Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
eingeläutet.
    Althea hatte all das bisher nie erleben müssen, und sie wollte den Kopf nicht verlieren. Wortwörtlich, weil schon nach kurzer Zeit Bewusstseinsstörungen auftreten konnten. Man nannte das Kälteidiotie.
    Sie musste zusehen, dass ihr bis dahin noch die rettende Idee kam. Die Taschenlampe hatte sie ausgeschaltet, bis sie wusste, wie sie es anstellen könnte, diesem verdammten Gefängnis zu entkommen. Dass die Batterien vorher schon leer waren, konnte sie sich nicht leisten.
    Althea lenkte sich ab von dem schauerlichen Kälteszenario. Die letzten Tage waren ereignisreich gewesen, aber alles war in so schneller Folge geschehen, dass ihr kaum Zeit geblieben war, hinterherzukommen. Wie ein Zug, der an jedem Bahnhof einige Minuten früher losfuhr als im Fahrplan angekündigt. Hatte man Glück, erwischte man ihn gerade noch rechtzeitig.
    Althea rief sich das Gewesene noch einmal ins Gedächtnis, ein kleines Training, um die Idiotie fernzuhalten. Außerdem hatte sie das dumpfe Gefühl, etwas nicht bedacht oder zumindest falsch eingeordnet zu haben. Der Mord an Leonie. Die Person, die sie niedergeschlagen hatte.
    Beides wäre um so vieles leichter zu bewerkstelligen gewesen, wenn sich der Angreifer bereits auf der Insel befunden hatte und nicht erst umständlich mit einem Boot übersetzen musste.
    So gäbe es auch keinen Zeugen.
    Althea hatte schon recht bald einen bestimmten Verdacht gehegt. Jetzt schüttelte sie den Kopf. Sie hatte etwas übersehen. Etwas Wesentliches. Ein ganz klein wenig tat es ihr leid, bevor der Zorn heraufgekrochen kam.
    Ihr Blick glitt nach oben zu der kleinen Öffnung in der Mauer, einem hellen Fleck im Dunkeln.
    Eine winzige Verbindung zur Außenwelt. Es war die Einzige.
    Althea tastete unter dem Ordensgewand nach ihrem Brustbeutel.
    * * *
    Etwas hatte sie geweckt. In ihrem Alter durfte man sich schon mal einen Nachmittagsschlaf gönnen. Obwohl es ihr eigentlich völlig egal war, was man durfte oder nicht. Eines Tages würde sie vielleicht einschlafen und einfach nicht mehr aufwachen. Heute war nicht der Tag.
    Kath setzte sich auf. Da waren keine Bilder, die Einlass verlangten; sie befand sich in ihrem Haus, in ihrem Bett, und ihr Denken, ihr Verstand gehörten ihr allein.
    Dafür spürte sie eine schreckliche Kälte. Dazu kam ein Verlustgefühl, das ihr Tränen in die Augen treten ließ.
    Kath hatte keine Familie, keine Kinder. Ihr Mann hatte den Tod gefunden, bevor sie zusammen glücklich sein konnten, und sie wollte keinen anderen.
    Diese Tränen konnten nur jemandem gelten, dem sie verbunden war. Althea.
    Kath legte ihre Finger an die Schläfen. Was besagte die Kälte? Nicht den Tod – noch nicht.
    * * *
    Er hatte versucht, Marian zu erreichen, aber es hieß, Schwester Althea sei momentan unauffindbar – »Schwester Althea« wurde betont, weil er sich wieder einmal im Ton vergriffen und ihren bürgerlichen Namen genannt hatte. Und selbstverständlich gab es im Kloster keine Frau, die so hieß. Wie schrecklich korrekt die Nonnen doch sein konnten!
    Stefan Sanders schaute auf die Uhr. Es war früher Nachmittag, man durfte also stören. Er überlegte sich, ob die Schwester seine Tante absichtlich nicht finden wollte. Also fragte er nach der Priorin, aber auch da hieß es, sie sei im Augenblick nicht abkömmlich.
    »Kleinlicher Pinguin«, murmelte er ungnädig. Und ob das Absicht war! Er sagte, er werde es noch einmal probieren.
    Stefan wollte Marian informieren, dass er am späteren Abend zurückkommen würde – mit einigen Antworten im Gepäck.
    Schwester Jadwiga hätte er das so nicht gesagt. Sie hätte er nur gebeten, ein wachsames Auge auf Susanne Dahm, die andere Novizin, zu haben. Dieser Schwester am Telefon aber konnte er rein gar nichts anvertrauen.
    Einige Antworten waren ihm zugeflogen, und die anderen gedachte er sich noch zu holen. Jeder, mit dem er reden wollte, war in der Nähe, nur derjenige, mit dem er am dringendsten sprechen musste, schwieg. Stefan hoffte, nicht für immer.
    Er war nicht sicher gewesen, dass es eine gute Idee war, Petra Haberl ins Krankenhaus zu Andreas Bacher zu fahren. Es war davon auszugehen, dass die Mutter am Bett ihres Sohnes sitzen würde. Das tat sie auch.
    Die beiden Frauen waren schnurstracks aufeinander zugelaufen, und er hatte tief Luft geholt und damit gerechnet, jeden Augenblick dazwischengehen zu müssen. Stattdessen hatten sie sich umarmt.
    Das war der seltsamste Anblick seit Langem: die Mutter des Tatverdächtigen und die

Weitere Kostenlose Bücher