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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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können Sie ihm ausrichten, dass er sich auch schon mal überlegen kann, wo er am Mittwoch war.« Und sich gleich mal ein Alibi zurechtlegen, dachte Irmi verbittert. »Und wo sind die Namen vom Haberfeldtreiben?«
    »Do auf der Liste.«
    Er reichte ihr ein Papier, das sie einsteckte, ohne es genauer in Augenschein zu nehmen. »Sind das alle?«, vergewisserte sie sich.
    »Ja, alle. Mir ham alle nix zu verbergen.«
    »So, so«, sagte Irmi nochmals. Gerade als sie sich zum Gehen wenden wollte, hatte sie eine Idee. »Ach, Herr Leismüller. Weil wir uns doch jetzt so gut vertragen und Sie ja doch so kooperativ sind, kann ich doch sicher den Tierschutzverein anrufen, damit der die Katzen einfängt. Die Kosten übernimmt ja sowieso der Tierschutz.«
    Er schnappte nach Luft, aber Irmi hatte schon ihr Handy am Ohr. »Ja, Gitta, wunderbar. Ich steh in Wallgau am Hof von Tassilo Leismüller. Der Herr Leismüller hat es sich überlegt. Ihr könnt die Katzen holen. Warte, der Herr Leismüller bestätigt das kurz.« Sie hielt ihm das Handy ans Ohr.
    Er war ehrlich verblüfft. Dann rotzte er ins Telefon: »Von mir aus, holts die Katzenbagage.«
    Irmi strahlte ihn an. »Fein, Herr Leismüller. Fein. Wir melden uns morgen noch mal wegen Ihres Sohnes. Wo der so war. Wiedersehen.«
    Leismüller sagte nichts mehr. Im Rückspiegel beobachtete Irmi, dass er ihr nachstarrte.

8
    Irgendwie fühlte sie sich besser. Nur hatte ihr das Ganze nicht gerade weitergeholfen. Immerhin hatte sie ein paar Katzen gerettet. Man würde natürlich das Alibi überprüfen müssen, und sie würde sich die Liste ansehen.
    Da kam ihr ein Einfall. Sie griff nach ihrem Handy und wählte die Nummer von Vitus Weingand.
    »Hallo, Vitus, hier ist Irmi Mangold. Ich hätte da mal eine Frage: Kennst du Tassilo Leismüller?«
    Was sie erfuhr, war haarsträubend: Leismüller hatte nicht immer Leismüller geheißen und Tassilo auch nicht. Er war Ende der Siebziger als Theo Hormann in Mittenwald aufgetaucht, ein Düsseldorfer mit großer Klappe und noch größerem Weiberverschleiß. Womit er sein Geld verdiente, hatte keiner so recht gewusst. Mitte der Achtziger hatte er die hübsche und schüchterne Ramona Leismüller, die ihre Eltern verloren hatte, geheiratet und ihren Namen angenommen. Dass er auf ihr Geld aus gewesen war, das war jedem klar. Noch bei der Hochzeitsfeier hatte er eine Bedienung auf dem Damenklo gevögelt, was wohl jeder mitbekommen hatte. Auch die frisch angetraute Gattin.
    Damals war das Anwesen ein schmucker Hof in Wallgau gewesen, mit viel Land und Forst. Ramona hatte 1981 ein Kind geboren, das behindert war, und er hatte sie gezwungen, es wegzugeben. Beim Stammtisch hatte er sich damit gebrüstet, dass er seine »Alte jeden Tag in der Küche ordentlich nagele, damit diesmal kein Mongo rauskommt«. 1982 wurde ein zweites Kind geboren, ein gesunder Bub. Vitus wusste zu berichten, dass Ramona Leismüller mehrfach geflüchtet war, einmal sogar ins Frauenhaus nach Peißenberg, sie hatte sich aber nie getraut, ihn zu verlassen. 1990 hatte sie sich schließlich in der Tenne erhängt. Wenig später hatte Tassilo Leismüller eine ganze Menge Grund und Boden verkauft.
    Eine junge Dorfhelferin wollte ihn 1991 wegen Vergewaltigung anzeigen, aber der Vater des Mädchens hatte das vereitelt. »Was woaß ma, was die für gemeinsame Leichen im Keller g'habt ham«, meinte Vitus. Das Mädchen war dann weggezogen. Leismüller blieb Junggeselle, die Erziehung seines Sohnes beschränkte sich darauf, ihn morgens ohne Frühstück aus dem Haus zu jagen. Ein paar Vorstöße von Lehrern auf dem Jugendamt hatten auch zu nichts geführt. Aus Theo war Tassilo geworden – wenn ihn jemand Theo nannte, verprügelte er ihn ohne Gnade. Bis zum Ende der Neunziger prasste er mit seinem Geld herum und hielt die Stammtische frei, dann hatte er so ziemlich alles durchgebracht.
    Irmi atmete tief durch. Vitus' lakonischer Bericht hatte ihre Übelkeit zurückgebracht, von dem kleinen mentalen Zwischenhoch war nichts mehr zu spüren. Das Tief, das sich in ihr festgesetzt hatte, würde Regen und Tränen bringen und viel Sturm.
    Sie fuhr wie in Trance nach Garmisch. Es war fast dunkel, als sie ankam, und im Büro war keiner mehr. Sie sank auf einen Stuhl und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Morgen würden die Kollegen das Alibi von Leismüller überprüfen müssen. Irmi befürchtete, dass es stimmte. Er war der Typ, der immer davonkam, das hatte sein bisheriges Leben gezeigt. Er war brutal

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