Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
einen Durchsuchungsbefehl für den Hof der Colleys geholt, hätten wir Taylors Wagen gefunden, zusammen mit seinen und Bridgets Fingerabdrücken und DNS.«
Er unterbrach sie lebhaft. »Mit welcher Begründung hätten Sie denn um einen Durchsuchungsbefehl gebeten? Soweit es uns betraf, waren die Colleys Nachbarn von Monty Bickerstaffe, und das war alles. Es gab zum damaligen Zeitpunkt nicht den geringsten Hinweis, dass sie etwas mit dem Mord an Jay Taylor zu tun gehabt haben könnten.«
Jess war immer noch nicht überzeugt. »Phil und ich erkannten schon bei der ersten Besichtigung des Schauplatzes, dass mindestens zwei Leute erforderlich gewesen waren, um den Toten ins Haus zu bringen, und dass sie durch das Gebüsch gekommen sein mussten - ungefähr aus der Richtung also, in der die Schweinefarm liegt. Mindestens einer der beiden muss gewusst haben, dass Monty abwesend und die Haustür gewohnheitsmäßig nicht abgesperrt war.«
»Nicht unbedingt. Angesichts des Zustands von Balaclava House haben die Betreffenden möglicherweise gedacht, dass es verlassen war, und Taylor aus diesem Grund dort abgeladen. Hinterher ist man immer klüger, Jess. Kommen Sie, lassen Sie es gut sein ... Ich hätte nicht gedacht, dass Sie dazu neigen, sich in Selbstvorwürfen zu zerfleischen«, fügte er tadelnd hinzu.
»Das tue ich auch nicht!«, begehrte Jess indigniert auf.
Carter grinste. »Gut. So gefällt mir das schon besser. Und jetzt gehen wir und lassen uns von Miss Peterson den Rest der Geschichte erzählen. Es wird bestimmt eine sehr interessante Angelegenheit.«
»Ich hatte immer geglaubt, Jay und ich wären uns zufällig über den Weg gelaufen auf dieser Party«, berichtete Tansy mit unterdrückter Wut. »Aber so war es nicht. Er hat mir hinterherspioniert. Er hat mich dazu gebracht, über mich selbst zu reden. Ich war so eine Närrin, über meine Familie zu plappern ... mir hätte klar sein müssen, dass er versuchte, mir Informationen zu entlocken. Je mehr er herausfand, desto mehr nahm seine große Idee Gestalt an. Er dachte, er könnte durch mich an Balaclava House kommen, und er hatte die bescheuerte Idee, dass er irgendwie ein Recht darauf hatte.«
Sie saß mit ihrem Anwalt auf einer Seite des Tisches im Verhörzimmer. Carter und Jess saßen ihnen gegenüber. Phil Morton lauerte neben der Tür. Über ihren Köpfen summte eine Leuchtstoffröhre. Tansys helle Haut sah in diesem Licht aus wie gebleicht. Die blonden Haare waren völlig zerzaust. Alles in allem sah sie aus wie ein Marmorengel über einem viktorianischen Grab - allerdings ein Racheengel.
»Okay, Tansy, ganz ruhig«, sagte Jess. »Warum erklären Sie uns nicht, warum Taylor dachte, er hätte ein Recht auf Balaclava House?«
Tansy hob den Kopf, schob sich die Haare aus der Stirn und wandte sich ihrem Anwalt zu. Sie fixierte ihn mit einem drohenden Blick, der dem ihrer Mutter sehr ähnlich war. »Muss ich das alles erzählen?«, verlangte sie zu wissen.
»Das ist richtig, Miss Peterson. Besser, Sie erzählen der Polizei von Taylors Behauptung«, sagte der unglückselige junge Mann, dessen Aufgabe darin bestand, diese tickende Zeitbombe von Mandantin zu beraten. »Aber das ist auch schon alles, was Sie im Moment erzählen müssen.«
Er hielt seine Aktentasche mit beiden Händen vor die Brust gedrückt wie einen Schild. Tansys Vater hatte ihn engagiert, seine Tochter zu vertreten. Er arbeitete für eine alteingesessene und äußerst geachtete Anwaltskanzlei. Sie hätten besser daran getan, dachte Jess, diesen Auftrag einem der Seniorpartner zu überlassen. Vielleicht hatten sie angenommen - irrtümlich, wie nicht zu übersehen war -, dass ein geringerer Altersunterschied zwischen Anwalt und Mandantin zu mehr Einvernehmen führte.
»Also gut.« Tansy wandte sich wieder an Carter und Jess. »Das ist schmutzige Familienwäsche, die ich jetzt vor Ihnen ausbreite. Ein sorgsam gehütetes Geheimnis.« Sie grinste böse. »Sie alle wären außer sich gewesen, hätten sie gewusst, dass ich es irgendjemandem weitererzähle, und dann auch noch der Polizei! Sie hätten Anfälle bekommen!
Ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll, weil alles eine Ewigkeit zurückreicht, bis in die späten 1940er Jahre, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Damals lebte Edward Bickerstaffe in Balaclava House, zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn Monty - meinem Onkel, der damals noch ein Schuljunge war. Sie schickten ihn auf ein Internat, und er war nur in den Ferien zu
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