Mord fuer Mord
dem, dem das Auto gestohlen wurde.«
»Ich bin bei der Mordkommission, nicht bei Diebstahl. Was willst du damit?«
»Es sind mir eindeutig zu viele rote Golfs in dieser Geschichte. Wir sollten uns mit diesem Herrn mal unterhalten.«
Aber vorher muss ich den Kaspar erst noch austrinken und sich erholen lassen.
Er hat schließlich schon einiges hinter sich.
In der Zwischenzeit habe ich mich über die Eberner Kollegen informiert, wer der Halter des roten Golfs ist. Ein Herr Adalbert Hofmann, der nicht direkt aus diesem Ort, sondern zwei Kilometer entfernt in der Klaubmühle gemeldet ist, einem einzeln gelegenen großen Anwesen direkt an der Straße Richtung Dörflis.
Der Name des Herrn kommt mir irgendwie bekannt vor.
15.
Das Auto war verschwunden.
Er hatte sich wohl zu lange in der Tankstelle aufgehalten und bei dem Rückweg zu Fuß zu sehr getrödelt.
Andererseits, es war kein Ausflug, wie er anfangs vermutet hatte, sondern es handelte sich augenscheinlich um Ermittlungsarbeiten.
Er hatte sich von hinten dem Anwesen genähert, nur um nicht gesehen zu werden.
Der Überfall in dem Nachbardorf würde wohl allzu schnell die Runde machen, und eine Beschreibung seiner Person war nicht vonnöten, da er hier als Auswärtiger in jedem Falle auffallen würde.
Es hatte keinen Sinn, weiter zu warten.
Es hatte keinen Sinn, sie zu suchen.
Es hatte keinen Sinn, noch länger hier zu verweilen.
Er war kein Dummkopf.
Langsam schlich er sich zurück zu seinem Auto, setzte sich hinter sein Lenkrad und überlegte. Wie sollte er weiter verfahren?
Bis jetzt war er keinen Schritt weiter gekommen.
Nun gut, sie hatte die Bilder, sie wusste, dass er ihr nah war. Aber sonst?
Er musste sich ihr zeigen. Es war Zeit, sie in ihrem Heim zu besuchen.
Heute Nacht?
Morgen Nacht?
Auf einen Tag kam es nun wirklich nicht an, aber in dieser Woche müsste es schon sein.
Er startete den Motor und ließ den Wagen langsam Richtung Straße rollen, dann fuhr er zielsicher zurück nach Schweinfurt.
16.
Das erste, was man sah, war ein kleiner parkähnlich angelegter Garten, der umrahmt von Wäldern im Schatten lag. Daran schloss sich ein Gebäudekomplex in U-Form an, sodass sich in der Mitte eine große Einfahrt ergab, in der ein kleiner Geländewagen stand. Die weißgetünchten Gebäudeteile mit den roten Ziegeln ragten dreistöckig empor, ein Zeichen für den Reichtum der ehemaligen Mühle, deren jetziges Bild durch ein paar dunkle Flecken auf der Fassade getrübt wurde. Offensichtlich hatte man hier versucht, Efeu zu entfernen, welches sich allerdings noch immer an manchen Teilen der Wände hinaufzog.
Ich lasse den Wagen in der Einfahrt stehen und mache mich mit Kaspar auf den Weg, den Eigentümer zu befragen.
Eine adrette Blondine öffnet uns die Tür.
»Wir möchten zu Herrn Adalbert Hofmann. Ist er zu Hause?«
»Der Addi? Was wollen Sie denn von ihm?«
Ich schiebe Kaspar ein wenig zur Seite und ziehe meinen Ausweis hervor. »Wir sind von der Polizei.«
»Ach, ich verstehe. Es geht bestimmt um sein geklautes Auto.«
»Eigentlich nur am Rande«, entgegne ich knapp.
»Kommen Sie doch einfach mal rein. Der ist aber auch ein Holzkopf, lässt seinen Schlüssel einfach im Auto stecken. So blöd muss man erst einmal sein. Ich bin übrigens die Kerstin, seine Freundin. Nichts wie Ärger hat man mit dem Typen.«
Dies alles erzählt sie uns, während wir über eine Treppe in den zweiten Stock gelangen, um von dort in ein weiträumiges Zimmer zu kommen, das als Wohnzimmer dient.
Die Sonne, die durch die großen Fenster dringt, bescheint eine weiße Ledergarnitur, auf der ein schlaksiger Typ barfüßig in T-Shirt und Jeans herumliegt. Im Hintergrund läuft auf einem großen Flachbildschirm eine Folge von Werbebotschaften.
Sein Gesicht, umrahmt von dunklen kurzen Haaren und einem Stoppelbart, liegt auf einem roten Kissen. Er öffnet langsam ein Auge.
»Was is‘n?«
»Steh auf, die Polizei möchte dich sprechen.«
»Hat man denn hier nicht einmal fünf Minuten seine Ruhe?«
Kaspar schüttelt missbilligend den Kopf, höflich klingt das nicht gerade.
»Grüß Gott, erst einmal.«
Zum Glück ist seine Freundin auf die Idee gekommen, den Fernseher auszumachen, sodass es nun etwas ruhiger ist.
»Haben Sie mein Auto gefunden?«
»Wir haben es nicht einmal gesucht«, erklärt mein Assistent, bevor ich auch nur versuchen kann zu antworten.
Ich wäre lieber diplomatischer vorgegangen, hätte versucht das Eis zu brechen, um vielleicht
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