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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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ist?«
    »GAP PF 3000. Ein Gallopper. Schwarz. Ziemlich alt. Der Viehwagen ist ein grauer Meyer mit Plane.«
    »Danke schön.« Irmi notierte die Nummer.
    Peter Fichtl war aufgestanden und gab Irmi die Hand. »Vergelt's Gott, Frau Kommissar«, sagte er und ging, ohne sich noch mal umzudrehen, hinaus.
    Vergelt's Gott! Du Allmächtiger, wofür danken? Dass du immer wieder Menschen aus der Mitte ihres Lebens reißt? Und wenn der junge Mann gewaltsam gestorben war? Dann schaute der liebe Himmelpapa einfach so den Mördern zu. Millionenfach auf dieser irren Welt.
    Irmi wusste natürlich, dass das eine sehr kindliche Betrachtungsweise war, aber manchmal konnte einen die Wut packen. Ganz kindlich wie damals im Sandkasten, als der böse Nachbarsbub immer ihre Sandburgen zerstört hatte. Nur, dass es hier nicht um Sandburgen ging, sondern um den übel zugerichteten Leichnam von Pius Fichtl.

6
    Irmi gab das Autokennzeichen durch, damit die Kollegen auf Streife verstärkt nach dem verlassenen Gespann suchen konnten. Es konnte sich ja nicht in Luft aufgelöst haben.
    Pius Fichtl. Sie hatte den Namen schon mal gehört, da war sie sich sicher – allerdings konnte sie ihn momentan nicht einordnen. Auch Sailer kannte ihn nicht. Einem Impuls folgend wählte sie die Nummer zu Hause. Ihr Bruder Bernhard ging ausnahmsweise mal dran, was fast schon an ein Wunder grenzte.
    »Mangold!« Er klang unwirsch.
    »Hier ist deine dich liebende Schwester. Du verschreckst ja jeden mit deiner Brummstimme«, rief Irmi.
    »Schwesterherz, ich bin ja auch kein Callcenter. Was ist los? Mir pressiert's.«
    »Sagt dir der Name Fichtl was? Pius Fichtl, Mitte zwanzig, Landwirt aus Mittenwald. Einen Zwilling hat er, sein Bruder heißt Peter.«
    Es war kurz still am anderen Ende. »Der Fichtl! Wenn du damit zu tun hast, ist er wohl gar tot? So was aber auch!« Bernhard klang richtig bösartig.
    »Bernie, was soll das? Ich brauch eine vernünftige Antwort!« Irmi war beunruhigt. So reagierte ihr brummiger, aber doch gutmütiger Bruder normalerweise nicht.
    »Ja, ich kenne den Fichtl. Du kennst ihn auch. Fichtl ist beim Bauernverband. Er war einer der wenigen, die beim Milchstreik nicht mitgemacht haben. Er hat uns BDMler ausgelacht. Ein Betonschädel, und dabei ist der Bursche so jung.« Bernhard schnaubte regelrecht ins Telefon.
    Irmi holte tief Luft. Fichtl, klar!
    »Ja, was jetzt!«, kam es von Bernhard. »Hat's dir die Sprache verschlagen? Eins sag ich dir, Schwesterherz, wenn der tot ist, wenn der ermordet wurde, dann hast du ungefähr tausend Verdächtige. Den gesamten BDM und mich vorneweg.« Er lachte trocken. »So, ich muss jetzt, du kannst mich gern heute Abend verhören.«
    Es klackte in der Leitung, Bernie war heute anscheinend besonders witzig drauf.
    Irmi fuhr ihren Computer hoch und googelte sich in einige Zeitungsarchive. 2008 waren die Wellen hochgeschlagen zwischen dem Bauernverband und dem BDM, dem Bund Deutscher Milchviehhalter. Der Milchstreik hatte die Gemüter erhitzt, nur wenige hatten sich dem Lieferboykott nicht angeschlossen. Diese wenigen hatten sich den Hass der Bauernschaft zugezogen. Bernhard war einer der Wortführer gewesen, ein ruheloser und wortgewaltiger dazu. Er war dabei gewesen, als die Bauern die Hochlandeinfahrten zugeparkt hatten. Bernhard hatte sogar einen Schongauer Polizeikollegen geschubst. Für Irmi war das eine furchtbare Zeit gewesen, denn natürlich lag ihre Sympathie aufseiten der Streikenden. Aber sie war eben auch Polizistin.
    Bernhard hatte recht: Wenn Pius Fichtl einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war, dann gab es Feinde ohne Ende, viele unschöne Geschichten und Verdächtige zuhauf.
    Irmi griff wieder zum Telefon. Es dauerte eine Weile, bis sie in der Gerichtsmedizin den richtigen Ansprechpartner erwischt hatte.
    »Na, da haben Sie mir ja was Schönes angeliefert«, sagte der. »Könnt ihr da draußen nicht ordentlichere Leichen anschleppen?«
    Irmi fand das nur bedingt witzig, riss sich aber zusammen. »Ich bemühe mich beim nächsten Mal. Können Sie mir schon was über die Todesursache sagen?«
    »So eilig, Frau Mangold, da draußen im geruhsamen Werdenfels?«
    »Ja, stellen Sie sich vor, die beschaulichen Zeiten des Bauerntheaters sind vorbei, das Königlich Bayerische Amtsgericht hat ausgetagt. Es macht sogar hier draußen einen Unterschied, ob das ein Unfall war oder Mord.« Ironie war auch eine Waffe.
    Er schien zu kapieren, dass Irmi keine Lust auf Plaudereien hatte, und antwortete nun

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