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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Fettgehalt und haben immer ganz ordentliche Preise erzielt. Wir lagen auch mit unserer Durchschnittsmenge von 7800 Liter im Jahr pro Kuh über dem Durchschnitt.«
    »Wie viele?«, fragte Irmi.
    »26 Milchkühe und halt die Jungviecher.«
    »Ja, das ist ordentlich«, sagte Irmi.
    »Ordentlich schon, aber Pius wollte mehr. Er hat unseren Ausstoß über die letzten drei Jahre kontinuierlich gesteigert und den Tierarzt gewechselt. Sehr zum Ärger vom Vater.«
    »Wieso Ärger?«
    »Mei, früher haben wir halt zugewartet, ob's besser wird, und dann erst den Tierarzt geholt, aber der Pius hat einen neuen Tierarzt konsultiert, der hat alle unsere Daten auf dem Laptop. Er behandelt die Viecher schon, wenn noch gar kein Tier krank ist. Das hat der Vater nie verstanden.« Peter Fichtl schaute unglücklich.
    Irmi lächelte. »Das ist bei uns nicht anders. Prävention und Prophylaxe sind halt besser, als nur die Symptome mit Medikamentengaben zu kurieren. Wir können uns kranke Kühe gar nicht mehr leisten.«
    »Eben, das sagte Pius auch, und er hat einen Tierarzt an der Hand, der sofort die MLP-Liste interpretiert und bedarfsgerecht gegensteuert.«
    Irmi sah bei ihrem Bruder Bernhard, wie sich die Landwirtschaft veränderte. Wie die Kuhexperten, eine Reihe von innovativen Tierärzten, den Landwirten leistungs- und bedarfsgerecht helfen konnten. Wie auch Kühe noch fit blieben, die eigentlich viel zu alt waren. Fleckvieh wurde in Oberbayern im Durchschnitt 5,1 Jahre alt, Braunvieh 5,9 Jahre. Der deutschlandweite Durchschnittswert lag bei 2,8 Jahren pro Kuh. Bernhard hatte sogar einige weitaus ältere Kuhdamen, und genau das liebte Irmi. Auch Tiere sollten mit Respekt altern dürfen, vor allem solche, die einem den Lebensunterhalt erwirtschafteten.
    »Und das hat Ihrem Vater nicht gefallen?«
    »Wenn Worte wie Kuhkomfort fallen, können Sie sich vorstellen, wie das bei ihm angekommen ist. Mein Vater war fuchsteufelswild. Und Leismüller hat versucht, Pius lächerlich zu machen. Er war eifersüchtig, er hatte immer Probleme mit seiner Milch, und er war halt auch sauer wegen der Anzeige.« Peter Fichtl zuckte mit den Schultern.
    »Welche Anzeige?«
    »Pius hat ihm den Amtstierarzt auf den Hals gehetzt.«
    »Aha, und warum?«
    »Na ja, Vinzi hat mal am Stammtisch erzählt, dass sie im Januar die Kälber in die Iglus rausgeschickt hätten, und die würden jetzt ganz witzig aussehen.«
    Irmi runzelte die Stirn. Kälber in die Eiseskälte zu verbannen, war schon nicht tierschutzgerecht, aber witzig?
    Fichtl fuhr fort: »In der Nacht haben die Füchse den Kälbern bei lebendigem Leib Schwänze und Ohren abgefressen. Vinzi fand das wirklich witzig.«
    Irmi fühlte sich auf einmal elend. Ihr Magen rebellierte. Ihr Geist auch. Die Welt war voller solcher Leismüllers, und das Schlimme an ihrem Job war, dass sie näher an solchen erbärmlichen Kreaturen dran war als andere Menschen.
    »Ich werde mir den Leismüller auf jeden Fall mal ansehen, Herr Fichtl. Wenn Ihnen noch jemand einfällt, der Pius nicht mochte, melden Sie sich, ja?«
    Peter Fichtl nickte. Doch irgendetwas an ihm war anders. Eine Nuance. Ein kurzes Flackern in seinen Augen. Irmi kam es so vor, als wollte er ihr etwas sagen.
    »Wissen Sie noch etwas? Alles ist wichtig, auch wenn es Ihnen nichtig vorkommt!« Irmi sah forschend in seine blauen Augen, aber er hatte sich wieder im Griff.
    »Nein, ich weiß nichts. Ich kenne keine Feinde, außer ein paar fanatischen BDMlern.«
    Trotzdem hatte Irmi ein merkwürdiges Gefühl. »Herr Fichtl, hatte Ihr Bruder denn eine Freundin?«
    Ein kurzes Erschrecken. »Mei, mal die, mal die. Nichts Festes.«
    »Und Sie? Haben Sie eine Partnerin?«
    »Nein, momentan nicht. Ich bin beim Bund ziemlich eingespannt, Frauen wollen ja immer, dass man Zeit hat. Essen geht. Und ins Kino. Dafür hab ich jetzt echt keinen Nerv.«
    In diesem Moment kam ein Auto auf den Hof gefahren. Der Mann, der ausstieg, hatte eine Arzttasche dabei.
    »Ach, Peter, mein Beileid!«, rief er. »Was ist denn da Furchtbares passiert?«
    Peter Fichtl hatte sichtlich Mühe zu sprechen. Irmi sprang ein. »Mein Name ist Mangold, ich bin von der Kriminalpolizei. Pius Fichtl wurde tatsächlich in der Nähe der Fischbachalm tot aufgefunden.« Sie stockte kurz. »Herr Doktor, wie war es denn um seine Gesundheit bestellt? Ich meine, hätte er beim Bergsteigen verunglücken können, weil er Herzprobleme hatte oder so?«
    Eigentlich hatte Irmi einen Hinweis auf die ärztliche

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