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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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gegenüberliegende Wand, sonst war es dunkel in der Zelle. Durch das kleine Loch über ihr pfiff der Wind und blies winzige Schneekristalle herein. Althea erinnerte sich, wie Zeta zu ihr gesagt hatte, man könnte sich die Kehle wundschreien und würde nicht gehört werden.
    Sie würde also nicht schreien, und ihre Energie besser zum Nachdenken verwenden.
    Der Gedanke kam ungebeten, aber sie fragte sich, wie lange es dauerte, bis man erfror.
    * * *
    Es würde alles gut werden. Und sie hatte jemanden an ihrer Seite. Schwester Althea hatte ihr keine Predigt gehalten, sie verurteilte sie nicht. Es war Susanne so vorgekommen, als würde die Schwester das Gefühl kennen – wie es war, sich nach jemandem zu sehnen, und mit diesem einen zusammen sein zu wollen.
    Man tat Verbotenes, das einen in Schwierigkeiten bringen konnte, weil die schönen, innigen Momente alles ausblendeten.
    Im Kloster war es still, als sie nach dem Abendessen die Kleidung wechselte, die Zimmertür einen Spalt öffnete, um einen schnellen Blick auf den Gang zu riskieren, und hinausschlüpfte, sobald die Luft rein war.
    Sie würde eines der Fenster im Erdgeschoss öffnen, hinausklettern und durch den hinteren Garten laufen. Im Dunkeln, denn eine Taschenlampe könnte man sehen. Aber das machte sie nicht zum ersten Mal, und da war ja noch das Licht der Laternen auf dem Chiemseeweg.
    Peter, ihr Freund, fürchtete ein wenig um sie, und Susanne war nicht so dumm, das als pure Schmeichelei abzutun. Er hatte recht. Leonie war tot.
    Peters Familie lebte schon seit vielen Generationen auf Frauenchiemsee, sie waren Fischer. Er konnte sich auf der Insel frei bewegen, ihn fragte niemand, was er hier im Winter verloren habe.
    Susanne schob das Fenster leise zu. Ihr Ziel lag im Norden, aber unauffälliger war es, den Weg auf der Rückseite zu nehmen, mit Blick auf Gstadt. Vorbei am Bad, einem Kiosk und dem Bootsverleih.
    Es hatte wieder zu schneien begonnen. Ein Glück, dass Peter und sie sich keine Gedanken wegen eines verschwiegenen Plätzchens zu machen brauchten. Er hatte eine eigene Wohnung. Sie grenzte zwar an die der Großeltern, aber die mischten sich nicht in die Angelegenheiten ihres Enkels ein, Susanne hatte sie noch nie gesehen.
    Seit dem Mord bestand Peter darauf, sie abzuholen, und als sie etwas vernahm, machte Susanne ihn leise auf sich aufmerksam.
    Keine Antwort, nur das Geräusch, wie jemand auf eine harsche Stelle im Schnee trat.
    Da war ein Schatten. Jemand näherte sich.
    Susanne hätte gern ihre Taschenlampe eingeschaltet, stattdessen verbarg sie sich in den Sträuchern am Wegrand. Sie atmete flacher, um etwas hören zu können; ihr war mulmig zumute.
    Der Ankömmling bemühte sich, leise zu sein. Das war nicht Peter.
    * * *
    Der Raum war schon seit Stunden verschlossen. Kein Laut drang zu ihr herein.
    Althea hatte jedes Zeitgefühl verloren, und das Wetter erleichterte es ihr nicht, sich zu orientieren. Im Sommer hätte sie vielleicht ein Stückchen blauen Himmel gesehen oder Mondlicht, und da wäre auch die Temperatur ein bisschen angenehmer gewesen, obwohl der Stein keine Wärme speicherte.
    Ihre Suche hatte sie erst einmal ausgesetzt, falls es überhaupt etwas zu finden gab. Inzwischen zweifelte sie daran. Es bedurfte allerdings keiner großartigen Gedankenakrobatik, um zu wissen, dass sie in die Falle gegangen war.
    Und sie hatte schön darauf geachtet, nicht gesehen zu werden, also wusste niemand, dass sie in der Büßerzelle war. Keiner würde sie ausgerechnet hier drin vermuten. Sie lief in der Zelle umher, auf und ab, hin und her – wenn man sich bewegte, fror man nicht so leicht. Die unschönen Gedanken klopften trotzdem immer wieder an.
    Wie kam sie überhaupt darauf? Sie dachte doch nicht ernsthaft ans Sterben? Das wäre gerade höchst unpassend, sie hatte nicht die geringste Lust, sich auf dem klösterlichen Friedhof wiederzufinden. Es gab noch einiges zu tun.
    »Dann halt dich warm«, animierte sie sich, was nicht so einfach war, denn ungebeten begann der kleine Film und rief ihr in Erinnerung, wie sich das abspielte.
    Der Körper würde versuchen, seine Temperatur konstant zu halten. Doch bei weniger als vierunddreißig Grad würden die Muskeln zu zittern anfangen und die Blutgefäße sich zusammenziehen.
    Der Körperkern würde warm bleiben, solange es ging, das kalte Blut separiert, sodass kein Wärmeaustausch mehr stattfand. Bei einer Temperatur von unter dreiunddreißig Grad würde die nächste Etappe

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