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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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etwas aufgeschwemmt, und seine Augen waren weniger flink als die des Vaters.
    »Reindl mein Name. Wir haben telefoniert. Sie wollten mir das Buch zeigen, in dem Sie Ihre Fahrten aufschreiben«, sagte Kathi.
    Es dauerte eine Weile, bis er begriff. »Und zwecks dem seids kemma?«
    »Genau.«
    Er stapfte zu seinem Lkw, öffnete knarzend die Türe, hing halb im Auto und förderte ein ähnliches Schulheft zutage wie das seines Vaters. Provozierend langsam kam er zurück und baute sich vor Kathi auf.
    »Und?«, fragte diese in etwas schärferem Ton.
    »Was, und?«
    »Ja, wo sind nun die infrage kommenden Termine? Heut noch, morgen ist die Nacht vorbei, oder!« Kathi lief allmählich zu Höchstform auf.
    In Zeitlupe blätterte er in dem Büchlein und hielt es Kathi unter die Nase. Irmi stellte sich dazu. Wie erwartet hatte er das Heft vollgekrakelt, am fraglichen Tag waren Adressen rund um Penzberg eingetragen: drei in Antdorf, eine in Nantesbuch und je zwei in Maxkron und Iffeldorf und dann noch fünf Höfe rund um Königsdorf.
    »Und da waren Sie auch?«, vergewisserte sich Irmi.
    »Freilich.«
    Irmi verzog den Mund und sagte leise zu Kathi: »Mei, da können wir jetzt anrufen und erfahren, dass der Herr Leismüller gar nicht da war.«
    Kathi fiel ein: »Ja, eben, und da fragen wir uns doch, warum uns der Herr Leismüller so offen anlügt? Glaubt er, wir sind ein bisschen deppert, oder?«
    Irmi gab sich betroffen. »Ja, das wird er wohl denken. Aber so einfach ist das leider nicht, und wir sind auch gar nicht so deppert, nicht wahr?« Sie fuhr herum. »Leismüller, zum letzten Mal, wo waren Sie am fraglichen Tag?«
    Er hatte von der einen zur anderen geblickt und starrte Irmi nun mit offenem Mund an.
    »Klappe zu, es zieht!«, raunzte Kathi.
    Er klappte den Mund wieder zu. »Do steht doch, wo i war.«
    »Und wann sind Sie losgefahren? Wann zurückgekommen?«
    »Um siebene los. Um fünfe war i z'ruck.«
    Er konnte nie und nimmer all diese Höfe beliefert haben und rechtzeitig auf der Alm gewesen sein. »Schauen Sie, Leismüller. Ich drücke mich vielleicht unklar aus, aber ich möchte wissen, wo Sie waren. Zwischen zwei und drei zum Beispiel«, erklärte Irmi.
    Er schaute in sein Buch. »Die letzten auf der Tour warn in Königsdorf.«
    Bisher hatte der alte Leismüller geschwiegen, aber nun brüllte er plötzlich: »Was soll der Schmarrn, hä? Was fragen S' denn so blöd? Hin und her dauert's je a gute Stund, dazwischen Liefertermine. Das is doch klar. Weiber!«
    Kathi funkelte ihn an. »Danke, wir können auch rechnen. Bloß warum war Vinzi dann gegen zwei auf der Fischbachalm, wo er gesehen und zweifelsfrei erkannt wurde?«
    Tassilo Leismüller fiel sekundenlang alles aus dem Gesicht. »Was!« Er war wirklich überrascht.
    »Ja was?« Irmi lächelte frostig. »Fragen Sie doch mal Ihren Sohn, warum er auf der Fischbachalm gewesen ist und was er da wollte. Warum er vorgibt, eine Tour gefahren zu sein. Oder wissen Sie eh davon?«
    Bevor Irmi es verhindern konnte, hatte Leismüller seinen Sohn gepackt und geschüttelt. Obwohl er kleiner war und älter, verfügte er über Bärenkräfte. »Was reden die da? Wo warst du?«
    Vinzi schwieg. Der Alte nahm ihn in eine Art Schwitzkasten und gab ihm eine Kopfnuss nach der anderen. »Red, du Depp!«
    »Lassen Sie Ihren Sohn los!«, brüllte Irmi. Überraschenderweise ließ er von ihm ab.
    »Ich stelle hier die Fragen! Vinzenz Leismüller. Sie waren auf der Fischbachalm? Warum?«
    Der junge Mann schwieg.
    »Momentan befrage ich Sie noch als Zeugen zu den Vorkommnissen auf der Alm, aber wenn Sie weiter so verstockt sind, lass ich Sie verhaften.«
    Bei Vinzi schien der Informationsfluss nur sehr langsam durchs poröse Hirn zu tropfen. Tröpfchen für Tröpfchen kam jetzt offenbar bei ihm an, dass er allmählich etwas sagen sollte.
    »Ja red, du Schwachkopf!«, brüllte Tassilo Leismüller.
    »Sie machen sich vom Acker!«, brüllte Irmi zurück. »Wir reden mit Ihrem Sohn. Ich ruf Sie, wenn wir Sie brauchen.«
    »Des geht mich aber auch was an«, sagte er.
    »Das können Sie gerne hinterher in einer gemütlichen Plauderei mit Ihrem Sohn klären«, meinte Irmi. Der vierschrötige, grenzdebile Bursch tat ihr jetzt schon leid. Womöglich war er aber der Mörder von Pius, da sollte er ihr eigentlich nicht leid tun.
    Leismüller ging tatsächlich ins Haus. Irmi hätte mit mehr Widerstand gerechnet.
    Vinzi stand noch immer auf dem Hof. Ein gefährlich dunkler Himmel wölbte sich inzwischen

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