicken, und wir flechten dich aufs Rad!«, drohte er, und Andreas glaubte nicht, dass es wirklich nur eine Drohung war. Huberts Familie gehörte eine alte Mühle, und an ein Rad kam er jederzeit.
    Vielleicht war es feige, vielleicht auch das einzig Richtige. Andreas Bacher packte einen Rucksack – Kleidung und Lebensmittel – und schlich sich weg von zu Hause.
    Er würde sich im Lagerhaus verstecken, nicht lange, nur, bis er sich einen Plan überlegt hatte. Bei den Temperaturen würde er im Freien nicht lange durchhalten. Die alte Hütte war gut isoliert, schon wegen der teuren Gartenwerkzeuge und dem Rasenmäher. Außerdem lagerten dort auch Pflanzenschutz- und Düngemittel, Töpfe, Folien, Schutzkleidung und noch so einiges. Es gab eine kleine mobile Heizung, die einmal in der Gärtnerei gestanden hatte – jedenfalls hoffte er, dass sein Vater das Ding nicht entsorgt hatte. Und er hatte Glück. Das Heizgerät war noch da.
    Zwei Strohballen und darüber eine alte Decke dienten ihm als Sitzgelegenheit. Andreas dachte an Leonie. Die Schwester hatte ihm mehr oder weniger gedroht. Durften Nonnen so was? Diese schon, aber es würde ihm niemand glauben, dass ausgerechnet die Priorin von Frauenwörth zu ihm gesagt hatte, wenn er weiter auf dem Grund und Boden der Abtei herumlungere, dann würde sie Maßnahmen ergreifen. »Dann hab ich dich an den Eiern. Haben wir uns verstanden?«
    Andreas hatte geglaubt, sich verhört zu haben, noch dazu, weil Schwester Jadwiga ihn dabei so unschuldig anlächelte.
    Er war in der Nacht des Gewitters auf der Insel gewesen. In der Nacht, als der Blitz in die Eiche einschlug.
    Es war nicht die erste Nacht gewesen, in der er wie ein liebeskranker Kater vor Leonies Fenster gestanden hatte, trotz der Kälte. Sie bereute wahrscheinlich längst, ihm verraten zu haben, in welchem Zimmer sie schlief.
    Er hatte jemanden gebeten, ihn nach Frauenchiemsee zu bringen, und dafür hatte er gutes Geld bezahlt. Valentin Zeiser war immer bereit, für ein paar Euro extra sein Motorboot zu starten. Aber er war auch ein ziemlich neugieriger Kerl. Andreas hatte ihm von einer Freundin erzählt –

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